Was bei Datenschützern die Alarmglocken schrillen lässt, das wird von vielen Verbrauchern bereitwillig angenommen. So erfreuen sich nicht nur Kundenkarten großer Beliebtheit, auf dem Vormarsch sind auch mobile Bezahlmöglichkeiten und andere Smartphone-Anwendungen. Durch sie erfahren die Händler nicht nur etwas über die Produktvorlieben ihrer Kundschaft, die mobilen Geräte geben auch wertvolle Auskünfte über den Standort des Kunden.
Um den Käufer anzulocken und besser kennenzulernen, nutzen die Händler immer neue Techniken. Längst wird nicht mehr nur mit Gewinnspielen oder lockenden Düften gearbeitet. Das Modehaus Hugo Boss etwa nutzt Wärmesensoren, um zu verfolgen, wo sich die Kunden in seinen Geschäften besonders gerne aufhalten, und dort dann Premiumprodukte zu platzieren.
Der Luxusschokolade-Hersteller Godiva hat Messgeräte installiert, die die Kunden zählen, um zu Stoßzeiten ausreichend Personal im Shop zu haben und die Attraktivität von Schaufenstern zu testen. Dies habe Filiale in der Londoner Regent Street zehn Prozent mehr Geschäft in sechs Wochen gebracht, erklärt die in Chicago ansässige Firma ShopperTrak, die Godiva die Zähler verkauft. "Unsere Kunden versuchen ihre Läden oder Einkaufszentren effizienter zu betreiben", erklärt Bill McCarthy, der für Europa und den Mittleren Osten zuständige Manager bei ShopperTrak.
Wie gläsern ist der Kunde?
Das Unternehmen hat auch in Video- und Telefon-Verfolgungssysteme investiert, um zu analysieren, wie sich Kunden und Mitarbeiter in den Geschäften verhalten. Eine Verletzung der Privatsphäre sieht McCarthy darin nicht. "Die Informationen, die wir sammeln, sind strikt anonym." Das Unternehmen sei bemüht, sicherzustellen, dass nichts gespeichert werde, was Rückschlüsse auf Personen zulasse.
Auch der weltweit drittgrößte Einzelhändler Tesco sieht keine Verletzung des Datenschutzes bei seinen Plänen, die Gesichter von Kunden zu scannen, die in der Schlange stehen. Tesco speichere weder die Bilder noch persönliche Daten, erklärt der Konzern, der schon vor zwei Jahrzehnten mit der Einführung seiner Kundenkarte den Weg in die Nachverfolgungswelt ging.
"Zu viel passiert ohne Einwilligung der Kunden"
Doch nicht alle Einzelhändler seien so verantwortungsbewusst, geben die Tesco-Berater zu Bedenken. "Zu viel passiert ohne die Einwilligung der Kunden", sagt Simon Hay, Chef von Dunnhumby, einem zu Tesco gehörenden Marktforschungsinstitut, das hinter den Kundenkarten des Konzerns steckt. "Du musst transparent umgehen mit Daten, den Menschen sagen, was du damit machst, und ihnen dafür etwas zurückgeben."
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