Geplante Obsoleszenz

Profi verrät, wo die Sollbruchstellen liegen

Elektronik
24.06.2013 11:42
Als eines der größten unabhängigen Testhäuser Europas prüft das im hessischen Bensheim ansässige Unternehmen HTV seit mehr als 26 Jahren elektronische Bauteile und komplette Produkte auf Herz und Nieren. Immer auf der Suche sind die Experten dabei nach sogenannten geplanten lebensdauerbegrenzenden Sollbruchstellen. Wo diese liegen, verriet Technikchef Holger Krumme jetzt dem Magazin "Infosat".

Das Thema "geplante Obsoleszenz" wird derzeit heiß diskutiert. Während die Hersteller beharrlich verneinen, absichtlich Schwachstellen einzubauen, sind viele Verbraucherschützer und Experten davon überzeugt, dass hier und da etwas nachgeholfen wird. Einer von ihnen ist Holger Krumme, Technikchef beim hessischen Testhaus HTV, wo sich ausgebildete Ingenieure, Techniker, Chemiker und Physiker mit hochmodernem Equipment wie Rasterelektronenmikroskopen oder Infrarotspektroskopie auf die Suche nach eingebauten Sollbruchstellen machen.

Gegenüber dem Magazin "Infosat" verriet Krumme jetzt, wo diese liegen: "Wir haben eine Vielzahl von Beispielen für Produkte, die unserer Meinung nach eingebaute Sollbruchstellen enthalten: Besonders auffällig ist zum Beispiel die Verwendung besonders hitzeempfindlicher Bauteile in direkter Nähe zu Hitzequellen. Bei vielen Bildschirmen oder LCD-Fernsehern befinden sich Elektrolytkondensatoren unmittelbar neben Leistungsbauteilen, die über 100 Grad Celsius warm werden. Die Lebensdauer der Kondensatoren beträgt dann nur noch wenige Tausend Stunden. Nach zwei bis drei Jahren fallen sie aus, mit dem Resultat, dass der gesamte Bildschirm aufgrund zu hoher Reparaturkosten auf den Müll wandert", zitiert das IT-Portal Golem.de aus dem Interview.

"Kurzsichtiges Profitdenken"
Auch bei Computerplatinen würden renommierte Hersteller Kondensatoren häufig so platzieren, dass diese sich genau im Heißluftstrom der Prozessorkühlung befänden. Mehrfach hätten die Experten zudem bei DVD-Playern festgestellt, "dass die Schublade durch den verwendeten Riemenantrieb und die Alterung und Verhärtung des Riemens nach zwei bis drei Jahren nicht mehr funktioniert. Ein anderes Antriebsprinzip etwa mittels Schneckenrad hätte hier zu keinerlei Problemen geführt", so Krumme, der hinter dieser Vorgehensweise "kurzsichtiges Profitdenken" vermutet.

Gütesiegel für langlebige Produkte
Um dem ein Ende zu setzen, hat das Testinstitut jetzt das HTV-Life-Gütesiegel ins Leben gerufen. Dieses stehe für ein Produkt, "das keine Maßnahmen zur absichtlichen Verkürzung seiner Produktlebensdauer enthält und langlebig ist". Erstmalig vergeben wurde es kürzlich für zwei Receiver des Herstellers Technisat.

Das Testinstitut ist überzeugt, dass der Verzicht auf bewusste Schwachstellen für den Endkunden einen Mehrwert darstellt, für den er bereit sei, eventuell auch mehr zu investieren bzw. sich für den höherwertigen Artikel zu entscheiden. "Verantwortungsvolle Hersteller überzeugen Kunden zum Neukauf durch ständige Verbesserungen und Innovationen und nicht durch absichtliche Verkürzung der Lebensdauer."

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