Streaming-Revolution

Panasonic: “Fernsehen, wie wir es kennen, ist tot”

Elektronik
04.09.2014 09:59
"Für mich ist das Fernsehen, so wie wir es aus dem letzten Jahrhundert kennen, tot." Mit diesen drastischen Worten hat Panasonic-Europachef Laurent Abadie zum Start der IFA in Berlin auf den fundamentalen Wandel aufmerksam gemacht, der sich durch alle Bereiche des Elektronik-Geschäfts zieht. Ob im Wohnzimmer oder auf dem Smartphone: Internetdienste übernehmen die Hauptrolle.

Für die Hersteller von Unterhaltungselektronik reichte es früher, einfach nur gute Geräte auf den Markt zu bringen. Es gab technische Innovationen, mal hatte der eine die Nase vorn, mal der andere - aber insgesamt war es ein gut behütetes Geschäft, in dem man in der Branche unter sich war. Dann kamen die Fernseher und andere Geräte mit Internetanschluss.

Erst wussten die Verbraucher noch nicht so recht etwas damit anzufangen. Die Branche beklagte regelmäßig, dass ein Großteil der "smarten" TV-Geräte gar nicht ans Netz angeschlossen sei. Die Kunden beschwerten sich über eine zu komplexe und träge Bedienung, die den angeblich nahtlosen Wechsel zwischen klassischem TV und Internetdiensten in der Realität erschwerte. Doch inzwischen geht das Fernsehen den Weg des Smartphones: Apps kommen in den Mittelpunkt, die Bedienungshoheit wandert von der Menüführung des Hardwareherstellers zu den Online-Diensten.

Streaming-Revolution
"Streaming wird den gesamten Medienmarkt revolutionieren", sagt Medienexperte Klaus Böhm von der Beratungsfirma Deloitte. Seinen Schätzungen zufolge werden Medienanbieter ihre Umsätze mit Video-Inhalten auf Abruf bis 2020 fast vervierfachen. Ein Beispiel ist das Tempo, mit dem Online-Dienste wie Spotify den Musikmarkt aufrollen und auch auf das Geschäft der HiFi-Hersteller durchschlagen (siehe Infobox). Für immer mehr Verbraucher wird es wichtiger, über das Netz auf ihre Song-Listen zuzugreifen, als die bestmögliche Qualität von einer CD zu bekommen.

"Fernsehen fehlt die Interaktivität"
Panasonic-Mann Abadie bereitet sich auf diese Zukunft vor. Der japanische Konzern kooperiere verstärkt mit Internetunternehmen und halte ein Auge stets auf mögliche Übernahmen. Das herkömmliche Fernsehen bringe zwar hervorragende Bildqualität, sei aber dennoch eine veraltete Technologie, sagt Abadie. "Die Menschen werden sich sicher auch weiterhin noch große Sportevents auf dem Fernseher anschauen." Aber dabei nutzten sie zur gleichen Zeit auch Kommunikationsmittel wie Twitter oder Online-Netzwerke wie Facebook auf mobilen Geräten. Dem Fernsehen fehle die Interaktivität. Das Fernsehsignal könne bei genügender Verbreitung von schnellen Leitungen genauso gut über das Internet gesendet werden.

Verbraucher bei smarten Hausgeräten noch zögerlich
Die Hersteller von Hausgeräten, die ebenfalls auf der IFA dabei sind, warten hingegen noch auf den großen Internet-Boom. Bisher habe der Verkauf vernetzter Geräte nur "sehr mühsam im Markt zugenommen", räumte Miele-Geschäftsführer Reinhard Zinkann ein. Die Menschen gewöhnten sich daran, ihr tägliches Leben mit Smartphones und Tablets zu organisieren. "Die Schlüsselfrage ist: Wie können wir verschiedene Geräte in ein einziges vernetztes System für den Haushalt einbinden?" Die Geräte-Hersteller müssen auch hier auf neue Konkurrenz aus der Online-Welt Rücksicht nehmen: So preschen die Smartphone-Schwergewichte Google und Apple mit eigenen Plattformen für die Heimvernetzung vor.

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