XE303C12-H01DE

Nutzlos ohne Internet: Samsungs Chromebook im Test

Elektronik
27.04.2014 09:00
Als Alternative zu den Betriebssystem-Platzhirschen Windows, MacOS und Linux bietet der Internetgigant Google seit einiger Zeit das hauseigene Linux-Betriebssystem ChromeOS an. Das läuft auf sparsamer und kostengünstiger ARM-Hardware, bringt aber außer dem namensgebenden Browser keine Software mit. Braucht man laut Google auch nicht, schließlich können allerlei Produktivitätsprogramme auch direkt aus der Cloud ausgeführt werden. Eine Ansicht, der wir uns nach dem Test des Samsung-Chromebooks XE303C12-H01DE nicht anschließen können.

Wer Rechner mit den etablierten Betriebssystemen gewohnt ist, wird ob der im Samsung-Chromebook verbauten Hardware etwas verwundert sein. Beim Prozessor setzen die Koreaner nicht auf einen x86-Chip, wie er in so gut wie allen anderen Notebooks zum Einsatz kommt, sondern auf einen ARM-Chip aus eigener Produktion. Konkret wartet das XE303C12 mit einem Exynos-5-Chip mit zwei je 1,7 Gigahertz schnellen Cortex-A15-Kernen auf, dem ein Mali-T604-Grafikmodul unter die Arme greift. Der Arbeitsspeicher ist zwei Gigabyte groß, statt einer Festplatte gibt's nur 16 Gigabyte Flash-Speicher.

Mobilfunkmodem ist an Bord
Das matte LCD-Display bietet auf 11,6 Zoll Diagonale eine Auflösung von 1.366 mal 768 Bildpunkten und ist nicht berührungsempfindlich. Eine 0,3-Megapixel-Webcam im Deckel ermöglicht Videotelefonie in bescheidener Qualität. Zwei USB-Anschlüsse – einmal in Version 3.0, einmal in 2.0 – sind an Bord, außerdem gibt's einen HDMI-Port, einen SD-Kartenleser und einen 3,5-Millimeter-Kombianschluss für Kopfhörer und Mikros. N-WLAN, Bluetooth und ein 3G-Modem sind an Bord. Die Stromversorgung gewährleistet ein relativ klein dimensionierter Lithium-Ionen-Akku mit nur zwei Zellen. Das Gerät kommt ohne Lüfter aus und ist mit 1,1 Kilo Gewicht angenehm portabel.

Netbook-Konkurrent für 330 Euro
Die Ausstattung lässt es schon erahnen: Samsungs Chromebook versteht sich nicht als Konkurrenz zu potenten und ausdauernden Ultrabooks, sondern eher zu günstigen und mit weniger leistungsfähiger Hardware ausgestatteten Netbooks. Mit einem Anschaffungspreis von laut Online-Preisvergleich günstigstenfalls rund 330 Euro wildert Samsung auch in der gleichen Preisklasse wie Netbooks. Den meisten Netbooks voraus hat das XE303C12-H01DE sein Mobilfunkmodem, dafür unterliegt es Netbook-Konkurrenten mit Windows in puncto Speicherplatz und Verwendungsvielfalt. Vor allem bei den möglichen Nutzungsszenarien zeigte Samsungs Chromebook im Test massive Schwächen.

Schwächen bei Display und Akku
Um nämlich als mobiler Begleiter für die Cloud – laut Google der Sinn und Zweck eines Chromebooks – durchzugehen, fehlt es Samsungs Chromebook an einigen essenziellen Stärken. Zwar gelangt es über sein Mobilfunkmodem auf Wunsch jederzeit ins Netz, der dafür erforderliche Datentarif schlägt jedoch mit monatlichen Fixkosten zu Buche. Der matte Bildschirm wirkt auf den ersten Blick zwar gut für den Außeneinsatz geeignet, offenbart bei näherer Betrachtung allerdings Schwächen bei der Blickwinkelstabilität und der Helligkeit. Im Freien ist das Display nur schwer abzulesen. Die größte Schwäche im Mobileinsatz ist aber der Akku des XE303C12: Der verleiht dem Chromebook nur eine Laufzeit von bestenfalls vier bis fünf Stunden. Zu wenig, um wirklich mobil zu arbeiten.

Zum Arbeiten nur bedingt geeignet
Nach unseren ersten Gehversuchen mit Googles ChromeOS-Betriebssystem trauen wir uns allerdings zu behaupten: Zum Arbeiten ist ein Chromebook ohnedies nur bedingt geeignet. Weil im Grunde nichts anderes als ein Linux-Fundament mit Googles Chrome-Browser auf dem Gerät läuft, kann es nicht mit normaler Software erweitert werden. Windows und die Programme für das Redmonder Betriebssystem benötigen x86-Prozessoren, scheiden für die Nutzung auf einem ARM-Chip also von vornherein aus. Linux gäbe es zwar in Versionen für ARM-Chips, durch den äußerst geringen Speicher im Chromebook hätte man aber auch mit dieser Variante wenig Freude. Man muss also mit dem Funktionsumfang von Googles ChromeOS auskommen.

Ausschließlich für die Cloud gemacht
Und das ist im Alltag richtig schwer. Zwar kann man mit ChromeOS beispielsweise Googles hauseigenes Online-Officepaket Google Docs aufrufen, das kann Microsoft Office oder dem freien LibreOffice aber nicht das Wasser reichen. Zudem kommt es mitunter vor, dass die mit Googles Office-Paket erstellten Dateien beim Öffnen mit dem Microsoft-Pendant nicht mehr so aussehen, wie sie das eigentlich sollten. Weil Microsoft Office gerade im Firmenumfeld aber immer noch die erste Geige spielt, ist die Kompatibilität mit dem Officepaket aus Redmond ziemlich wichtig.

Ohne Internet geht kaum was
Als besonders schwerwiegenden Nachteil empfanden wir im Test aber den Umstand, dass ChromeOS ohne Internetanbindung quasi unbenutzbar ist. Das ist dem Umstand geschuldet, dass sich Googles Laptop-Betriebssystem ausschließlich auf Cloud-Dienste für die Verrichtung der täglichen Arbeit verlässt.

100 Gigabyte Zusatz-Speicher im Cloud-Laufwerk Google Drive liegen dem Gerät bei. Dokumente werden mit Google Docs erstellt, Bilder können mit einschlägigen Online-Diensten bearbeitet werden, andere Cloud-Dienste wie Dropbox werden ebenfalls als Online-Service im Browser ausgeführt. Auch die Spiele, die über Googles Chrome Web Store abgerufen werden, laufen allesamt im Browser.

Weil das Gerät ein integriertes Mobilfunkmodem hat, funktioniert das – einen entsprechenden Tarif vorausgesetzt – über weite Strecken auch ganz gut. Hat man aber, aus welchen Gründen auch immer, mal keinen Empfang, ist das ganze Gerät unbrauchbar. Dann kann das Cloud-Office ebenso wenig aus dem Netz geladen werden wie der Online-Fotoeditor und die bei Google Drive vermeintlich bombensicher geparkten Daten sind plötzlich unzugänglich. Ohne Internetverbindung, das muss man in aller Deutlichkeit sagen, ist das Chromebook unbrauchbar – von einer Handvoll auch offline nutzbarer Programme einmal abgesehen.

Zweckmäßige Verarbeitungsqualität
Angesichts dieser massiven Schwäche ist die zweckmäßige Verarbeitungsqualität des Chromebooks gar kein allzu großer Kritikpunkt mehr. Tatsächlich liegt das matte Plastikgehäuse des Geräts gut und griffig in der Hand und bietet auch angenehm wenig Angriffsfläche für Fingerabdrücke. Das Gehäuse wirkt weitgehend solide und gibt unter Druck kaum nach. Einzig die wackelige Abdeckung des SIM-Kartenschachts und das ungewöhnlich angeordnete und nicht sonderlich weit aufklappbare Displayscharnier bieten haptisch Anlass zur Kritik. Dass das Bildschirmscharnier nicht an der Gehäusekante liegt, hat aber auch Vorteile: Die USB- und HDMI-Anschlüsse liegen an der Rückseite des Chromebooks, angeschlossene Kabel stören also seitlich des Laptops nicht weiter.

Fazit: Am Ende überwiegen aus unserer Sicht die Nachteile. Die kurze Akkulaufzeit, der recht kleine Speicherplatz und vor allem das für den Alltagsgebrauch abseits des Internetsurfens nur bedingt geeignete Betriebssystem werfen die Frage auf, warum man nicht für einen ähnlichen Preis gleich ein vollwertiges Netbook oder gar eine Tablet-Netbook-Kombi anschaffen sollte. Windows-Geräte wie der Tablet-Netbook-Mischling Asus Transformer T100 (siehe Infobox) bieten für wenige Euro mehr die Möglichkeit, offline mit der gewohnten Software zu arbeiten, im Tablet-Modus komfortabel auf der Couch am Touchscreen zu surfen, mit der Windows-Variante von Chrome die gleichen Chrome-Apps wie auf ChromeOS auszuführen – und das alles bei deutlich besseren Laufzeitwerten.

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