Letzte Chance

Nokia präsentiert erste Windows-Smartphones

Elektronik
27.10.2011 08:47
Mit den Worten "A beauty on the outside, a beast on the inside" hat Nokia am Mittwoch in London seine ersten Smartphones auf Basis von Microsofts Windows Phone 7 vorgestellt: das "Lumia 800" und das kleinere "Lumia 710". Ersteres soll noch im November unter anderem in Deutschland sowie fünf weiteren europäischen Ländern zum Preis von rund 499 Euro erhältlich sein. Hierzulande wird man wohl auf beide Modelle noch bis Anfang nächsten Jahres warten müssen.

"Wir hatten einige schwierige Momente und harte Entscheidungen zu treffen", sagte Nokia-Chef Stephen Elop zur Eröffnung der jährlichen Hausmesse Nokia World in London. Nun gebe es aber kein Zuückhalten mehr, die Welt sei bereit für etwas Neues, etwas Schönes. Mit dem neuen Lumia 800 wolle der finnische Handyhersteller zeigen, dass es immer noch Möglichkeiten gebe, mobile Geräte einfacher, flexibler und integrierter zu gestalten als bisher.

"Erstes wahres Windows-Phone"
Das 142 Gramm schwere Lumia 800, von Nokia als das "erste wahre Windows-Phone" bezeichnet, gleicht optisch dem seit Kurzem in Österreich erhältlichen MeeGo-Smartphone N9 (siehe Infobox) und soll wie dieses in den Farben Cyan, Schwarz und Magenta erhältlich sein. Es verfügt über ein gewölbtes 3,7-Zoll-AMOLED-Display mit einer Auflösung von 800 x 480 Pixeln, einen 1,4-GHz-Prozessor, 512 Megabyte RAM, eine 8-Megapixel-Kamera, die auch Videos in 720p dreht, sowie 16 Gigabyte internen Speicher. Ebenfalls mit an Bord sind schnelles WLAN, Bluetooth 2.1 und HSDPA. Die Gesprächszeit gibt Nokia mit je nach Netz zwischen 9,5 und 13 Stunden an.

Das kleinere, 125 Gramm leichte Lumia 710 soll laut Nokia zunächst in Hong Kong, Indien, Russland, Singapur und Taiwan erhältlich sein, Anfang 2012 dann auch in weiteren Märkten. Der Preis liegt einer Pressemitteilung aus Deutschland zufolge bei vorraussichlich 320 Euro. Dafür gibt es im Vergleich zum Lumia 800 allerdings nur acht Gigabyte Speicher, eine 5-Megapixel-Kamera sowie eine mit bis zu 7,6 Stunden verkürzte Sprechzeit.

Eigene Nokia-Dienste
Ausführlicher als auf die Hardware ging Nokia bei seiner gut anderhalbstündigen Präsentation auf die Software ein, mit der die beiden Windows-Phone-7-Geräte ausgeliefert werden sollen. Beide Lumia-Modelle beinhalten demnach die für WP7 optimierte und kostenlose Navigationslösung "Nokia Drive". Laut Kevin Shields, bei Nokia für die Windows-Plattform zuständig, kennt die mobile Navigation mehr als 69 Millionen Orte, was die Zieleingabe sehr vereinfache.

Außerdem mit an Bord der neuen Windows-Phones von Nokia ist der ebenfalls kostenlose Streaming-Dienst "Nokia Music" mit derzeit rund 14 Millionen Songs und 100 Radio-Channels sowie ein spezieller Sports-Hub, über den in Kooperation mit dem amerikanischen TV-Sender ESPN Interessierte mit den aktuellsten Spielergebnissen und Sport-News versorgt werden sollen. Inwieweit diese Angebote auch für den österreichischen Markt erhältlich sein werden, ist derzeit offen.

Letzte Chance für Nokia
Die Finnen setzen große Hoffnungen in die vor acht Monaten besiegelte Kooperation mit Microsoft: Sollte der Erfolg ausbleiben, droht Nokia den Anschluss im heiß umkämpften Smartphone-Markt endgültig zu verlieren. Unter dem scharfen Wettbewerbsdruck von Apple sowie Herstellern von Geräten mit dem Google-System Android war Nokia zuletzt in die roten Zahlen geraten.

Weil der Smartphone-Boom noch am Anfang steht, sehen Marktforscher aber durchaus Chancen für Nokia, mit den Windows-Handys Anschluss zu finden. "Wir sind optimistisch, dass Nokia und Microsoft eine ausreichende gute Nutzererfahrung vermitteln können, um mit Android und iOS in Wettbewerb zu treten", meint Gartner-Expertin Carolina Milanesi. Bis 2015 sei ein Marktanteil von 18 Prozent bei Smartphones realistisch.

Erst Blackberry, dann Android
Erstes Angriffsziel ist RIM mit seinen Blackberrys, wie es Microsoft-Manager Achim Berg in einem Interview der "Financial Times Deutschland" zu Beginn der Woche deutlich gemacht hat. Danach könnte das Android-Lager den neuen Nokia-Wind zu spüren bekommen. Hier schätzen Experten das Ökosystem schwächer ein, weil die Bindung zwischen Hardware und Software-Plattform weniger eng ist. Android-Nutzer "würden leicht wechseln, wenn ihnen eine gute Alternative geboten würde", meint Milanesi. "Einen iPhone-Nutzer zu überzeugen ist sehr viel schwerer."

Neue Modellserie für Schwellenländer
Nokia wäre schon zufrieden, wenn es wieder Anschluss gewinnt an Apple und das Android-Lager. Denn der Konzern ist so global aufgestellt wie kein anderer Handyhersteller und bedient gezielt die Märkte in großen Schwellenländern wie China, Indien und Brasilien. "Jede Sekunde werden bei Nokia zwölf Handys produziert", sagte Elop, "und wir wollen das immer weiter vorantreiben."

So hat Nokia neben den beiden Lumia-Modellen auch eine neue Modellreihe namens "Asha" vorgestellt: Vier Handys zu Preisen zwischen 60 und 115 Euro (ohne Mehrwertsteuer), die das Nokia-System Symbian nutzen und dazu beitragen sollen, "die nächste Milliarde Menschen ins Internet zu bringen".

Grenzen zwischen Smartphones und Handys verschwimmen
Laut Elop verschwimme mit diesen Geräten die bisher klare Linie zwischen Smartphones und einfachen Handys. Die Asha-Handys sollen voraussichtlich ab 2012 auch in Europa vertrieben werden. Bei der Präsentation aber wurden vor allem junge Menschen in Entwicklungsländern gezeigt. "Asha kommt aus der Hindi-Sprache und bedeutet Hoffnung", sagte Elop. Und das gilt nicht zuletzt für Nokia selbst.

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