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Nintendo 3DS: Das kann die mobile 3D-Spaßmaschine

Elektronik
25.03.2011 10:16
3D-Gaming, und zwar ganz ohne Brille – der neue 3DS von Nintendo macht es möglich. Seit Freitag ist der japanische Handheld auch in Österreich erhältlich. krone.at hat die 3D-Spaßmaschine getestet und verrät, was der "Schaukasten zum Mitnehmen" zu bieten hat.

Was in ihm steckt, sieht man dem 3DS zunächst einmal nicht an. Lediglich zwei kleine Kameras an der Außenseite, beide mit einer Auflösung von 640 x 480 Pixeln, lassen die 3D-Fähigkeiten des Handhelds erahnen. Ansonsten wirkt dieser mit seinen Abmessungen von 13,4 x 2,1 x 7,4 Zentimetern und einem Lebendgewicht von 235 Gramm nach wie vor recht klobig und ein wenig bieder. Da helfen auch die glänzenden Farbtöne "Kosmos-Schwarz" und "Aqua-Blau" nichts, selbst wenn letzteres den 3DS zumindest jugendlicher und dynamischer erscheinen lässt.

Aber man soll ja nicht nach Äußerlichkeiten gehen. Klappt man den 3DS auf, werden die Neuerungen offenbart. Da wäre zum einen das analoge 360-Grad-Schiebepad, welches sich links oberhalb des Steuerkreuzes befindet und zusammen mit den integrierten Bewegungs- und Beschleunigungssensoren neue Steuerungsmöglichkeiten eröffnet. Ins Auge springen auch die drei neuen Softkeys, die entgegen ihrem Namen allerdings etwas schwergängig sind: "Select", "Start" und "Home". Letztgenannte Taste erlaubt es dem Nutzer, nun auch direkt aus dem Spiel heraus auf bestimmte Funktionen im Menü zuzugreifen.

Nach wie vor vertreten sind natürlich die beiden für den DS typischen Bildschirme: Der untere Touchscreen löst bei einer Größe von 6,1 x 4,6 Zentimetern mit 320 x 340 Pixeln auf, der obere 3D-Bildschirm hat in der Breite etwas mehr, nämlich 7,7 Zentimeter, und bringt es auf eine Auflösung von 800 x 240 Pixeln. Um den dreidimensionalen Effekt zu erzeugen, werden jedem Auge 400 Pixel zugeordnet.

Vom gewöhnlichen 2D-Handheld zur 3D-Spaßmaschine
Womit wir auch schon beim Thema wären: Ein kleiner, unscheinbarer Schieberegler verwandelt den 3DS von einem bislang eher gewöhnlich wirkenden 2D-Handheld in eine 3D-Spaßmaschine – und das, man kann es gar nicht oft genug betonen, ohne die dafür sonst nötigen Brillen. Um die "Wackelbilder" auf dem autostereoskopischen Display wie in einer Art Schaukasten genießen zu können, sollte eine wichtige Grundvoraussetzung allerdings erfüllt sein: Der Handheld muss ruhig gehalten werden. Bereits kleine Ausreißer in der Haltung nach links oder rechts führen ansonsten zu Bildverschiebungen, und der 3D-Effekt ist dahin.

Für Risiken und Nebenwirkungen...
Gerade bei actionlastigen Spielen, bei denen man gerne mal mit vollem Körpereinsatz spielt und etwas stärker in die Knöpfe haut, kann dies anfangs gewöhnungsbedürftig sein. Aber auch in Bus und Bahn können sich Ruckler negativ auf die Qualität des 3D-Effekts auswirken. In einem eigenen Menüpunkt mit Gesundheits- und Sicherheitsinformationen rät Nintendo daher davon ab, den 3DS mit aktiviertem 3D-Modus in öffentlichen Verkehrsmitteln zu nutzen. Kinder unter sechs Jahren oder Menschen mit einer Fehlstellung der Augen sollten den 3DS gleich ganz meiden. Und selbst wer älter ist und sich bester Gesundheit erfreut, sollte den Hinweisen zufolge nach spätestens 30 Minuten 3D eine Pause einlegen.

Ohnehin sollte vor dem Kauf getestet werden, ob man die dreidimensionalen Bilder überhaupt wahrnimmt – denn immerhin vier bis zehn Prozent der Menschen können den künstlich erzeugten 3D-Effekt nämlich nicht sehen. Natürlich kann der 3D-Effekt auch jederzeit ausgeschaltet werden, sodass sich 3DS-Titel als gewöhnliches 2D-Game spielen lassen. Der umgekehrte Weg, aus einem 2D-Titel ein 3DS-Game zu machen, funktioniert freilich nicht. Dank Abwärtskompatibilität können bei deaktiviertem 3D-Modus aber immerhin auch alte DS-Titel in 2D auf dem 3DS gespielt werden.

Umfangreiches Spieleangebot zum Start
Da dies dem Sinn einer 3D-Konsole allerdings zuwiderläuft, hat Nintendo zum Start seines neuen Handhelds zusammen mit namhaften Publishern ein umfangreiches Line-Up auf die Beine gestellt. 13 Titel stehen zum Release bereit, ein Großteil davon stammt vom französischen Publisher Ubisoft, der unter anderem mit "Splinter Cell", "Ghost Recon Shadow Wars", "Rayman" und seinen "Rabbids" in 3D gleich eine ganze Reihe bekannter Franchises auf den 3DS bringt. Aber auch Electronic Arts ("Die Sims 3"), Namco Bandai ("Ridge Racer"), Sega ("Super Monkey Ball"), Konami ("Pro Evolution Soccer") oder Lucas Arts ("Lego Star Wars III: The Clone Wars") sind vertreten und decken mit ihren Titeln ein insgesamt doch recht breites Spektrum ab.

Nintendo selbst steuert die Titel "Pilotwings Resort", "nintendogs + cats" sowie – zusammen mit Capcom – "Super Street Fighter IV" (Kurztests siehe oben) zum Startprogramm bei. Im Laufe der nächsten Wochen und Monate soll die Liste um weitere Nintendo-Titel in 3D verstärkt werden, darunter "Steel Diver", "The Legend of Zelda: Ocarina of Time", "StarFox 64", "Kid Icacurs: Uprising" sowie neue Folgen der Serien "Mario Kart", "Animal Crossing" und "Paper Mario". Ebenfalls noch heuer erwartet werden etwa Capcoms "Resident Evil: The Mercenaries", EAs "Madden NFL Football", "Dead or Alive Dimensions" von Tecmo Koei sowie Ubisofts "Driver Renegade". Kostenpunkt pro Spiel: rund 45 Euro.

Erweiterte Realität wird großgeschrieben
Bereits vorinstalliert finden Nutzer auf dem 3DS das Spiel "Face Raiders", welches mit Hilfe der frontseitig angebrachten Kamera aus dem zweidimensionalen Konterfei des Spielers ein dreidimensionales Abbild erstellt und dieses anschließend – Stichwort: Augmented Reality (AR) – mit der eigenen Umgebung verschmilzt. Ziel ist es nun, das eigene (virtuelle) Gesicht inmitten des realen Umfelds ausfindig zu machen und abzuwerfen. Erweiterte Realität wird beim 3DS ohnehin großgeschrieben: Jedem Gerät liegen sechs spezielle AR-Karten bei, die – einmal vor den beiden Außenkameras des 3DS ausgebreitet – beispielsweise Nintendo-Helden wie Mario, Link oder Kirby zum Leben erwecken. Mit der Kamera können die Figuren dann von allen Seiten unter die Lupe genommen und auf Knopfdruck bestimmte Aktionen ausgeführt werden.

Den größten Spaß bereitet aber die "Fragezeichen"-Karte. Hinter ihr verbergen sich derzeit zwei Spiele: ein Zielschießen und eine Art Minigolf-Billard. Auch hier muss die 3DS-Kamera um die Karte herumgeführt werden, um das Geschehen aus verschiedenen Winkeln steuern zu können. Eine gewisse Bewegungsfreiheit sollte also – wie beim bereits erwähnten "Face Raiders" – vorhanden sein. Voraussetzung sind außerdem ein Mindestabstand von rund 35 Zentimetern zur Karte sowie gute Lichtverhältnisse. Ist es nämlich zu dunkel, erkennt die sowohl innen als auch außen mit jeweils 640 x 480 Pixeln auflösende und nicht gerade lichtstarke Kamera die AR-Karte nicht, und das Spiel startet nicht. Für zwei weitere Spiele ist im dazugehörigen Spielmenü noch Platz. Wann Nintendo diesen ausfüllt, bleibt abzuwarten.

Weitere vorinstallierte Features
Installiert sind außerdem der Mii-Maker, der auf Wunsch anhand eines Fotos automatisch einen dem Spieler ähnlichen Avatar erstellt, sowie das Aktivitätslog. Dieses protokolliert nicht nur, wann der Spieler zuletzt wie lange gespielt hat, sondern auch, wie viele Schritte er während des Tages zurückgelegt hat – vorausgesetzt, der 3DS befindet sich im Standby-Modus. Dafür genügt es, den 3DS zuzuklappen, was dann allerdings zu Lasten des Akkus geht. Über das nach wie vor sehr nüchtern gehaltene und etwas altbacken wirkende Dashboard kann schließlich auch auf das bereits bekannte Audio-Recording- und –Verfremdungs-Tool sowie die Kamera zurückgegriffen werden.

Sowohl Soundschnipsel als auch Schnappschüsse können rudimentär bearbeitet, mit Effekten/Cliparts versehen und anschließend auf der beiliegenden SD-Speicherkarte (2 GB) abgelegt werden. Große Wunder der Bild- und Audiobearbeitung darf man sich aber nicht erhoffen, und auch die 3D-Aufnahmen, die sich mit Hilfe der beiden Außenkameras anfertigen lassen, taugen aufgrund der niedrigen Auflösung bloß als Gag.

Neue Drahtlos-Funktionen
Auf dem Speicher des Handhelds sollen schließlich auch Zusatzinhalte, Anwenransportiert. Die Zauberworte lauten hierbei "Spot Pass" und "Street Pass". Beide Funktionen sollen "on the fly", also im Vorbeigehen funktionieren und den im Standby befindlichen Handheld automatisch in der Nähe eines Hotspots ("Spot Pass") mit Bonus-Inhalten wie Trailern versorgen, oder, im Falle von "Street Pass", dem Austausch von Kontaktinformationen, Mii-Charakteren oder etwa Spielständen dienen.

"Street Pass" soll es dem Nutzer außerdem erlauben, automatisch Duelle – beispielsweise in "Super Street Fighter IV" – mit anderen 3DS-Besitzern auszutragen. Gerade in weniger dicht besiedelten Gebieten als Wien könnte es allerdings schwer werden, weitere 3DS-Besitzer zu finden, die ihren Handheld samt "Street Pass"-Funktion nicht nur aktiviert haben, sondern darüber hinaus auch noch über das gleiche Spiel verfügen. Auch die Zukunft der "Spot Pass"-Funktion ist hierzulande noch ungewiss, wurden für Österreich doch bislang keine Provider als Partner bekannt gegeben, um den Handheld drahtlos mit Inhalten zu füttern.

Download-Store und Browser werden nachgereicht
Ab April/Mai soll dies allerdings auch selbst möglich sein. Dann nämlich will Nintendo mit einer Software-Aktualisierung einen E-Shop für Downloads sowie einen Browser für den 3DS nachreichen. Der Handheld lässt sich zu diesem Zweck über die WLAN-Standards 802.11 b und g mit dem Internet verbinden, auf Wunsch auch verschlüsselt mittels der Sicherheitsstandards WPA und WPA2. Warum es Nintendo allerdings nicht geschafft hat, den Browser bereits zum Verkaufsstart zu implementieren, bleibt schleierhaft.

Schwachpunkt Akkuleistung
So kommt man allerdings auch nicht in Versuchung, mittels Wireless-Funktion durchs Web zu surfen und dabei unnötig Strom zu verbrauchen. Im Vergleich zum Vorgänger DSi ist die Akkukapazität nämlich deutlich gesunken. Im 3D-Betrieb macht der 3DS schon nach spätestens fünf Stunden Schluss. Gar nur drei Stunden sind es, wenn nebenbei noch von Online-Funktionen Gebrauch gemacht wird, der Standby-Modus aktiviert ist oder der Bildschirm besonders hell eingestellt ist. Etwas größere Ausdauer, nämlich bis zu acht Stunden Spielspaß, besitzt der Handheld hingegen, wenn man ihn mit alten 2D-Titeln betreibt. Immerhin ist der Aufladevorgang etwas eleganter geworden: Eine beigelegte Ladestation lädt den 3DS binnen dreieinhalb Stunden auf, sobald dieser darauf abgelegt wird. Der Spielbetrieb kann währenddessen aufrecht erhalten bleiben.

Preis und Ausstattung
Und was kostet der Spaß? Amazon und die großen Elektronikmärkte listen den 3DS derzeit mit rund 250 Euro, übers Internet gibt es den Handheld noch mal um bis zu 25 Euro günstiger. Im Lieferumfang enthalten sind dann neben der Konsole und dem obligatorischen Wälzer von Handbuch die bereits erwähnte Ladestation plus Netzteil, eine zwei Gigabyte große SD-Speicherkarte, sechs Augmented-Reality-Karten sowie der neuerdings ausziehbare Metall-Touchpen.

Fazit: Ob der 3DS deswegen nun ein Schnäppchen ist oder nicht, hängt – wie so oft – vom Blickwinkel ab: Betrachtet man den 3DS als reines Spielgerät, dann ist er verhältnismäßig teuer. Zum selben Preis gibt es etwa Microsofts Xbox 360 in der Arcade-Version, die Wii-Konsole von Nintendo kostet sogar unter 200 Euro. Ausschlaggebend ist aber nun mal der 3D-Effekt, und den kriegt man derzeit ohne Brille fast nirgends, geschweige denn zu diesem Preis. Verglichen mit den Kosten für 3D-fähige Gaming-Lösungen am PC oder im Wohnzimmer, wo nebst Konsole bzw. Grafikkarte auch ein extra 3D-Monitor oder -Fernseher fällig werden, ist der 3DS daher unschlagbar günstig - wenngleich eingeräumt werden muss, dass der 3D-Genuss auf einem 40-Zoll-Bildschirm doch deutlich über jenem des 3DS liegt. Das Spieleangebot stimmt jedenfalls, deckt so ziemlich jeden Geschmack ab und macht, was am wichtigsten ist, in 3D mächtig Spaß. Was jetzt noch dringend fehlt, um mit der Smartphone-Konkurrenz, die neuerdings auch auf 3D-Displays setzt, Schritt halten zu können, sind die herunterladbaren Zusatzinhalte.

von Sebastian Räuchle

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