Trotz schneller Internet- und Satellitenverbindungen: Aufgrund ihrer Größe ist die Übertragung dreidimensionaler Filme bislang problematisch - schließlich stellen sie höhere Anforderungen als zweidimensionale Filme, da für eine räumliche Darstellung wenigstens zwei Bilder benötigt werden. Mindestens zwei Kameras müssen den Film aufnehmen und ein 3D-Bildschirm zwei Bilder zeigen. Eines für das linke und eines für das rechte Auge.
Datenmenge sinkt um bis zu 40 Prozent
Schon für Filme in besonders guter, hochauflösender HD-Qualität haben Forscher des Heinrich-Hertz-Instituts (HHI) in Berlin ein Kompressionsverfahren mitentwickelt, das Filme zwar kleiner rechnet, aber dabei die Qualität erhält: H.264/AVC. Was das Videoformat für HD-Filme ist, soll künftig das sogenannte Multiview-Video-Coding, kurz MVC, für 3D-Filme sein. Der Vorteil: Bei gleichbleibender High-Definition-Qualität sinkt die Datenmenge, die ein Film verbraucht.
"Mit MVC werden die zwei Bilder, die für den stereoskopischen 3D-Effekt nötig sind, so zusammengepackt, dass die Bitrate des Films deutlich verringert wird", erklärt Thomas Schierl, Wissenschaftler am HHI. Die 3D-Filme würden so bis zu 40 Prozent kleiner.
Schierl und seine Kollegen arbeiten daran, den Codec auch für die Fernsehübertragung vom Satelliten oder den Internetstream zu etablieren. "Die neuen Fernseher werden zunächst 3D-Filme nur von der Blu-ray-Disc abspielen, die jetzt auch in der dritten Dimension kommt. Der nächste Schritt, 3D ins Wohnzimmer zu bringen, soll über Broadcast-Kanäle oder IPTV-Kanäle möglich werden, die über DSL oder Kabel laufen."
3D-Brille wird überflüssig
Auf die sonst bislang übliche 3D-Brille soll dabei verzichtet werden. Das MVC-Format verfüge über die technischen Möglichkeiten, mehrere Aufnahmen, Views genannt, zu kodieren und komprimieren. Denn jeder Mitgucker auf dem Sofa habe einen unterschiedlichen Blickwinkel und brauche daher eine separate Ansicht, einen "eigenen" 3D-Film für seinen individuellen Sitzplatz. MVC fasse alle diese Views in einer kompakten Datei zusammen, ehe eine Settop-Box als Empfänger diese Informationen dekodiere und sie an den Fernseher weiter gebe.
Auch für ältere Filme und Settop-Boxen geeignet
Mittels MVC kodierte Filme sollen sich sogar auf älteren Fernsehern und Settop-Boxen abspielen lassen. "Die erste View entspricht dem Signal, das der existierende Fernseher empfangen kann, und die zweite Ansicht würde man im gleichen Strom verstecken, sodass nur die neuen Empfänger diese nutzen können. Für die älteren Geräte bleibt sie unsichtbar", so Schierl.
Dies sei besonders für Filmverleiher und Fernsehsender interessant, da sie sich um die Kompatiblität nicht kümmern müssten. Und auch Mobilfunker und Handyhersteller könnten mit MVC auf den 3D-Zug aufspringen, erläutert Schierl die Vorzüge seiner Technologie, die auf der International Broadcasting Convention IBC vom 10. bis 14. September in Amsterdam erstmals zu bewundern sein wird.
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