Unverschämt dünn

Lenovo Yoga 3 Pro: Verwandlungs-Künstler im Test

Elektronik
02.11.2014 09:00
Lenovo schickt mit dem Yoga 3 Pro die dritte Auflage seiner Convertible-Erfolgsserie ins Rennen um die Gunst der Ultrabook-Käufer. Wie schon die Vorgänger versteht es auch das dritte Yoga, sich in Windeseile vom Laptop in ein Windows-Tablet oder einen am Tisch stehenden Touchscreen zu verwandeln. Wie sich das mit gerade einmal 12,8 Millimetern Dicke schon beinahe unverschämt dünne Core-M-Gerät in der Praxis schlägt, hat krone.at ausführlich getestet.

Auch wenn Windows 8 bei den Kunden nicht den von Microsoft erhofften Anklang fand, muss man Steve Ballmers Schöpfung doch zugutehalten, dass sie den Weg für eine Menge unkonventioneller Geräte geebnet hat, die es sonst wohl nicht gegeben hätte. Eines dieser Geräte ist Lenovos 360-Grad-Laptop Yoga, der durch ein Spezialscharnier vom klassischen Laptop in ein Tablet und alle möglichen Zwischenformen verwandelt werden kann. Das Yoga 3 Pro ist die dritte Generation dieses Konzepts – und unserem Eindruck nach die bisher beste. Hier einige Eindrücke, welche die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten des neuen Lenovo-Convertibles zeigen:

Was genau in dem nur 1,2 Kilo leichten Hybridgerät steckt, erfahren Sie in dieser Tabelle:

Lenovo Yoga 3 Pro

CPU

Intel Core M; 1,1 GHz Dual-Core

RAM

8 GB

Display

13,3 Zoll

Auflösung

3.200 x 1.800 Pixel

Massenspeicher

256 – 512 GB SSD

Optisches Laufwerk

Nicht vorhanden

Grafiklösung

On-board: Intel HD Graphics 5300

Anschlüsse

USB 3.0 (2x), USB 2.0 (1x), microHDMI, SD-Kartenleser

Funkstandards

Gigabit-WLAN, Bluetooth 4.0

Webcam

1 Megapixel

Akku

9h Laufzeit (Herstellerangabe)

Software

Windows 8.1

Extras

360-Grad-Spezialscharnier
Tastatur-Hintergrundbeleuchtung
JBL-Lautsprecher

Maße

33 x 22,8 x 1,28 Zentimeter; 1,2 Kilo Gewicht

Preis

Ab 1.600 Euro

Neben seinem unverschämt dünnen Gehäuse – laut Lenovo handelt es sich beim Yoga 3 Pro um das dünnste Convertible der Welt – hinterlässt das Gerät vor allem durch den verbauten Chip einen interessanten Eindruck. Es handelt sich um eines der ersten Convertibles, die bereits mit Intels neuem Mobil-Wunderchip Core M ausgestattet sind, der besonders hohe Ausdauer bei gleichzeitig geringer Wärmeentwicklung und hoher Leistungsfähigkeit verspricht.

Genug Power für Office, aber keine Spielmaschine
Im Test bot Intels Mobil-Chip genug Leistung für den Alltagsgebrauch. Surfen, Office-Tätigkeiten und der Konsum von Videos oder Musik stellen den Core M vor keine Probleme. Das System im Allgemeinen und Programme im Speziellen starten schnell und reibungslos, was auch der flotten SSD geschuldet ist, die als Massenspeicher dient. Multitasking ist dank ausreichend RAM kein Problem. Anspruchsvollere Software, etwa Bildbearbeitungsprogramme, kann man auf dem Yoga 3 Pro ohne Probleme ausführen. Wer täglich mit solchen Applikationen arbeitet, wird sich aber womöglich nach einiger Zeit doch etwas mehr CPU-Power wünschen.

Obwohl Intels Core M es laut Hersteller ermöglichen würde, kommt das Yoga 3 Pro nicht ganz ohne Lüfter aus. Im Normalbetrieb arbeitet das Convertible lautlos, unter Last bemerkt man bei genauem Hinhören ein unaufdringlich-leises Lüftergeräusch, das aus dem Gehäuse dringt. Es ist allerdings so subtil, dass man es zumeist tatsächlich mit einem lautlosen Gerät zu tun hat.

Anspringen tut der Lüfter beispielsweise im Spiele-Betrieb, wobei man sich nicht der Illusion hingeben sollte, auf dem Yoga 3 Pro würden aktuelle Games laufen. Für ältere und grafisch anspruchslose Titel ist der Laptop zwar ausreichend gerüstet, aktuelle Kost in hoher Auflösung bringt den verbauten Stromspar-Chip aber an seine Grenzen. An Spieler richtet sich Lenovos ultraflaches Multitalent aber ohnehin nicht – eher an all jene, die unterwegs arbeiten und hie und da im Tablet-Betrieb im Netz surfen, Videos anschauen oder Fotos betrachten möchten.

Genug Speicherplatz und Anschlüsse, guter Klang
Was den vorhandenen Speicherplatz angeht, haben wir nichts auszusetzen. Je nach Modell kommt das Yoga 3 Pro mit 256 oder 512 Gigabyte flottem SSD-Speicher. Das reicht auch für die Mitnahme größerer Datenmengen. Bei der getesteten 256-Gigabyte-Variante waren – die frische Windows-8.1-Installation und die Backup-Partition abgezogen – rund 170 Gigabyte Speicherplatz für den Nutzer frei. Damit kann man – zusätzlich zu den wichtigsten Dokumenten – auch den einen oder anderen Film oder reichlich Musik mitführen.

Nett: Das Yoga 3 Pro bringt mit seinen JBL-Lautsprechern passablen Klang zustande. Die Boxen sind zwar nicht sonderlich bassstark, klingen aber klar und ausgewogen und sind auch vergleichsweise laut. Die Anschluss-Ausstattung ist vernünftig: Der Ladeanschluss kann auch als USB-Port genutzt werden, zwei USB-3.0-Ports nehmen Peripherie auf, SD-Karten werden unterstützt und auch ein Audio-Anschluss fehlt nicht. Einzig für den Anschluss an externe Displays oder Beamer braucht es einen Adapter für den microHDMI-Anschluss.

Großartiges Display, angenehm viel Ausdauer
Einen exzellenten Eindruck hinterlässt das Display im Yoga 3 Pro. Es löst mit 3.200 mal 1.800 Bildpunkten extrem hoch auf, was sich besonders beim Fotobetrachten positiv bemerkbar macht. So detailreich wie auf dem Lenovo-Verwandlungskünstler sieht man seine Bilder sonst selten. Die maximal erzielbare Helligkeit reicht für den Alltag locker aus und ermöglicht bis zu einem gewissen Grad auch die Nutzung draußen, die kratzfeste Glasscheibe darüber spiegelt bei direkter Sonneneinstrahlung aber stark. Die Blickwinkelstabilität des IPS-Panels ist tadellos, die Farbdarstellung natürlich. Alles in allem eines der besten Notebook-Displays, die es bislang in unser Testlabor geschafft haben.

Einen sehr guten Eindruck hinterlässt auch die Akkulaufzeit des Yoga 3 Pro. Laut Hersteller soll es bis zu neun Stunden fernab der Steckdose durchhalten. Genug Saft also für einen Arbeitstag? Unter Idealbedingungen schon. Im Test kamen wir beim WLAN-Surfen mit YouTube-Eskapaden und gelegentlichen Spielen bei hoher Bildschirmhelligkeit rund sieben Stunden mit einer Akkuladung aus. Bei reduzierter Helligkeit dürften also auch acht oder sogar die neun Stunden drin sein, die Lenovo verspricht.

Gut verarbeitetes, aber nicht sehr steifes Gehäuse
Das Gd um die Tastatur ist leicht gummiert, was sich einerseits griffig anfühlt, dem Gerät andererseits im Tablet-Modus oder als Stand-Display mit Tastatur an der Unterseite zu einer gewissen Rutschfestigkeit verhilft. Die Verarbeitungsqualität im Allgemeinen ist sehr gut, unerwünschte Spalten oder sonstige Mängel konnten wir am Testgerät nicht entdecken.

Durch die unverschämt dünne Bauweise ist das teils aus mattem Metall gefertigte Gehäuse jedoch nicht das Steifste: Es lässt sich ein wenig eindrücken und knarzt bei einseitiger Belastung etwas, wirkt insgesamt eher filigran. Das kann auch gewollt sein, damit es bei leichtem Druck zu keinen Brüchen oder Sprüngen kommt. Letztlich glauben wir an die Haltbarkeit des Yoga 3 Pro: Das aus über 800 Einzelteilen gefertigte Spezialscharnier wirkt langlebig und robust, wenngleich manche Einzelteile etwas Spiel haben und beim Transport ein wenig scheppern. Und beim Gehäuse dürfte die nicht ganz optimale Steifigkeit schlicht der Preis sein, den man für die dünne Bauweise bezahlen muss.

Bei der Tastatur gibt's keine F-Tasten
Einen brauchbaren Eindruck hinterlassen Tastatur und Touchpad. Letzteres ist angenehm groß und präzise und verfügt über direkt ins Touchpad eingelassene Buttons. Einen Trackpoint, wie es ihn bei Lenovos Business-Schiene Thinkpad gibt, hat das Yoga 3 Pro nicht. Die Tastatur ist ausreichend groß, um auch längere Texte darauf zu tippen, und bietet trotz der geringen Bauhöhe einen passablen Tastenhub.

Dass Lenovo allerdings die F-Tasten gestrichen und in die Zifferntasten integriert hat, könnte einige Nutzer stören. Will man beispielsweise die gängige Tastenkombination Alt+F4 nutzen, muss man am Yoga 3 Pro Alt+Fn+4 drücken. Das Einsparen der F-Tasten verwundert umso mehr, weil rund um die Tastatur eigentlich noch reichlich Platz wäre.

Toll als Laptop und Stand-Display, brauchbar als Tablet
Im Betrieb überzeugt das Convertible vor allem mit seiner Flexibilität. Das Yoga 3 Pro gab im Test ein absolut brauchbares Ultrabook ab, auf dem man auch längere Zeit mobil arbeiten kann. Wer es als Tablet nutzen will, muss sich in diesem Betriebsmodus an die deaktivierte, aber immer noch vorhandene Tastatur an der Rückseite gewöhnen, durch die sich das Gerät als Tablet ein wenig seltsam anfühlt. Das geringe Gewicht von 1,2 Kilo ist für kürzere Surf-Ausflüge auf der Couch geeignet, Vielleser auf der Suche nach einem möglichst leichten Lese-Tablet dürften aber mit einem separaten Acht-Zoll-Tablet mit hoher Bildschirmauflösung eher auf ihre Kosten kommen.

Richtig auftrumpfen kann das Yoga 3 Pro immer dann, wenn man etwas präsentieren will. Als stehendes Tablet am Tisch gibt es – auch dank seinem tollen Display – ein richtig gutes digitales Fotoalbum ab. Und auch beim Filmschauen erweist sich das Gerät als ausgesprochen praktisch. Generell gilt: Immer dann, wenn andere Tablets mit Büchern oder anderen Dingen abgestützt werden müssten, weil man sie nicht in Händen halten will, zeigt Lenovos Multitalent seine ganze Stärke. Als Laptop überzeugt es ebenfalls, als Tablet eignet es sich zumindest für die gelegentliche Nutzung gut.

Windows 8.1 mit praktischen Tools und Bloatware
Als Betriebssystem kommt Windows 8.1 zum Einsatz – und zwar in der vollwertigen x86-Version. Das bedeutet, dass das App-Angebot im Tablet-Modus zwar eher begrenzt ist, dafür aber jedes beliebige Windows-Programm auf dem Gerät läuft.

Praktisch: Lenovo spendiert dem Yoga 3 Pro eine hauseigene App namens Harmony, mit der einerseits die praktischsten Apps für den gerade genutzten Betriebsmodus vorgeschlagen werden, andererseits aber auch Einstellungen wie die Bildschirmhelligkeit an Tablet-, Laptop- oder Standmodus angepasst werden. Lenovo liefert weitere nützliche Eigenentwicklungen, allerdings auch ein wenig Bloatware mit, die manche Nutzer stören könnte.

Fazit: Als flexibler und ultramobiler Begleiter hinterlässt das Yoga 3 Pro einen sehr guten Eindruck. Das Gerät ist leise, bietet genug Power für den Alltag, ist unverschämt leicht und dünn und hat doch ein traumhaftes Display. Für gelegentliche Surf-Ausflüge gibt es ein passables Tablet ab, besonders praktisch ist die Konstruktion aber immer dann, wenn man etwas vorführen möchte – Bilder, Videos oder Präsentationen. Dass das Gehäuse nicht das Steifste ist und der Tastatur die F-Tasten fehlen, könnte manche Nutzer stören, dürfte aber zumindest zum Teil dem ultradünnen Chassis geschuldet sein. Bei einem Preis von 1.600 Euro könnten diese kleinen Kritikpunkte manche Interessenten allerdings abschrecken.

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