Wandlungskünstler

Lenovo Yoga 13: Der flexible x86-Hybrid im Test

Elektronik
23.03.2013 10:00
Lenovos Yoga 11 musste sich bereits vor einiger Zeit dem Praxistest stellen, überzeugte darin mit starker und gut verarbeiteter Hardware, musste allerdings auch Kritik wegen des leeren App-Stores des vorinstallierten Windows RT einstecken. Jetzt hat es mit dem Ideapad Yoga 13 auch der große Bruder mit vollwertigem x86-Prozessor und Windows 8 Pro in unser Testlabor geschafft. Was von Lenovos Laptop-Tablet-Verwandlungskünstler Yoga 13 als mobilem Begleiter zu halten ist, klärt dieser Test.

Mit dem Ideapad Yoga 13 hat Lenovo ein Tablet-Laptop-Hybridgerät auf Ultrabook-Niveau im Programm, das sich durch Spezialscharniere am Display binnen kürzester Zeit vom rund zwei Zentimeter dünnen Laptop zum 13-Zoll-Tablet wandeln lässt. Der 13,3-Zoll-Bildschirm lässt sich nämlich um 360 Grad drehen, wodurch die im Tablet-Modus deaktivierte Tastatur an der Unterseite liegt und der Touchscreen an der Oberseite zur Bedienung mit den Fingern einlädt.

Dank Windows 8 funktioniert die Tablet-Bedienung beim Yoga 13 ebenso reibungslos wie beim kleinen Bruder Yoga 11. Der große Vorteil des größeren Modells kommt allerdings erst dann zum Tragen, wenn man Software verwenden möchte, die eigentlich nicht unbedingt auf die Bedienung mit dem Finger ausgelegt ist. Durch den verbauten x86-Prozessor laufen nämlich alle gängigen Windows-Programme reibungslos, man ist nicht auf die Apps aus dem Windows-Store angewiesen.

Kompaktes Ultrabook mit potenten Intel-Prozessoren
In unserer Testkonfiguration kam das Yoga 13 mit einem 1,7 Gigahertz flotten Core i5-Prozessor aus dem Hause Intel. Eine günstigere Variante mit 1,5 Gigahertz schnellem Core i3 oder ein teureres Modell mit 1,9 Gigahertz und Core i7 stehen ebenfalls zur Verfügung. Die Arbeitsspeicherausstattung beträgt je nach Modell bis zu acht Gigabyte – mehr als genug für alle Büroanwendungen, die man auf einem Ultrabook üblicherweise nutzt.

Apropos Ultrabook: Wie in dieser Gerätekategorie üblich, kommt auch im Yoga 13 statt einer herkömmlichen Festplatte eine SSD zum Einsatz. Zur Auswahl stehen Modelle mit 128 oder 256 Gigabyte. Bei unserem 128-Gigabyte-Testgerät waren für die Daten des Nutzers noch rund hundert Gigabyte frei – genug für Dokumente, aber zu wenig für große Mediensammlungen.

Grafikkarte nicht für neueste Blockbuster geeignet
Die Grafikfähigkeiten der verbauten Intel-HD-4000-Onboardgrafik reichen zwar nicht für aktuelle Spieleblockbuster, kleine Spielchen für zwischendurch stemmt sie aber mühelos. Kopfhörer werden über eine 3,5-Millimeter-Kombibuchse angeschlossen und dürfen auch ein Mikrofon mitbringen. Die Soundqualität ist für ein Notebook in Ordnung, satte Bässe und glasklare Höhen sollte man sich von den eingebauten Speaker-Winzlingen aber nicht erwarten.

Mit dem Netzwerk oder anderen Geräten verbindet sich das Yoga 13 über schnelles N-WLAN oder das sparsame Bluetooth 4.0. In unseren Tests stellte das Gerät zwar schnell eine Verbindung mit dem WLAN-Router her, allerdings war die Signalqualität nur Mittelmaß. Muss das integrierte WLAN-Modul mehrere Wände durchdringen, könnte es in manchen Fällen zu Empfangsproblemen kommen.

Gute Performance und brillantes Display
Durch den flotten Prozessor, die üppige Arbeitsspeicherausstattung und vor allem die pfeilschnelle SSD startet das Yoga 13 Windows 8 in wenigen Sekunden, und auch Programme werden sehr schnell geöffnet. So wünscht man sich das von einem Arbeitsgerät. Nachdenkpausen braucht das Yoga 13 im Betrieb nur sehr selten.

Das IPS-Display des Yoga 13 überzeugt mit einem recht großem Betrachtungswinkel und liefert angenehm kräftige Farben. Die maximale Auflösung beträgt 1.600 mal 900 Bildpunkte, erreicht also nicht ganz Full-HD-Niveau. Im Test hat uns das nicht weiter gestört: Die Auflösung reicht für ein angenehm klares Schriftbild und im normalen Betrieb sind keinerlei Treppeneffekte zu sehen. Nur wer die Augen sehr nahe vor dem Display positioniert, wird einzelne Pixel erkennen.

Display-Glasscheibe als Fingerabdruck-Magnet
Typisch für diese Gerätekategorie ist die Glasscheibe, hinter der sich das Display verbirgt. Die ist bei kapazitiven Touchscreens notwendig, bringt allerdings die unangenehme Eigenheit mit sich, Fingerabdrücke regelrecht anzuziehen. Wer mit dem Gedanken spielt, sich ein Hybridgerät mit Touchscreen anzuschaffen, der sollte sich dessen bewusst sein und erwarten, dass das Display im Freien stark spiegelt.

Wie schon der kleine Bruder, fällt auch das Yoga 13 durch seine gute und wertige Verarbeitung auf. Das knapp über 1,5 Kilo schwere Gerät besteht aus Plastik, die Tastatur und das Multi-Touchpad werden von einem rutschfesten, kunstlederartigen Material umrandet. Das Gehäuse hinterlässt einen soliden Eindruck: Es wackelt und knackt nichts.

Mattes Gehäuse ist angenehm pflegeleicht
Erfreulich ist, dass Lenovo auf ein mattes Material setzt, das nicht jeden Fingerabdruck anzieht. Zu putzen hat man beim Yoga 13 mit dem spiegelnden Display schließlich ohnehin schon genug. Die Scharniere, die für das Auf- und Zuklappen des Displays zuständig sind, sind das Herzstück des Gehäuse-Konzeptes des Yoga 13. Dementsprechend wichtig ist ihre Verarbeitung.

Waren wir anfangs skeptisch, dass diese fragilen Kleinteile der Belastung, die das ständige Öffnen und Schließen des Geräts mit sich bringt, langfristig standhalten, hinterließen sie zumindest während des Testzeitraums einen stabilen Eindruck. Ob das auch nach Jahren der intensiven Nutzung noch so ist, vermögen wir aber nicht zu beurteilen.

Gute Akkulaufzeit, hörbarer Lüfter
Nichts auszusetzen haben wir an der Laufzeit des Yoga 13. Lenovo gibt die maximale Akkulaufzeit mit mehr als acht Stunden an, in unseren Tests hielt das Yoga je nach Verwendungszweck unterschiedlich lang durch. Beim Surfen im Tablet-Modus kamen wir den acht Stunden Betriebsdauer tatsächlich recht nahe, bevor das Gerät nach Strom rief. Läuft es unter Last, kann sich die Laufzeit jedoch reduzieren.

Da es sich um ein Gerät mit vergleichsweise starkem Intel-Prozessor handelt, konnten die Lenovo-Ingenieure nicht auf einen Lüfter verzichten. Dieser ist im Betrieb auch bei schwacher Auslastung durchaus hörbar, jedoch nicht unangenehm laut. Die Luftschlitze, durch die warme Luft nach draußen strömt, befinden sich an der gleichen Kante wie die Displayscharniere. Das Gerät wird im Betrieb warm, wurde im Test jedoch nie unangenehm heiß.

Der Tablet-Modus in der Praxis
So viel zur Hardware des Yoga 13, doch wie steht es um die Alltagstauglichkeit des Tablet-Laptop-Hybriden? In unserem Test nutzten wir das Yoga intensiv im Tablet-Modus – und waren nach einer kurzen Eingewöhnungsphase durchaus positiv überrascht. Allerdings handelt es sich um keinen echten Ersatz für kleine ARM-Tablets wie das Nexus 7 oder das iPad.

Wer es als kleines, leichtes Lese-Tablet nutzen möchte, wird mit dem Yoga 13 wenig Freude haben, dazu ist es trotz für Laptop-Verhältnisse leichten 1,5 Kilo Gewicht zu schwer. Wer die Tablet-Funktion aber als willkommene Zusatzfunktion bei einem ansonsten gelungenen Ultrabook betrachtet, der freut sich nach kurzer Eingewöhnungszeit über einen äußerst flexiblen Touch-Rechner, der gleichzeitig ein vollwertiges Arbeitsgerät darstellt.

Tastatur nach kurzer Zeit mehr nützlich als störend
Die Eingewöhnungszeit braucht der Benutzer zunächst, um sich an die Tastatur auf der Rückseite des Yoga 13 zu gewöhnen, deren Tasten beim Halten des Geräts immer wieder mit den Fingern des Benutzers in Berührung kommen. Das fühlt sich zunächst etwas eigenartig an, macht aber nichts, weil das Gerät erkennt, in welcher Position es sich gerade befindet, und die Tastatur der Situation entsprechend an- oder abschaltet.

Tatsächlich bietet die fix mit dem Touchscreen verbundene Tastatur auch Vorteile. Sie lässt sich beispielsweise als Ständer nutzen, wenn man das Tablet im Liegen benutzen will. Das macht auch den Nachteil, dass das Yoga 13 als Lesetablet recht schwer ist, zum Teil wieder wett. Außerdem ist es schlicht praktisch, jederzeit eine Tastatur zur Verfügung zu haben, wenn man eine braucht – etwa, weil man kurz eine Mail tippen möchte, der Plausch mit der Facebook-Bekanntschaft mal wieder länger als erwartet dauert oder ein kleines Spielchen für zwischendurch nicht auf die Fingerbedienung ausgelegt ist.

Dünn besiedelter App-Store verschmerzbar
Im Vergleich zu den App-Stores von Google und Apple wirund wächst weiterhin.

Wären nur die Apps aus dem Microsoft-Marktplatz nutzbar, wäre die immer noch eingeschränkte Auswahl bitter. Weil das Yoga 13 aber auch mit ganz normaler Windows-Software umgehen kann und somit kein Zwang besteht, den Store zu nutzen, sei darüber hinweggesehen. Rom wurde schließlich auch nicht an einem Tag erbaut.

Fazit: Starkes Hybridgerät mit Arbeitsfokus
Das flexible Yoga 13 schafft den Spagat zwischen tauglichem Arbeitsgerät und praktischem Gelegenheits-Tablet recht gut. Im Notebook-Betrieb verlangt es dem Benutzer im Direktvergleich mit anderen Ultrabooks kaum Kompromisse ab. Im Tablet-Modus schon. Durch seine Größe und sein Gewicht sowie dem immer noch dünn besiedelten App-Store, kann es Tablets ohne Hybridfunktion als Lese- und Entertainmentgerät für Bett oder Sofa nur bedingt das Wasser reichen. Um hie und da gemütlich auf dem Touchscreen im Web zu surfen, reichen die Tablet-Fähigkeiten des Yoga 13 aber völlig aus.

Wer ein Arbeitsgerät mit Tablet-Allüren sucht, der dürfte mit dem Yoga 13 durchaus seine Freude haben – auch wenn das Gerät mit Preisen ab ungefähr 1.000 Euro für die günstigste Core-i3-Variante kein Schnäppchen ist. Wem das Konzept grundsätzlich zusagt, das Yoga 13 aber zu klobig ist, für den gibt es mit dem Yoga 11 eine kleine, leichte ARM-Variante mit Windows RT. Für all jene, denen die ARM-CPU und das eingeschränkt nutzbare Windows RT des Yoga 11 zuwider sind, hat Lenovo mit dem Yoga 11S übrigens einen Mini-Hybrid mit Intels Atom-CPU angekündigt. Wann es nach Europa kommt, ist derzeit aber noch unbekannt.

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