Statt Pflegepersonal

Längeres Leben in eigener Wohnung durch Technik

Elektronik
13.08.2012 15:10
Die Zahl pflegebedürftiger Menschen steigt rasant. Laut Statistik Austria beziehen bereits rund 432.000 Personen Pflegegeld, 1993 waren es noch 230.000. Angesichts des schon jetzt spürbaren Mangels an Pflegepersonal soll Technik helfen, die Zeitspanne zu verlängern, in der alte Menschen selbstbestimmt zu Hause leben können, sagte Michaela Fritz, Leiterin des Health and Environment Department am Austrian Institute of Technologie und Präsidentin des neugegründeten Vereins "AAL Austria", der sich als Innovationsplattform für intelligente Assistenz im Alltag sieht, am Montag in Wien.

Unter AAL ("Ambient Assisted Living") sind laut Fritz Methoden, Systeme und Dienstleistungen zu verstehen, die Sicherheit und Komfort für ältere Menschen in den eigenen vier Wänden erhöhen, stark auf den Nutzer ausgerichtet sind und es ihnen ermöglichen, länger selbstständig in der vertrauten Umgebung zu bleiben. An Ideen, technischen Ansätzen und Insellösungen mangelt es nicht, ausgereifte Einzellösungen wie das Notruf-Armband gibt es schon seit Jahrzehnten. Die Frage sei, "wie schaffen wir die Systemintegration", spricht Fritz die mangelnden Gesamtkonzepte an.

Robert Körbler, Geschäftsführer von Philips Healthcare Österreich, nennt drei "Hauptbereiche" für AAL: Einerseits "Kommunikation", wobei es nicht nur um soziale Kontakte, sondern auch Kommunikation mit Sozialdiensten oder dem Arzt geht. Dazu kommt "Sicherheit" mit Systemen, die etwa automatisch den Herd ausschalten, wenn man das Haus verlässt, oder eine Bodenbeleuchtung, die angeht, wenn man in der Nacht aufsteht. Schließlich gibt es den großen Gesundheitsbereich, etwa mit medizinischer Fernüberwachung von medizinischen Daten oder Verhaltens-Coaching.

Wenn der Kühlschrank Alarm schlägt
Am Austrian Institute of Technologie (AIT) forscht man an Systemen, die erkennen, wenn eine Person länger als gewöhnlich im Bad bleibt, in der Früh nicht aufsteht oder der Kühlschrank schon 24 Stunden nicht geöffnet wurde. "Dann könnte ein Alarm ausgelöst und der Nachbar, Verwandte oder ein Hilfsdienst angerufen werden", sagte Fritz. Derzeit ist es allerdings mit erheblichem Aufwand verbunden, Einzelanwendungen miteinander zu verbinden, so Philips-Österreich-Chef Robert Pfarrwaller. Es gibt sehr viele Insellösungen, die aber miteinander kommunizieren sollten, meint Fritz. "Wie man es schafft, dass man die Systeme einfach im Haus installieren und auch nachträglich einbauen kann, ist am AIT ein großes Thema", so Fritz.

"AAL ist sehr lange unter einem forschungslastigen Gesichtspunkt gesehen worden", meint Hilfswerk-Geschäftsführer Walter Marschitz, erst in letzter Zeit hätte man begonnen, die Endanwender in die Entwicklung einzubinden und sich zu überlegen, wie man die Technik auf den Markt bringen kann. Auch der Verein AAL mit seinen bisher 13 Mitgliedern - neben AIT und Philips auch Joanneum Research, die Technische Universität Wien oder die Wiener Sozialdienste - sei derzeit noch "forschungslastig" zusammengesetzt, räumte Fritz ein.

"In zehn Jahren Standardausstattung"
Körbler ist dennoch überzeugt, dass "in zehn Jahren ein Großteil der AAL-Technologien zur Standardausstattung" von Wohnungen gehören wird. Helfen sollen dabei Pilotprojekte, etwa jenes von AIT und dem Arbeitersamariterbund, bei dem ab Herbst im Burgenland 50 Wohnungen mit AAL-Technologien ausgestattet werden sollen. Auch in Wien ist ein solches Projekt mit 100 Wohnungen in Planung, sagte Körbler.

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