"Ich glaube, dass diese totale Umarmung des Digitalen, die man den Jungen heute immer so unterstellt, eine falsche Diagnose ist, weil das auf der anderen Seite eben auch Gegenbewegungen erzeugt", erläuterte der 1980 in Wien geborene Ikrath, wissenschaftlicher Leiter des Instituts Jugendkulturforschung in Hamburg. "Hier wird ganz bewusst eine analoge Parallelsphäre geschaffen."
"Defriending" und "digitaler Selbstmord"
Zu beobachten sei zum Beispiel das Phänomen des "Defriending" bei Facebook: "Das sind Leute, die ihre Facebook-Freundesliste von allen Leuten bereinigen, die nicht ihre wirklichen Freunde sind. Es gibt auch den sogenannten digitalen Selbstmord. Das sind Leute, die aus den sozialen Netzwerken aussteigen, weil ihnen das über den Kopf wächst."
Der Trend, der unter anderem in Untersuchungen in den USA dokumentiert worden sei, lasse sich zu einem Teil mit negativen Erfahrungen im Elternhaus erklären: Viele Eltern seien selbst ständig mit Laptop, Tablet und Smartphone zugange und hätten dadurch nur wenig Zeit für ihre Kinder. Ikrath glaubt, dass die heute 15- oder 16-Jährigen deshalb später als Erwachsene eine differenziertere Haltung dazu haben werden.
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