Arbeitsbedingungen

iPhone: Doku gewährt Blick auf Herstellungskette

Elektronik
18.10.2013 09:11
Wenn es darum geht, Glanz und Schattenseiten des Technologiebooms zu illustrieren, ist Apple eine beliebte Zielscheibe. Das teuerste Unternehmen der Welt, das mit iPhone und iPad Milliarden scheffelt - und immer wieder mit dem Vorwurf konfrontiert wird, seine technischen Kunstwerke aus Glas und Aluminium würden unter unwürdigen Arbeitsbedingungen produziert. Der Dokumentarfilmer Rasmus Gerlach hat sich beim Werk "Apple Stories" das Ziel gesetzt, "die Herstellungskette moderner Handys am Beispiel des iPhones zu hinterfragen", was ab Freitag im Kino zu sehen ist.

Dafür stieg Gerlach in Minen in Ruanda herab, recherchierte in Hongkong und am chinesischen Produktionsstandort Shenzhen und versuchte, den Kult um das Apple-Handy in Hamburg zu begreifen. Die Reise hinter die iPhone-Kulissen wird jedoch am Ende zur Irrfahrt, denn es ist keine Welt, in die man einfach so hereinspazieren kann.

Foxconn-Fabriktore blieben verschlossen
Ein Besuch in den riesigen Fabriken des Auftragsfertigers Foxconn ist für einen Dokumentarfilmer ebenso undenkbar wie tiefere Einblicke in das Lieferantengeflecht. So kommt es, dass er in Afrika etwas hilflos fragen muss: "Meinen Sie, in diesem Telefon könnte Tantal aus dieser Mine sein?" Achselzucken beim Gesprächspartner: Ja. Vielleicht. Warum nicht.

Und in Asien kann Gerlach statt des Werks eines Apple-Fertigers nur einen Blick in eine Untergrundfabrik erhaschen, in der ohne Wissen des Konzerns Ersatzbildschirme für iPhones hergestellt werden. Die Bilder gehören zu den beeindruckendsten im Film: Es ist wie ein echtes Werk in Miniatur, mit Reinraum und moderner Technik. Nur dass es eigentlich nichts direkt mit Apple und dem iPhone zu tun hat, ebenso wenig wie die "Handy-Doktoren" aus Hamburg oder Hongkong.

Sie haben es zu ihrem Geschäft gemacht, neben anderen Handys auch iPhones günstiger als Apple zu reparieren, und dienen als Kronzeugen für steile Thesen wie "Apple weiß alles, was Sie auf ihrem Gerät machen".

Apple selbst gesteht Missstände ein
Spätestens seit dem aktuellen Skandal um Internetüberwachung durch US-Geheimdienste ist in der Öffentlichkeit angekommen, dass die Realität differenzierter - und auch erschreckender - ist. Doch schon als der Film gedreht wurde, hätte es bessere Quellen für die Datenschutzprobleme der Smartphone-Ära gegeben.

Genauso hätte auch ein Blick in die von Apple selbst verfassten Berichte hochoffiziell mehr Missstände offenbart: mehrere Dutzend Kinder im Alter unter 16 Jahren, die von einem Vermittler mit falschen Papieren durchgeschmuggelt worden seien, teilweise viel zu lange Arbeitszeiten, Fälle von Umweltverschmutzung.

Apple-Chef Tim Cook bemüht sich zwar sichtlich um mehr Transparenz und ließ den Konzern als erstes Unternehmen der Branche der Organisation Fair Labor Association (FLA) beitreten, die eigene Inspektionen durchführt. Ein jüngster Aktivisten-Bericht prangerte jedoch wieder Missstände beim Auftragsfertiger Pegatron an. Apple sagte immerhin sofort eine Prüfung der Vorwürfe zu.

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