Konsument noch scheu

Hersteller sehen TV-Zukunft in OLED-Technologie

Elektronik
06.09.2013 14:29
Wenn es darum geht, neue Produkte gewinnbringend an den Mann und die Frau zu bringen, rufen Hersteller noch junge Technologien gerne bereitwillig zum "Trend der Zukunft" aus. Auf der IFA gilt dies vor allem für die farbkräftig strahlenden Fernseher mit organischen Leuchtdioden, kurz OLED. Die auf Kohlenstoff basierenden Dioden sollen in den kommenden Monaten und Jahren die Wohnzimmer erobern - vorausgesetzt, der Konsument spielt auch mit.

Das war zumindest in der Vergangenheit nicht immer so: Bereits 2007 hatte Sony erste OLED-Geräte mit einer selbst für damalige Verhältnisse geringen Bildschirmdiagonale von elf Zoll auf den Markt gebracht. Der Preis: mehrere tausend Euro. 2009 wollten die Japaner dann groß mit der neuen Technologie durchstarten, doch die Massenproduktion wurde verschoben - weil die Geräte die Verluste im Fernsehgeschäft des Unternehmens sonst noch weiter in die Höhe getrieben hätten, wie es damals hieß.

Hersteller wagen zweiten Anlauf
Sechs Jahre nach den ersten Gehversuchen sind es nun vor allem die koreanischen Hersteller Samsung und LG, die mit ihren OLED-Fernsehern einen zweiten Anlauf starten. "OLED ist ganz sicher die Zukunft des Fernsehen", sagt Spartenchef Moon Ik Jang von LG Electronics. "Die Frage ist nur: Wann? Noch sind die Geräte für die Verbraucher sehr teuer", räumt der Manager ein. Für ein Gerät mit einer Diagonale von 55 Zoll verlangt sein Unternehmen knapp 9.000 Euro, die Konkurrenz von Samsung 8.000 Euro. Ein einziges Gerät hat LG bisher in den Niederlanden verkauft, vier deutsche Händler bestellten Modelle. "OLED kommt sehr langsam", räumt Jang ein.

"OLED wird den Markt verändern"
Doch die OLED ist nicht nur einfach eine technische Weiterentwicklung. Sie ist für die Elektronikriesen notwendig, um neue Wachstumsquellen nach der Zeit der Flüssigkristalle (LCD) anzuzapfen. "Alle LCD-Hersteller haben Probleme, Gewinn zu machen. OLED wird den Markt verändern", sagt Jang. Etwa 1,8 Millionen Geräte würden 2015 verkauft werden, sagt der Marktforscher DisplaySearch voraus. Für Samsung und LG eine lukrative Perspektive. "Wenn wir uns beide das zur Hälfte aufteilen, ist das wunderbar", sagt Jang.

Fertigung und Entwicklung für viele zu teuer
Seine Hoffnung scheint berechtigt. Von den etablierten Konkurrenten aus Japan und Taiwan hat noch keiner einen marktreifen OLED-Fernseher vorgestellt. Viele können sich die Entwicklung und die neuen Produktionsanlagen schlicht nicht leisten oder brauchen dafür langwierige staatliche Unterstützung. "Wir haben sehr viele Milliarden investiert, eine gigantische Summe", sagt Hyunsuk Kim, Chef der Samsung-Fernsehersparte. "Die Entwicklung geht noch weiter. Es stehen noch viele Investitionen an."

LG hat allein zehn Milliarden in den Aufbau der Fertigung gesteckt und sieht sich ebenfalls noch nicht am Ende der Ausgaben. "Wenn der Markt wächst, investieren wir weiter", sagt Jang. Noch herrscht auch bei Samsung Vorsicht. "Bevor wir eine andere Bildschirmgröße anbieten, wollen wir erst weiter sehen, wie das Modell mit 55 Zoll ankommt", erklärt Kim.

Die Konkurrenz scheut den Markt, auf dem mit den ersten Modellen Verlust gemacht wird. LG-Manager Jang räumt ein, dass sich mit den aktuellen Marktpreisen und Stückzahlen kein Geld verdienen lässt. "Es ist eine Frage, wie viel man davon verkauft", sagt Kim. "Der Markt ist vielversprechend." Erst mit dem erwarteten Absatzschub in den kommenden Jahren dürften sich OLED-Fernseher für die Hersteller rechnen.

Neue Anwendungsmöglichkeiten
Doch Samsung und LG denken bereits über die etablierten Formen für Fernseher hinaus. "Der gewölbte Bildschirm erregt Aufsehen. Das wird sich weiter entwickeln. Faltbare und transparente OLED-Bildschirme sind im Labor", sagt Kim. LG interessieren vor allem transparente Schirme. Damit ließe sich etwa der Fernseher in ein Fenster einpassen. Ist der Apparat aus, fällt ganz normal Tageslicht in den Raum. Bei angeschaltetem Gerät verwandelt sich das Fenster in einen hochauflösenden Fernseher.

"Es sind knickbare, rollbare, faltbare Displays denkbar. Das wäre eine Revolution für das Fernsehen", sagt GfK-Marktforscher Jürgen Boyny. So könnten auch Jalousien und Vorhänge zum Fenster zur Welt werden.

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