Neustart mit Android

Günstig, aber auch gut? Nokia 3, 5 und 6 im Test

Elektronik
24.09.2017 06:00

Die Marke Nokia besitzt trotz des Niedergangs des einstigen Handy-Weltmarktführers nach wie vor große Strahlkraft. HMD Global will sich diese zunutze machen: Das von ehemaligen Nokia-Managern 2016 gegründete Unternehmen aus Finnland sicherte sich bis 2024 die Namensrechte und vertreibt seit Kurzem auch hierzulande seine ersten Smartphones unter der Marke Nokia - mit Android statt Windows Phone als Betriebssystem. krone.at hat sich die Einsteigermodelle Nokia 3, Nokia 5 und Nokia 6 näher angeschaut.

Der Mobilfunkmarkt ist hart umkämpft: Laut aktuellen Zahlen der Marktforscher von IDC hält Samsung rund 23 Prozent der Marktanteile, Apple knapp 15 Prozent - bereits dichter gefolgt von der Konkurrenz aus China, namentlich Huawei (10 Prozent), Oppo (7,5 Prozent) und Vivo (5,5 Prozent). Die übrigen 39 Prozent entfallen auf "Andere", zu denen auch HMD Global zählt. Um ihr Stück vom Kuchen abzubekommen, setzen die Finnen derzeit vor allem auf preiswerte Einstiegsmodelle wie das Nokia 3 (UVP 159 Euro), das Nokia 5 (209 Euro) und das Nokia 6 (249).

Verarbeitung
Angesichts derartiger Preise stellt sich zwangsweise die Frage, ob günstig auch gut bedeutet? Antwort: Ja, durchaus. In puncto Verarbeitung geben die drei getesteten Modelle jedenfalls kaum Anlass zur Kritik. Selbst beim günstigsten der drei Geräte, dem Nokia 3, mit Polycarbonat-Gehäuse, Aluminiumrahmen und kratzfestem Gorilla Glass knarzt und knackt nichts. Einzig die Kunststoffrückseite könnte etwas straffer anliegen. Ausschließlich Aluminium kommt dagegen bei den teureren Modellen Nokia 5 und 6 zum Einsatz, wobei letzteres aufgrund seiner scharfen Kanten allerdings weniger angenehm in der Hand liegt als das mittlere Modell.

Die Anmutung ist da wie dort jedoch edel. Wer allerdings knallige Farben wie bei den früheren Lumia-Modellen von Nokia sucht, wird enttäuscht. Statt signalgelb oder knallrot stehen gedeckt, konservative Farben zur Auswahl.

Unter der Haube müssen verständlicherweise gewisse Einbußen in Kauf genommen werden. Es gilt das "You get what you pay for"-Prinzip. Das Verhältnis zwischen Preis und Leistung stimmt jedoch in allen drei Fällen. Die Unterschiede im Detail:

Display
HMD verbaut in allen drei getesteten Modellen blickwinkelstabile IPS-Displays mit HD- (Nokia 3, Nokia 5) bzw. Full-HD-Auflösung (Nokia 6). Abstriche müssen vor allem bei der Helligkeit gemacht werden: Mit 450 bzw. 500 nits strahlen die 5, 5,2 und 5,5 Zoll großen LC-Displays vergleichsweise wenig hell, was bei besonders starker Sonneneinstrahlung ein Nachteil ist.

Leistung
Für den nötigen Antrieb sorgt im Nokia 3 MediaTeks 1,3 Vierkernprozessor MT6737, der etwa auch in günstigen (Fernost-)Geräten von LG, Asus, ZTE, Wiko oder Motorola Verwendung findet und von zwei Gigabyte RAM unterstützt wird. Das Nokia 5 und das Nokia 6 setzen dagegen auf Snapdragons Achtkerner 430, der Anwendungen wie zum Beispiel die Kamera spürbar schneller startet und auch in Sachen Grafik/Gaming besser abschneidet. Das Nokia 6 profitiert zudem von einem zusätzlichen Gigabyte Arbeitsspeicher.

Speicherplatz
…ist beim Nokia 3 und dem Nokia 5 mit 16 Gigabyte vergleichsweise knapp bemessen, zumal davon jeweils nur rund neun Gigabyte zur freien Verfügung stehen. Das Nokia 6 bietet mit 32 GB doppelt so viel. Wer viel fotografiert oder das Smartphone auch als Speicherort für seine Musik nutzt, wird allerdings auch damit bald an seine Grenzen stoßen. Immerhin: Bei allen drei Geräten steht ein microSD-Slot mit Unterstützung für bis zu zusätzliche 128 Gigabyte zur Verfügung.

Kamera
Die Fotografie zählte einst zu den Stärken der Lumia-Modelle von Nokia. HMD bietet bei seinen drei getesteten Modellen Kameras mit unterschiedlicher Auflösung von 8, 13 und 16 Megapixel bei der Haupt- und einheitlich 8 Megapixel bei der Frontkamera an. Die Ergebnisse können sich durchaus sehen lassen, fallen durch die Bank - ohne Hinzuziehen des vorhandenen Blitzes - allerdings etwas dunkel aus. Das Bildrauschen fällt überraschend gering aus bzw. wird durch eine jedoch nicht als störend empfundene Weichzeichnung kompensiert. Lobenswert: Ähnlich den Lumias bieten die Nokia-Modelle umfangreiche Möglichkeiten zur manuellen (Belichtungs-)Steuerung.

Akku
2630 mAh (Nokia 3) bzw. 3000 mAh (Nokia 5, Nokia 6) stehen an Akkukapazität zur Verfügung. Das sollte angesichts der vergleichsweise genügsamen Technik lange Laufzeiten garantieren. Doch im Praxistest liefern die getesteten Modelle nur Durchschnittswerte. Das Nokia 5 schneidet mit um die zwölf Stunden beim WLAN-Surfen am besten ab; beim Nokia 6 ist wohl aufgrund des größeren Displays etwas früher Schluss. Um über den Tag zu kommen, ist die Akkuleistung bei allen drei Modellen ausreichend, für einen zweiten Tag reicht es jedoch nur unter starken Einschränkungen. Nachteil: Der Akku ist bei allen Geräten fix verbaut. Zumindest beim Einsteigermodell Nokia 3 wäre eine Wechseloption wünschenswert gewesen.

Konnektivität und sonstige Ausstattung
WLAN, Bluetooth, NFC und LTE gibt es bei allen Nokias, selbst beim günstigsten 3er-Modell. Die Unterschiede liegen im Detail: Das Nokia 3 unterstützt Bluetooth 4.0, die Modelle 5 und 6 die weniger störanfällige Version 4.1. Und: Dual-Band-WLAN nach ac-Standard gibt es nur beim Nokia 6. Nokia 3 und 5 müssen sich mit 802.11 b/g/n zufrieden geben. Ein noch erwähnenswerter, weil nicht unerheblicher Unterschied in der Ausstattung betrifft den Fingerabdruckscanner - den gibt es nämlich nur beim Nokia5 und dem Nokia 6.

Betriebssystem
Mit Windows Phone hatten Microsoft und Nokia keinen Erfolg gegen die Übermacht von iOS und vor allem Android. Mit seinen Nokia-Smartphones setzt HMD daher erstmals auf das Mobilbetriebssystem von Google in der Version 7.0 (Nokia 3) bzw. 7.1.1 (Nokia 5, Nokia 6). Ein Update von "Nougat" auf Version 8 alias "Oreo" wurde bereits für alle drei genannten Modelle angekündigt - wann dieses kommen soll, ist bislang allerdings unklar.

Erfreulich ist in jedem Fall, das HMD für seine Geräte eine praktisch unveränderte Version der Google-Plattform verwendet. Für Games, Fotos, Musik & Co. stehen demnach die Anwendungen des Internetkonzerns zur Verfügung. Nur ein UKW-Radio wurde zusätzlich vorinstalliert.

Fazit: Der Einstand in den Android-Markt ist HMD mit seinen Nokias geglückt. Das Verhältnis von Preis zu Leistung und Verarbeitung stimmt bei allen drei getesteten Geräten. Wer mit Abstrichen bei Bildqualität und Geschwindigkeit leben kann, ist demnach auch schon beim Nokia 3 gut aufgehoben. Für 50 Euro mehr gibt es beim Nokia 5 allerdings bereits das Aluminiumgehäuse, den besseren Prozessor, eine längere Laufzeit sowie den Fingerabdruckscanner. Für weitere 50 Euro den doppelten Speicher, ein GB RAM mehr sowie die höchste Kamera- und Displayauflösung im Testumfeld.

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