Einhand-Preishit

Griffiger Dauerläufer: Lenovos Yoga Tablet im Test

Elektronik
10.11.2013 09:00
Mit seinen neuen Yoga-Tablets mit je nach Modell acht oder zehn Zoll Diagonale will der PC-Weltmarktführer Lenovo den Tablet-Markt erobern. Alltagstaugliche Hardware zum attraktiven Preis, ein neuartiger Formfaktor mit cleverem Griff- und Ständerkonzept sowie eine herausragende Akkulaufzeit sollen die User für das Android-Tablet begeistern. Wie gut Lenovos Preishit wirklich geworden ist, hat krone.at anhand des Zehn-Zoll-Geräts ausführlich getestet.

Fast vier Jahre nach dem ersten iPad befindet sich der Tablet-Markt im Umbruch. Apples einst allesbeherrschende Marktstellung wurde durch Heerscharen günstiger Android-Tablets gebrochen, Microsoft springt mit Windows-8-Geräten auf den fahrenden Tablet-Zug auf und immer bessere Hardware macht Tablets zu immer vielseitigeren Begleitern. Nur eines hat sich in diesen vier Jahren nicht geändert: Der rechteckig-flache Formfaktor, den so gut wie alle Tablets gemeinsam haben.

Nachdem Sony 2011 mit seinem Tablet S mit der Einführung neuer Tablet-Formfaktoren gescheitert ist, versucht es nun Lenovo mit einem ähnlichen Konzept. Die in Acht- und Zehn-Zoll-Versionen erhältlichen Yoga-Tablets sind asymmetrisch aufgebaut und haben einen Wulst an einer Seite, während sie an der anderen Seite umso dünner sind.

Gut klingende Boxen und Mittelklasse-Hardware
Der Wulst beherbergt für Tablet-Verhältnisse sehr vernünftig klingende Stereoboxen, einen monströsen Akku und dient beim Surfen als Griff. Dass er auch einen Ständer eingebaut hat, macht das Tablet vielseitig nutzbar. Weil der Schwerpunkt durch die asymmetrische Bauweise an der dickeren Geräteseite liegt, lässt sich das Yoga Tablet sehr gut halten und wirkt im Praxiseinsatz deutlich leichter, als es tatsächlich ist.

Abgesehen vom neuartigen Bedienkonzept bieten die Yoga-Tablets solide Mittelklassehardware. Die CPU stammt vom taiwanesischen Chiphersteller MediaTek, verfügt über vier Rechenkerne und hat eine Taktfrequenz von 1,2 Gigahertz. Die RAM-Ausstattung beläuft sich auf ein Gigabyte. Das reicht zum Surfen und Lesen absolut aus und stellt auch weniger anspruchsvolle Spiele flüssig dar. Bei aufwendigeren 3D-Games wie "Asphalt 8" kommt das Gerät aber ins Schwitzen, was sich durch sichtbares Ruckeln äußert. Für den Alltagsgebrauch ist die Hardware jedoch problemlos geeignet.

Erweiterbarer Speicher, zweckmäßiges Display
In der Standardausstattung bringen die Tablets 16 Gigabyte internen Speicher mit, der dankenswerterweise mittels microSD-Karte kostengünstig um weitere 64 Gigabyte erweitert werden kann. So ausgerüstet bietet ein Yoga Tablet dann auch reichlich Platz für Musik und Videos. Wer noch mehr Speicherplatz braucht, kann zur geplanten 32-Gigabyte-Version greifen, die ebenfalls einen Speicherkartenslot bietet.

Beim Display des Yoga-Tablet macht sich der vergleichsweise günstige Preis – die Zehn-Zoll-Variante mit 16 Gigabyte Speicher kostet 300, die Acht-Zoll-Version 230 Euro – bemerkbar. Das IPS-Display ist zwar angenehm hell und erfreut das Auge auch durch eine kräftige Farbdarstellung, weil es aber "nur" eine Auflösung von 1.280 mal 800 Pixeln aufweist, ist das Bild nicht ganz so scharf wie bei Full-HD-Konkurrenzgeräten.

Auflösung für Alltagsgebrauch ausreichend
Das fällt insbesondere beim Lesen auf, wo 1080p-Geräte ein klareres Schriftbild bieten. Bei Fotos, Videos und Games hält sich der Qualitätsunterschied hingegen in Grenzen. Für den Alltagsgebrauch ist das Display in den Yoga-Tablets aber auch mit der kleineren HD-Auflösung ausreichend. Auch wenn es – wie alle Tablets – im Freien bei direktem Sonnenlicht stark spiegelt.

Abseits der Bildschirmauflösung gibt's an der Hardware nichts zu meckern. WLAN ist nach dem aktuellen N-Standard an Bord, Bluetooth in der Stromsparversion 4.0. und auch GPS fehlt nicht. NFC gibt es aber nicht. Zwei Webcams – eine mit 1,6 Megapixeln an der Front, eine mit fünf am Heck – und die üblichen Beschleunigungs- und Lagesensoren sind ebenfalls vorhanden.

Die Fotoqualität spielt auf dem Niveau üblicher Tablet-Kameras, reicht also zur Not für Schnappschüsse bei gutem Licht. Bei schlechten Lichtverhältnissen rauschen die Bilder stark. Weil ein Tablet kein Fotoapparat ist, kann man darüber aus unserer Sicht aber hinwegsehen.

Solide verarbeitet, gute Materialwahl
Zumal Lenovos Yoga Tablets dafür an anderer Stelle punkten, namentlich bei Verarbeitung und Ergonomie. Angesichts der günstigen Preise ist die Verarbeitungsqualität der Tablets nämlich erfreulich gut. Die Front wird durch kratzfestes Glas geschützt, die Tablet-Rückseite besteht aus strukturiertem und gegen Fingerabdrücke unempfindlichem Plastik im Alu-Look, der aufklappbare Ständer am Griff aus Metall.

Unerwünschte Spalten waren an unserem Testgerät gar nicht zu entdecken und auch die Gehäusesteifigkeit liegt auf hohem Niveau. Die Plastikrückseite lässt sich mit sanfter Gewalt minimal eindrücken, was aber in der Praxis nicht stört. Der ausklappbare Ständer ist schwergängig genug, um nicht ungewollt nachzugeben, gleichzeitig aber nicht unnötig kompliziert zu öffnen.

Drei praktische Betriebsmodi möglich
Durch seinen in den Griff integrierten Ständer kann das Yoga Tablet in drei verschiedenen Modi betrieben werden. Entweder ganz klassisch als Tablet, alternativ wie ein Bilderrahmen stehend - etwa zum Filmschauen - oder liegend mit einer bauartbedingten leichten Neigung zum Nutzer hin, die sich durch den Ständer den eigenen Wünschen entsprechend anpassen lässt.

Im Test erwiesen sich alle drei Betriebsmodi als ausgesprochen nützlich und durchdacht. Beim Surfen und Lesen im Hochformat liegt das Tablet durch seinen Griff deutlich besser in der Hand als andere Geräte, die Hände ermüden bei Einhand-Nutzung deutlich langsamer. Stundenlanges Surfen am Sofa oder im Bett ist so kein Problem mehr.

In einem flachen Winkel auf dem Tisch liegend, ist das Yoga-Tablet ebenfalls ein Ergonomie-Hit und verringert ganz nebenbei die Reflexionen, weil das Licht nicht frontal von oben auf das Display auftrifft. Dass es sich auf einem leicht schräg aufgestellten Tablet angenehmer tippt als auf einem eben am Tisch liegenden, kommt noch dazu.

Neigungswinkel nur eingeschränkt flexibel
Und der Modus, in dem das Gerät wie ein Bilderrahmen vor dem Nutzer steht, eignet sich hervorragend zum Filmschauen. Obwohl der Ständer vergleichsweise klein ausfällt, steht das Gerät dabei recht sicher, was wohl am tiefen Schwerpunkt liegt.

Kleiner Wermutstropfen: Allzu flexibel ist man beim Einstellen des Neigungswinkels des Tablets nicht. Weicht man zu weit vom vorgegebenen Winkel ab, kippt das Gerät bei der Bedienung mitunter um. Dafür ist es dank zweier mitgelieferter Gummifüßlein angenehm rutschfest.

Ergonomisch hinterlässt das Tablet somit insgesamt einen exzellenten Eindruck. Es ist in jedem Nutzungsszenario angenehm zu bedienen und erfreut den Nutzer mit für diese Preisklasse grundsolider Verarbeitungsqualität.

Monster-Akku ermöglicht Laufzeit-Rekorde
Der Griff des Yoga-Tablets hat aber nicht nur ergonomische Vorteile, sondern bietet auch reichlich Platz für den Akku. In der Acht-Zoll-Version fasst er 6.000, im Zehn-Zoll-Modell sogar 9.000 Milliamperestunden, was laut Lenovo für bis zu 18 Betriebsstunden reichen soll. Diesen Wert dürfte man in der Praxis allerdings nur bei sehr geringer Displayhelligkeit und minimaler Auslastung erreichen.

In unserem Praxistest kamen wir im Mischbetrieb mit WLAN-Surfen, YouTube-Videos und kleinen Spielchen bei mittlerer Bildschirmhelligkeit auf rund zwölf Stunden Laufzeit. Beim reinen Surfen dürften noch ein, zwei Stunden mehr drin sein. Das sind extrem brauchbare Werte, die deutlich über den Laufzeiten von teils weit teureren Konkurrenzgeräten liegen.

Trotz Bluetooth-Tastatur kein Arbeitsgerät
Als optionales Zubehör zum größeren Yoga-Tablet bietet Lenovo eine Bluetooth-Tastatur an, die gleichzeitig als magnetisch haftender Displayschutz dient. Im Test hinterließ die Tastatur nicht so einen guten Eindruck wie das Tablet an sich: Die Verarbeitungsqualität der Tastatur bleibt deutlich hinter jener des Tablets zurück, zudem hält der Magnet die Tastatur nicht besonders fest in Position, weshalb sie sich beim Transport leicht lösen kann. Um kurz eine E-Mail darauf zu tippen, ist sie zwar ghat Lenovo mit seinen neuen Yoga-Tablets aber ein ausgesprochen attraktives Paket geschnürt, das besonders für Tablet-Einsteiger interessant sein dürfte. Dass es in dieser Preisklasse keine absolute High-End-Hardware und kein Full-HD-Display gibt, verwundert nicht. Aber auch ohne diese Vorzüge ist Lenovos Yoga Tablet für den täglichen Gebrauch bestens geeignet und teils weit teureren Geräten nicht so weit unterlegen, wie dies der Preisunterschied zunächst vermuten ließe.

Fazit:Mutiger Ansatz mit toller Ergonomie
Mit dem Yoga Tablet ist Lenovo der eindrucksvolle Beweis gelungen, dass am Tablet-Markt durchaus noch Platz für Innovationen ist. Der ungewöhnliche Formfaktor sorgt nicht nur für eine wirklich beeindruckende Akkulaufzeit, sondern lässt das Gerät tatsächlich besser in der Hand liegen. Zudem bietet Lenovos Neuheit als einziges Tablet neben Microsofts Surface einen Ständer, den man im Alltag schon nach kurzer Zeit nicht mehr missen möchte.

Die verbaute Hardware ist für den Durchschnittsnutzer ausreichend, spielt aber nicht am obersten Ende der Leistungsskala. Auf hohe 3D-Performance oder ein Full-HD-Display muss man beim Yoga-Tablet verzichten – ein Tribut, den der günstige Preis fordert. Davon abgesehen gibt's hier jedoch viel Tablet fürs Geld. Besonders in der Zehn-Zoll-Version, das kleinere Tablet hat mit dem Nexus 7 einen mächtigen Gegner. Und vielleicht kommt ja irgendwann auch eine High-End-Variante mit Full-HD-Display – der Formfaktor hätte es verdient.

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