Übertaktet ab Werk:

Grafikkarten-Hersteller betrügen im Vergleichstest

Elektronik
22.06.2016 11:37

Mit Benchmark-Tests prüfen Tester, wie flott eine neue Grafikkarte arbeitet. Bei solchen Tests müssen verschiedene Grafikkarten die gleichen Aufgaben bewältigen und werden am Ende mit einer Punktezahl bewertet. Für die Kunden ist diese Punktzahl wertvoll, schließlich macht sie Grafikkarten vergleichbar. Wie sich nun zeigt, schummeln aber einige Hersteller bei diesen Tests und schicken manipulierte Karten in die Testlabore.

Bemerkt haben diese Praxis die Hardware-Tester von "TechPowerUp". Sie haben für Vergleichstests verschiedene neue Geforce-Grafikkarten von unterschiedlichen Herstellern angefordert und entdeckt, dass die MSI-Grafikkarte Geforce GTX 1080 Gaming X standardmäßig übertaktet wird - zumindest, wenn es sich um ein Exemplar handelt, das in ein Testlabor geschickt wird und sich dort in Benchmark-Tests beweisen muss.

Käufer kriegt anderen Betriebsmodus als Tester
Tatsächlich bietet die Grafikkarte drei verschiedene Betriebsmodi: Einen niedriger getakteten Silent-, einen ausgewogenen Gaming- und den übertakteten OC-Mode. Wer die Grafikkarte regulär kauft, findet sie standardmäßig im Gaming-Modus vor. Die Tester bekamen sie mit dem standardmäßig aktiven OC-Mode. Mit der Entdeckung konfrontiert, beteuerte MSI, man habe die Einstellungen so gesetzt, um den Betrieb unter Realbedingungen zu simulieren. Der Hersteller geht also davon aus, dass die meisten Gamer die Karte übertaktet betreiben.

Minimaler Vorsprung kann Verkaufszahl pushen
Ein angenehmer Nebeneffekt für den Hersteller: Schickt man eine ab Werk übertaktete Grafikkarte in ein Testlabor, wird diese die Konkurrenz in puncto Leistung wohl um ein paar Prozentpunkte übertrumpfen. Für leistungshungrige Spieler, die jedes Quäntchen Performance aus ihrem System schinden wollen, kann dieser Vorsprung kaufentscheidend sein. In Benchmark-Tests zu schummeln, kann die Verkaufszahlen eines Herstellers also ordentlich in die Höhe treiben. Da verwundert es auch kaum, dass MSI kein Einzeltäter ist.

Tester bekommen seit Jahren manipulierte Karten
Nachdem sie die manipulierte MSI-Grafikkarte entdeckten, gingen die Tester nochmal ältere Vergleichstests durch - und entdeckten, dass die Industrie seit Jahren übertaktete Grafikkarten in Testlabore schickt. Übertaktete MSI-Grafikkarten wurden schon vor einigen Jahren ausgegeben, später setzte etwa auch Asus auf diese Praxis.

Auch Smartphone-Hersteller schummeln bei Tests
Die Benchmark-Manipulation ist natürlich kein Spezifikum der Grafikkarten-Branche. Auch bei Smartphones ist seit längerer Zeit bekannt, dass manche Hersteller ihre Geräte so frisieren, dass diese erkennen, wenn ein Benchmark darauf ausgeführt wird und versuchen, durch Übertakten ein besseres Ergebnis zu erzielen. Hier wurden beispielsweise Samsung, aber auch HTC, LG und Asus dabei ertappt, ihre Geräte zu manipulieren.

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