Viel Handy fürs Geld

Flüssiges Android für Einsteiger: LG L90 im Test

Elektronik
24.05.2014 09:00

Die Smartphone-Neuerscheinungen der letzten Monate im High-End-Segment waren vor allem eines: teuer. Zwischen 600 und 700 Euro wollen die Hersteller mittlerweile für ihre Android-Flaggschiffe, die damit auf iPhone-Preisniveau liegen. Weil sich aber nicht jeder ein Smartphone für 600 Euro oder mehr leisten kann (oder will), hat sich krone.at im erschwinglicheren Preisbereich umgesehen - und anhand des 230-Euro-Handys LG L90 erforscht, was man für diesen Preis bekommt. Mehr als genug, wie sich im Test zeigte.

Zumindest, wenn man seine Ansprüche dem Preisniveau anpasst. Full-HD-Displays und CPU-Monster gibt’s in dieser Preisklasse nämlich noch nicht. Mit seinem 1,2 Gigahertz schnellen Snapdragon-400-Vierkernprozessor, einem Adreno-305-Grafikmodul und einem Gigabyte RAM ist das L90 für den Alltag der allermeisten Smartphone-User aber ausreichend gerüstet.

Flüssiges Bedienerlebnis dank Android 4.4
Android läuft mit dieser Motorisierung schön flüssig, was auch daran liegen dürfte, dass am L90 die aktuellste Version 4.4 läuft. Der hat Google eine ganze Reihe von Optimierungen spendiert, durch die das System auch auf weniger starker Hardware flott läuft. Bei der alltäglichen Bedienung zeigte sich im Test eine Flüssigkeit, die man früher teuer bezahlen musste.

Dass der Prozessor nicht in der High-End-Liga spielt, merkt man am ehesten beim Öffnen von Apps und aufwendigen 3D-Games. Bis große Apps offen sind, braucht das L90 hie und da eine Bedenksekunde. Und bei der Rennspiel-Augenweide "Asphalt 8", die auf teuren High-End-Geräten mit Reflexions- und Partikeleffekten aufwartet, muss man sich am L90 mit weniger optischer Opulenz zufriedengeben, damit es flüssig läuft. Für normales Surfen, die allermeisten Apps sowie Musik- und Videokonsum reicht die gebotene Leistung aber locker aus.

Solider Bildschirm, eher geringe Auflösung
Abstriche verlangt einem der günstigere Preis naturgemäß beim Display ab. Das bietet auf 4,7 Zoll Diagonale eine Auflösung von 960 mal 540 Bildpunkten, spielt also nicht in der gleichen Schärfe-Liga wie die Android-Oberklasse. Zwar ist es ausreichend hell, um es auch im Freien zu benutzen, und bietet kräftige Farben sowie eine gute Blickwinkelunabhängigkeit dank IPS-Technologie.

Beim Betrachten von Videos, Fotos und Text erkennt man bei genauem Hinsehen aber Einzelpixel. Vor allem Menschen, die viel am Smartphone lesen, könnten sich daran stören. Und auch bei Fotos ist nicht die gleiche Detailfülle zu sehen wie auf höher auflösenden Bildschirmen. Für die alltägliche Nutzung reicht die gebotene Auflösung letztlich sicherlich aus, berühmt ist sie aber nicht.

Der Speicher im L90 ist mit acht Gigabyte nicht sonderlich groß, kann aber mittels microSD-Karte um 32 Gigabyte erweitert werden. Im Test genügte der interne Speicher für die Installation von Apps, wer viel Musik, Fotos und Videos auf seinem Smartphone transportiert, sollte aber in jedem Fall in eine Speicherkarte investieren.

Brauchbare Schnappschuss-Kamera
Das L90 wartet mit zwei Kameras auf. An der Front steht eine 1,3-Megapixel-Kamera für Videotelefonie zur Verfügung, deren Bildqualität zweckmäßig ist. Bei gutem Licht geht sie in Ordnung, aber selbst bei gutem Kunstlicht macht sich schnell Rauschen breit. Ein besseres Bild hinterlässt die Acht-Megapixel-Hauptkamera. Die bietet einen im Test nicht sonderlich schnellen, aber zuverlässigen Autofokus und hellt Motive im Dämmerlicht mittels LED-Blitz auf.

Beim Testen erzielten wir bei gutem Licht recht brauchbare Ergebnisse, vor allem im Freien ist die L90-Kamera schnappschusstauglich. In Innenräumen steht und fällt die Bildqualität mit der Beleuchtung. Wer primär bei gutem Licht fotografiert und seine Fotos nicht ausarbeitet, sondern digital speichert, dürfte mit der Kamera des L90 auskommen. Wer hingegen Wert auf sehr gute Fotoqualität legt, muss sich wohl oder übel ein paar Preisklassen weiter oben umsehen.

Gute Funkausstattung, Universalfernbedienung
Bei der Funkausstattung ist das L90 auf der Höhe der Zeit. Ins Internet gelangt es via HSPA+, was angesichts teurer LTE-Tarife kein Nachteil ist. WLAN ist nach N-Standard an Bord, Bluetooth in der aktuellen Version 4.0. Sogar ein NFC-Modul ist integriert.

GPS gibt’s ebenfalls, zudem hat LG dem Android-Gerät ein Infrarot-Modul spendiert, mit dem es als Universalfernbedienung verwendet werden kann. Die zugehörige App ist lernfähig und arbeitete im Test sowohl mit einer neueren Sony-Stereoanlage als auch einem älteren Panasonic-Fernseher zusammen.

Solide Verarbeitung - starker, wechselbarer Akku
Optisch gibt sich das in Schwarz oder Weiß verfügbare L90 relativ unscheinbar. Die Front dominiert das 4,7 Zoll große Display, unterhalb befinden sich die "Zurück"-, "Home"- und "Menü"-Tasten für die Android-Bedienung. Weil man sich gegen direkt am Display eingeblendete Buttons entschieden hat, bietet der Bildschirm minimal mehr Platz als manche Konkurrenzgeräte. Weil der Displayrahmen zudem sehr schmal ausfällt, liegt das L90 trotz 4,7-Zoll-Bildschirm gut in der Hand. Mit durchschnittlich großen Männerhänden kann man es sogar einhändig bedienen. Zudem beult das rund einen Zentimeter dicke 124-Gramm-Handy die Hosentasche nicht zu sehr aus.

Die Ecken des L90 sind abgerundet, rundum sitzt ein schmaler Metallrahmen. Die abnehmbare Rückseite bestand bei unserem weißen Testgerät aus mattem Plastik, das sich als recht unempfindlich gegen Fingerabdrücke entpuppte. Die Verarbeitungsqualität ist solide. Ungewollte Spalten oder sonstige Mängel waren nicht zu entdecken, zudem gab die Rückseite unter sanftem Druck kaum nach.

Einen erfreulich guten Eindruck hinterließ im Test der wechselbare Akku des L90. Der bietet - für ein Handy dieser Preis- und Größenklasse sehr üppige - 2.540 Milliamperestunden Kapazität, was im Test problemlos für einen ganzen Tag Betrieb ausreichte. Tatsächlich hatten wir am Ende des Tages meist noch gut 50 Prozent der Akkukapazität übrig. Wer sein Smartphone nicht so intensiv nutzt, kommt damit also auch mal zwei, bei sehr sparsamer Nutzung vielleicht sogar drei Tage ohne Ausflug ans Ladegerät aus.

Android mit Sängerknaben-Klingeltönen
Bei der Software am LG L90 handelt es sich um die aktuellste Android-Variante 4.4, das Betriebssystem ist also sparsam und hat Zugriff auf eine große Menge an Apps. LG hat Googles Mobilbetriebssystem mit einer ganzen Reihe an Zusatz-Features angereichert, die allerdings nicht alle restlos überzeugen.

So wirkt das Interface für Einsteiger möglicherweise etwas überladen, was vor allem an den vielen Shortcuts im Benachrichtigungsbereich liegt. Glücklicherweise kann man hier nachträglich Hand anlegen und nicht benötigte Icons entfernen. Nicht jedermanns Geschmack dürften auch manche der vorinstallierten Apps treffen, da LG zu recht verspielten Retro-Designs neigt. Die Notiz-App sieht tatsächlich ein wenig nach Notizblock aus, die Radio-App wird per Drehregler bedient. Das kann man mögen, muss man aber nicht.

Sehr gut hat uns im Test die Möglichkeit gefallen, das Smartphone per "Anklopfen", also durch doppeltes Antippen, zu sperren und zu entsperren. Durchdacht: LG hat die Anklopf-Funktion mittlerweile so weiterentwickelt, dass das Gerät mit einem Klopf-Code entsperrt werden kann. Dazu stellt man in den Einstellungen ein bestimmtes Klopfmuster ein, das fortan statt Code oder Muster zum Entsperren verwendet wird und in der Praxis schneller eingegeben ist als ein Zahlencode. Auch die vielen optischen Anpassungsmöglichkeiten der LG-Benutzeroberfläche und die mitgelieferten Sängerknaben-Klingeltöne wissen zu gefallen. Praktisch für Smartphone-Anfänger: Das L90 hat einen Einsteiger-Modus, bei dem die Oberfläche aufs Nötigste reduziert wird.

Fazit: Auch wenn es nicht mit der Android-Oberklasse mithalten kann, ist das LG L90 ein durchaus interessantes Smartphone. Es bietet genug Leistung für den Alltag, gleichzeitig brauchbare Display- und Kameraperformance und einen erfreulich ausdauernden Akku. Die Anpassungen, die LG an der Oberfläche gemacht hat, sind Geschmackssache, zum Teil - etwa bei den Klopf-Codes - aber jedenfalls eine nützliche Sache. Wir meinen: Für ein Drittel des Preises der neuen Android-Oberklasse gibt’s hier weit mehr als nur ein Drittel der Leistung.

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