Samsung-Smartwatch

Fitness-Coach fürs Handgelenk: Gear Fit im Test

Elektronik
20.04.2014 09:00

Mit der Fitness-Smartwatch Gear Fit versucht Samsung, den Trend zum Fitness-Armband mit einer intelligenten Uhr zu kombinieren, welche die wichtigsten Infos vom Handy am Handgelenk darstellt und so den Griff in die Hosentasche überflüssig macht. Mit Schrittzähler, Pulsmesser und Trainingsfunktion scheint die 200-Euro-Uhr mit dem krummen OLED-Display perfekt für alle an sie gestellten Aufgaben gerüstet zu sein. Ob sie aber auch in der Praxis hält, was sie verspricht, haben wir ausführlich getestet.

Die Gear Fit ist ein Mischling aus Fitnessband und Smartwatch: Von Fitnessbändern mit Bluetooth hat sie ihre leichten und kompakten Abmessungen und den sportlichen Fokus geerbt, von Smartwatches das Display und die Möglichkeit, Benachrichtigungen vom Handy direkt auf selbigem anzuzeigen.

Im Gegensatz zur ersten Samsung-Smartwatch (siehe Infobox) wurde bei der Gear Fit auf Gimmicks wie eine in die Uhr eingebaute Kamera verzichtet. Auch Apps können auf der Gear Fit nicht nachinstalliert werden: Der User muss mit dem Funktionsumfang ab Werk auskommen.

Leichte Smartphone-Außenstelle mit Sensoren
Auf technischer Seite bietet die Gear Fit ein längliches OLED-Display mit 1,84 Zoll Diagonale und einer Auflösung von 432 mal 128 Bildpunkten. Das Display ist zwar gut fünf Zentimeter breit, aber gerade einmal zwei Zentimeter hoch.

Mit einem Gewicht von nur gut 30 Gramm ist das Gerät, das sich via Bluetooth 4.0 mit dem Smartphone verbindet, angenehm leicht. Über Beschleunigungs- und Lagesensoren misst die intelligente Sportuhr, wie ihr gerade geschieht. Der Akku liefert eine Kapazität von 210 Milliamperestunden, was im Praxistest bei moderater Nutzung Saft für etwa drei Tage lieferte.

Gear Fit unterstützt leider nur Samsung-Geräte
Die wasserdichte Smartwatch funktioniert aktuell leider nur mit einer Handvoll Samsung-Smartphones. Dazu zählen aktuelle Geräte wie das Galaxy S5 (Test in der Infobox) und das Galaxy Note 3, aber auch ältere Samsung-Smartphones wie das Galaxy Note 2, das Galaxy S3 und S4 sowie eine Reihe weiterer Vertreter der Galaxy-S-Reihe.

Auch die Mega-Phablets und einige neuere Tablets der Koreaner werden unterstützt. Eine komplette Liste der unterstützten Geräte gibt’s auf dieser Website. Dass andere Android-Geräte nicht unterstützt werden, schmerzt ein wenig. Die meisten Konkurrenzprodukte sind nicht auf Partner-Smartphones eines einzelnen Herstellers beschränkt.

Tolles OLED-Display am billigen Gummiarmband
Beim ersten Anlegen der Fitness-Smartwatch stachen uns zunächst zwei Dinge ins Auge: Das krumme OLED-Display liefert Samsung-typisch ausgesprochen schöne Farben und hohen Kontrast und gibt in aktiver Form am Handgelenk einen ausgesprochen hübschen Eyecatcher ab - vor allem, weil man die Wahl zwischen vielen verschiedenen bunten Hintergründen und Uhren-Arten hat.

Einen weniger tollen Eindruck macht das Uhrband. Das besteht aus Gummi und liegt angenehm auf der Haut, macht allerdings einen für ein 200-Euro-Gerät nicht sonderlich hochwertigen Eindruck und wird lediglich mit zwei Zäpfchen verschlossen, nicht mit einem richtigen Uhrenverschluss. Während unserer Testphase hielt diese Konstruktion die Gear Fit zwar zuverlässig am Handgelenk, bei jahrelangem Gebrauch und entsprechend ausgeleierten Löchern könnte die Konstruktion aber an Zuverlässigkeit verlieren.

Sport-Tools und Benachrichtigungen, keine Apps
Die Funktionen der Gear Fit: Neben der obligatorischen Uhrenfunktion inklusive Timer und Stoppuhr, einem Schrittzähler sowie einem Pulsmesser hat sie auch Trainings-Features an Bord. Die messen beim Gehen, Laufen oder Radeln Puls, Schritte und zurückgelegte Distanz. Hat man ein zuvor eingestelltes Ziel – etwa 10.000 Schritte – geschafft, belohnt einen die Uhr mit einer entsprechenden Benachrichtigung.

Auch Benachrichtigungen über eingehende Nachrichten (SMS, Mail & Co.) und Anrufe am Smartphone zeigt die Uhr am Display an, inklusive Vorschau. Und wenn am Smartphone Musik läuft, kann man mithilfe der Gear Fit aufs nächste Lied weiterschalten oder pausieren. Selbst den Schlaf soll die Uhr überwachen.

Das war's dann aber auch schon mit dem Funktionsumfang der Gear Fit. Im Gegensatz zur ersten Samsung-Smartwatch Galaxy Gear lässt sie sich nämlich nicht mit Apps erweitern, auch einen internen Speicher hat die Fitness-Uhr nicht an Bord. Darunter leidet ihre Flexibilität: Der User muss mit den mitgelieferten Funktionen auskommen.

Langes, dünnes Display ergonomisch fragwürdig
Ergonomisch fragwürdig ist das längliche Display der Gear Fit. Weil es sich quer übers Handgelenk erstreckt, kann man es nur auf zwei recht unbefriedigende Arten ablesen. Wird der Bildschirminhalt im Querformat dargestellt, muss man selbigen beim Blick auf die Uhr entweder geistig drehen, um ihn zu entziffern – oder die Hand geradeaus nach vorne halten, damit man den Text einigermaßen normal ablesen kann. Bei der Bewegung, die man normalerweise beim Ablesen einer Uhr vollführt, hat man das Display im Hochformat vor sich, sieht also ein um 90 Grad gedrehtes Bild.

Dieser Problematik war sich Samsung offenbar bewusst und hat per Update einen Hochformat-Modus für die Gear Fit eingeführt. Dessen Problem: Weil das Display zwar angenehm breit, aber eben nur gut zwei Zentimeter hoch ist, reicht der verfügbare Platz in diesem Modus für die wenigsten Sachen aus. Benachrichtigungen werden so oft abgeteilt, um auf das schmale Display zu passen, dass das lesen zur Mühsal wird.

Display-Einschaltautomatik reagiert oft nicht
Ein weiteres Problem: Das OLED-Display ist zwar im Betrieb recht hell und somit grundsätzlich auch für die Nutzung im Freien geeignet. Um die Uhrzeit abzulesen, muss man aber zunächst das Display per Knopfdruck einschalten. Normale Uhren zeigen die Zeit sofort an – ohne Knopfdruck. Auch dieses Problem ist Samsung bekannt, weshalb man ein Feature in die Gear Fit eingebaut hat, das beim Drehen des Handgelenks – also der klassischen "Ich will die Uhrzeit wissen"-Bewegung - automatisch das Display einschalten soll.

Leider funktioniert das in der Praxis eher unzuverlässig: Mal aktiviert die Gear Fit – besonders lästig ist das nachts – ihr Display ungewollt, weil sie eine Handbewegung falsch interpretiert, und lenkt den Nutzer so ab. Und mal erkennt sie nicht, dass man sich für die Uhrzeit interessiert – und bleibt schwarz.

Messungen klappen nicht immer zuverlässig
Zuverlässigkeit ist generell nicht die Stärke der Samsung-Fitnessuhr. Der Pulsmesser beispielsweise funktioniert zwar deutlich besser als jener im Galaxy S5. Das dürfte aber auch nur daran liegen, dass er mehr Hautkontakt hat. Die Probleme bei der Messung – man muss einige Sekunden ruhig halten, darf nicht sprechen und erhält nicht immer plausible Ergebnisse – sind die gleichen wie beim Smartphone. Zumindest, wenn man zwischendurch den Puls messen will.

Beim Laufen oder Gehen lässt sich der Pulsmesser auch permanent betreiben. Weil sich das Display während des Sports aber immer wieder in den Energiesparmodus versetzt, braucht es trotzdem einen Tastendruck, um ihn sich anzeigen zu lassen. Und auch der Schrittmesser in der Fitness-Uhr, der leider erst dann seinen Betrieb aufnimmt, wenn man ihn im Menü aktiviert, liefert teilweise sehr gewagte Ergebnisse, scheint mitunter auch Bewegungen beim Liegen auf der Couch als Schritt zu interpretieren.

Da hilft es auch wenig, dass sich die Gear Fit mit zahlreichen verschiedenen Uhrendesigns und Hintergrundbildern schön an den eigenen Geschmack anpassen lässt und optisch ganz generell – bis aufs billige Gummi-Uhrband – einen sehr hübschen Eindruck hinterlässt.

Fazit:Hübsches, aber unausgegorenes Gimmick
Für rund 200 Euro ist Samsungs Gear Fit ein Gimmick ohne allzu viel praktischen Nutzen. Zwar bietet die intelligente Sportuhr auf dem Papier eine Vielzahl von Funktionen, die Umsetzung ist jedoch nicht optimal gelungen. Vieles funktioniert nur unzuverlässig, manches erweist sich in der Praxis als nicht sonderlich benutzerfreundlich.

Auch die Ergonomie könnte besser sein. Fitness-Tracker, welche die körperliche Aktivität messen und nicht nur mit Samsung-Smartphones funktionieren, gibt's bereits für weniger Geld. Und Smartwatches, die sich mithilfe von Apps um zusätzliche Funktionen erweitern lassen und mit j

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