Premiere in Salzburg

Erstmals autonomer Minibus auf offener Straße

Elektronik
19.10.2016 11:47

Er ist klein, wendig, fährt mit Strom und kommt völlig ohne Fahrer aus: In Salzburg ist am Mittwoch österreichweit erstmals ein selbstfahrender Minibus auf offener Straße unterwegs gewesen - vorerst allerdings nur zu Testzwecken. Geht es jedoch nach den Wünschen der Politik, könnten die autonomen Fahrzeuge in Zukunft eine wichtige Rolle im öffentlichen Verkehr des Bundeslandes einnehmen.

Der sogenannte Mikro-ÖV soll vor allem im ländlichen Raum als Zubringer zu den Haltestellen dienen. "Die selbstfahrenden Mini-Busse sollen nicht S-Bahnen oder Linienbusse ersetzen, sondern als Ergänzung die Lücke zwischen dem Wohnort und der nächsten Haltestelle schließen", erklärte der Salzburger Verkehrslandesrat Hans Mayr bei der Bus-Präsentation. "Es geht um die erste und die letzte Meile. Diese Strecke ist oft der Grund, warum Menschen mit dem Auto fahren und nicht auf den öffentlichen Verkehr umsteigen." Mit den selbstfahrenden Bussen könne man die Intervalle verkürzen und Kosten reduzieren.

Mayr will das System langfristig flächendeckend im Bundesland einführen - möglich sei sowohl ein Einsatz auf kurzen Linien als auch als Art Ruf-Taxi. "Der Betrieb herkömmlicher Mikro-ÖV-Systeme ist relativ teuer oder beruht auf Lenkern, die freiwillig fahren. Ohne Kosten für die Fahrer kommen die autonomen Mini-Busse auf Dauer billiger." Der Elektrobus "Arma" der französischen Herstellerfirma Navya kostet derzeit noch 250.000 Euro, Mayr rechnet aber damit, dass die Preise mit steigender Produktionszahl sinken.

Mini-Bus fährt bis zu 13 Stunden mit einer Ladung
Der "Arma" ist 4,8 Meter lang und 2,05 Meter breit und damit auch für enge und verwinkelte Gassen geeignet. Er bietet elf Sitz- und vier Stehplätze. Als "Augen" dienen GPS, Kameras und sogenannte LIDAR-Sensoren, die in jeder Sekunde eine Million Lichtpunkte aussenden, um die Umgebung abzutasten. Damit kann das Fahrzeug auf Hindernisse wie Baustellen, Menschen, Tiere und andere Fahrzeuge reagieren. Bei der Testfahrt in der Salzburger Altstadt - die nur mit Sondergenehmigung des Verkehrsministeriums möglich war - war der Bus am Mittwoch allerdings recht langsam und vorsichtig unterwegs. Zur Sicherheit war außerdem ein Fahrer mit an Bord, der jederzeit hätte eingreifen können.

Die Maximalgeschwindigkeit des Elektro-Minibusses liegt bei 45 km/h, die Batterien reichen für rund zehn bis 13 Stunden Betrieb am Tag, dann müssen sie sechs Stunden aufgeladen werden, erklärte Frederic Sartou vom Hersteller Navya, der sich auf die Entwicklung autonomer Fahrzeuge spezialisiert hat. Werden die Akkus leer, fährt der Bus autonom zu einer Ladestation. Derzeit entsteht bei Lyon ein neues Navya-Werk, in dem ab 2017 rund 300 Stück pro Jahr vom Band laufen sollen. Fahrzeuge der Firma sind im öffentlichen Verkehr bereits in Frankreich, Australien, Katar und der Schweiz im Einsatz.

Suche nach Testregion
Die landeseigene Forschungsgesellschaft Salzburg Research hat sich für eine Testgenehmigung für selbstfahrende Fahrzeuge im öffentlichen Personennahverkehr sowie für die Sondierung einer Testregion im Bundesland Salzburg beworben, um die Praxistauglichkeit zu erforschen und erproben. "Wir wissen etwa nicht, wie sich der Bus bei Schnee und Eis verhält und welche Kosten für Wartung und Betrieb auf Dauer anfallen", sagte Karl Rehrl, Leiter des Forschungsschwerpunktes Mobilität bei Salzburg Research.

Die Entscheidung, wo in Österreich die Testregionen liegen werden, soll noch heuer fallen. Das Interesse dafür ist laut Verkehrsminister Jörg Leichtfried hoch.

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