Finnen-Flaggschiff

Eindrucksvolles Comeback: Nokias Lumia 920 im Test

Elektronik
14.01.2013 09:00
Es ist das derzeit beste Smartphone auf dem Markt, ausgestattet mit Funktionen, die aktuell kein anderer Hersteller zu bieten hat - davon ist zumindest Nokia überzeugt. Die Rede ist vom neuen Flaggschiff der Finnen, dem Lumia 920, das ab sofort auch in Österreich erhältlich ist. krone.at hat das Windows-Phone bereits getestet.

Mit dem Lumia 920 möchte der einstmals größte und zuletzt stark gebeutelte Handyhersteller an alte Erfolge anknüpfen und sich den Weg zurück an die Spitze erkämpfen. Vor Journalisten in Wien räumte Nokia allerdings ein, dass dafür beim Konsumenten noch Überzeugungsarbeit zu leisten ist. Man müsse das Gerät aber nur in die Hand nehmen, dann ergebe sich der Rest schon von alleine.

Design
Und tatsächlich: Nokias Lumia 920 hat so manch clevere Funktion an Bord. Ob es das automatisch zum besten Smartphone macht, sei dahingestellt; vor der Konkurrenz von Samsung und Apple zu verstecken braucht sich das Gerät jedenfalls nicht. Unser einziger wirklicher Kritikpunkt: Mit einem Gewicht von 185 Gramm und 10,7 Millimetern Gehäusetiefe ist das Nokia-Smartphone ein rechter Ziegel. Eine etwas leichtere und schlankere Bauweise wäre wünschenswert.

Wenn auch schwer, liegt das Lumia trotzdem gut in der Hand. Wie beim Lumia 800 bleibt Nokia dem mit dem N9 eingeführten Design treu und verbaut beim 920 sämtliche Komponenten in einem die Hand schmeichelnden und tadellos verarbeiteten Unibodygehäuse aus Polycarbonat, das auf Wunsch neben den Farben Schwarz, Weiß und Grau auch in knalligem Gelb oder Rot erstrahlt – mit Sicherheit nicht jedermanns Geschmack, aber definitiv ein Hingucker.

Display
Obenauf thront, geschützt durch kratzfestes Gorilla-Glas, ein 4,5 Zoll großes "Pure Motion HD+"-Display, das laut Nokia heller leuchtet, schneller reagiert und empfindlicher ist als jedes andere derzeit verbaute Smartphone-Display. Mit einer Auflösung von 1.280 x 768 Pixeln übertrumpft das Lumia in Sachen Pixeldichte mit 332 zu 326 Pixeln pro Zoll (ppi) auf jeden Fall das Retina-Display von Apples iPhone 5. Inhalte wirken demnach knackscharf, die Farben strahlen satt und kräftig – und das dank leichter Tönung des Display-Glases auch bei Sonneneinstrahlung im Freien.

Und ja, man kann das Display tatsächlich wie von Nokia versprochen mit einem Handschuh bedienen, was sich gerade jetzt im Winter als durchaus praktisch erweist. Anrufe anzunehmen ist dank der großen Windows-Phone-Kacheln also kein Problem, beim Navigieren durchs Internet stößt jedoch auch ein Handschuh schnell an seine Grenzen: "Zarte" Hyperlinks in Texten und dergleichen sind für die Bedienung mit großen "Pratzen" einfach nicht geeignet.

Prozessor und Speicher
Unter dem Display sorgen ein 1,5 GHz schneller Dual-Core-Prozessor sowie ein Gigabyte RAM für den nötigen Antrieb. Was im Vergleich zu anderen Smartphones dürftig erscheinen mag, ist für das genügsame Microsoft-Betriebssystem mehr als ausreichend. Ruckler oder lange Ladezeiten kennt das Lumia 920 nicht.

Der interne Speicher des Smartphones beläuft sich auf 32 Gigabyte, von denen dem Nutzer knapp 25 GB zur Verfügung stehen. Einen Speicherkartensteckplatz zur Erweiterung sucht man vergeblich, über Microsofts integrierten Cloud-Dienst SkyDrive lassen sich jedoch bis zu sieben Gigabyte an Daten kostenfrei ins Netz auslagern.

LTE
Letzteres gelingt auf Wunsch mittels des UMTS-Nachfolgers LTE. Im Unterschied zu so manchem Konkurrenzprodukt unterstützt das Gerät ab Werk gleich mehrere Frequenzbänder, nämlich im 800-, 900-, 1800-, 2100- und 2600-Megahertz-Bereich, womit es sowohl zu LTE-Netzen etwa in den USA als auch hierzulande kompatibel ist.

Akkulaufzeit
Die maximale Gesprächszeit in einem 3G-Netz gibt Nokia mit bis zu zehn Stunden an, die Standby-Zeit soll 460 Stunden betragen. Wer den integrierten Stromsparmodus von Windows Phone 8 aktiviert, kitzelt – unter gewissen Einschränkungen - rund weitere fünf Stunden aus dem 2.000 Milliamperestunden starken Akku heraus und kommt damit bis zu anderthalb Tage ohne Steckdose aus.

Drahtloses Aufladen
Der Akku selbst ist aufgrund der Unibody-Bauweise zwar nicht austauschbar, lässt sich als Besonderheit jedoch drahtlos via Induktion laden. Nokia bietet dafür farblich auf das Smartphone angepasste Ladestationen an – von der Tischladestation für rund 70 Euro über ein Fatboy-Ladepolster um knapp 100 Euro bis zu einer zirka 350 Euro teuren Soundbox von JBL, die das Lumia durch simples Ablegen darauf nicht nur lädt, sondern optional mittels integrierter NFC-Unterstützung auch gleich die Musikwiedergabe startet.

Abgesehen vom optischen Aspekt und dem einen oder anderen neidvollen Blick, den man aufgrund des drahtlosen Aufladens von Freunden erhält, bringt die Technologie für den Nutzer aber keinen nennenswerten Vorteil: Die Ladestationen müssen immer noch mit der Steckdose verbunden werden, sodass der Kabelsalat nicht reduziert wird. Hinzu kommt, dass beim kabellosen Laden die Stromaufnahme vermindert ist, laut Nokia um gut 15 Prozent. Der Akku braucht im Vergleich zur nach wie vor möglichen Variante via Mini-USB-Kabel also länger, bis er vollständig geladen ist.

Kamera
Deutlich mehr Eindruck hinterließ Nokia im Test mit der integrierten 8,7-Megapixel-Kamera. Obwohl vom Hersteller mit der Bezeichnung PureView versehen, hat sie mit dem gleichnamigen Modell Nokia 808 PureView (siehe Infobox) nichts gemein. Während bei diesem durch einen 41-Megapixel-Sensor ein verlustfreies Zoomen ermöglicht wird, setzt Nokia beim 920 auf einen optischen Bildstabilisator sowie eine mit f/2.0 sehr große Blende, um auch bei schwierigen Lichtverhältnissen noch ansehnliche Fotos sowie Full-HD-Videos zu produzieren.

Mit Erfolg: Wo andere Smartphones bereits schwarz sehen oder starkes Bildrauschen verursachen, bringt die Kamera des Lumia 920 noch scharfe Details zum Vorschein. In puncto Auslöseverzögerung bzw. Serienbildgeschwindigkeit besteht im Gegenzug noch Verbesserungspotenzial.

Foto-Apps
Praktisch sind die diversen Software-Tools, die Nokia Smartphone-Fotografen zur Hand gibt. Neben einer App für Panoramaaufnahmen hält das Lumia 920 etwa die Anwendung "Cinemagramm" bereit, mit der sich anhand eines Videos animierte Bilder erstellen lassen. Der Nutzer kann dabei mittels Fingerzeig bestimmen, welche Bestandteile des Bildes bewegt sein sollen und welche nicht.

"Intelligente Bilder" ermöglicht es hingegen, auf Gruppenaufnahmen die Gesichter von Personen zu ersetzen. Aus einer Bilderserie kann dafür der jeweils beste Gesichtsausdruck gewählt werden. Voraussetzung für ein optimales Ergebnis ist allerdings, dass sich die Personen zwischen den Aufnahmen nicht bewegen.

Offline-Navigation und andere Nokia-Dienste
Wenn von Software die Rede ist, dürfen aber auch Nokias Kartendienst und die Navigationslösung "Nokia Drive" nicht fehlen. Letztere befindet sich aktuell noch im Beta-Stadium, bringt aber schon jetzt einen entscheidenden Vorteil mit sich: Sie ist komplett offline nutzbar. Sämtliches Kartenmaterial kann bei bestehender WLAN-Verbindung heruntergeladen und auf dem Gerät gespeichert werden, was insbesondere bei Reisen ins Ausland praktisch ist, lassen sich doch so etwaige Roamingkosten vermeiden.

Unterwegs ebenfalls recht nützlich, allerdings nur online verfügbar ist die neue Nokia-App "City-Kompass". Die Augmented-Reality-Anwendung zeigt auf dem Smartphone-Display an, in welcher Entfernung und Richtung sich bestimmte Points of Interest wie beispielsweise Restaurants, Hotels oder Theater befinden.

Ebenfalls exklusiv Nokia-Geräten vorbehalten ist die App "Nokia Bus und Bahn", die den Nutzer quasi mithilfe öffentlicher Verkehrsmittel ans Ziel lotst. Verbindungen lassen sich zwar bereits anzeigen, noch hapert es stellenweise aber an den exakten Abfahrtsplänen und Uhrzeiten. Nokia hat bereits angekündigt, möglichst rasch entsprechendes Datenmaterial für Österreich implementieren zu wollen.

Kostenloser Streaming-Dienst
Bereits von anderen Nokia-Handys bekannt ist detreaming-Dienst, der eingeschränkt auch offline verfügbar ist. Nutzer können hier bis zu fünf Playlists zu beliebten Künstlern oder nach Themen zusammengestellt auf dem Smartphone speichern. Über die Funktion "Konzerte" lässt sich überdies in Erfahrung bringen, welche Bands gerade in der Nähe spielen.

Fazit: Mit dem Lumia 920 braucht sich Nokia nicht vor der Konkurrenz zu verstecken. In vielerlei Hinsicht ist das Gerät den Rivalen ebenbürtig, in einigen Dingen sogar überlegen, was etwa die Lichtempfindlichkeit der Kamera oder die Sensitivität des Displays anbelangt. Auch Funktionen wie LTE, das drahtlose Laden, die Offline-Navigation oder der kostenlose Streaming-Dienst zeichnen das Lumia 920 aus und sind für viele Mitbewerber bislang nicht alltäglich. Einzig das etwas klobige Äußere und das hohe Gewicht trüben den ansonsten exzellenten Eindruck ein wenig.

Die unverbindliche Preisempfehlung von Nokia für das Lumia 920 liegt bei 659 Euro. Übers Internet ist das Smartphone jedoch mit aktuell rund 604 Euro schon günstiger zu haben. Als Mobilfunkpartner konnte Nokia hierzulande A1 gewinnen. Der Anbieter vertreibt das Lumia ab 16. Jänner exklusiv bis März.

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