Mini-Notebooks

Der große Netbook-Ratgeber

Elektronik
26.09.2008 13:09
Anfang des Jahres hat Asus mit seinem "Eee PC" eine Lawine losgetreten und die Klasse der sogenannten Netbooks begründet. Inzwischen vergeht kaum eine Woche, in der nicht ein weiterer Hersteller eines dieser Mini-Notebooks auf den Markt bringt. Sich zwischen den Angeboten von Acer, Fujitsu Siemens, HP, MSI, Medion, Dell und Co. zurechtzufinden, fällt da nicht leicht. Allein vom "Eee PC" sind aktuell zwölf Versionen im Handel erhältlich. krone.at sagt dir, wo die Unterschiede liegen, welche Vor- und Nachteile die unterschiedlichen Konfigurationen mit sich bringen und warum sich das Warten auf den Kauf lohnen könnte.

Die Größe
Das wohl augenscheinlichste Unterscheidungsmerkmal bei der Fülle an Netbooks auf dem Markt ist die Größe. Waren die ersten Exemplare noch mit einem 7-Zoll-Display (800 x 600 Pixel) ausgestattet, so scheinen sich die Hersteller bei den neuen Modellen nun bei einer Auflösung von 1.024 mal 600 Pixeln auf eine Bildschirmgröße von zehn Zoll einzupendeln. In der Mitte gibt es noch die Klasse der 8,9 Zoll großen Netbooks, etwa das "Inspiron 9 Mini" von Dell oder den "Amilo Mini" von Fujitsu Siemens.

Für welche Größe man sich letzten Endes entscheidet, hängt von der bevorzugten Nutzungsweise ab. Denn: Ein kleines Display bedeutet weniger Gewicht und kompaktere Maße, allerdings auch weniger Komfort beim Verfassen von Texten, da die Tastatur entsprechend kleiner ausfällt, oder dem Anschauen bzw. Bearbeiten von Bildern und Videos. Wer mit seinem Netbook nur surfen möchte, ist demnach bei den kleinen 7-Zöllern bestens aufgehoben; wer hingegen längere Texte verfassen und im Urlaub vielleicht das eine oder andere Bild zurechtschneiden möchte, ist bei den größeren Modellen besser aufgehoben. Damit es nach dem Kauf kein böses Erwachen gibt, sollte die Tastatur vorher jedenfalls ausgiebig getestet werden.

Das Betriebssystem
Die Qual der Wahl hat man nicht nur bei der Größe, sondern auch beim Betriebssystem. Nahezu jeder Hersteller bietet seine Modelle sowohl in einer Linux- als auch in einer Windows-XP-Version an. Eine Sonderstellung nimmt hier HP mit seinem "2133 Mini-Note" ein, das optional auch in einer Vista-Home- sowie einer Vista-Business-Ausgabe erhältlich ist.

Ob der Einsatz von Microsofts neuestem Betriebssystem auf den kleinen Netbooks sinnvoll ist, darf allerdings bezweifelt werden. Zum einem verbraucht Vista deutlich mehr Ressourcen, was zu Lasten der Akku-Leistung geht, zum anderen schlägt sich das Betriebssystem deutlich im Preis nieder:  Die Vista-Home-Basic-Version von HPs "2133" kostet rund 100 Euro mehr als die Linux-Variante, für die Business-Ausgabe sind noch einmal weitere 100 Euro fällig.

Bleiben demnach Linux und XP als mögliche Alternativen. In punkto Umfang steht das Open-Source-Betriebssystem Windows XP in kaum etwas nach, mit Programmen wie "Open Office" können in gewohnter Manier Texte verfasst, Tabellen bearbeitet oder Präsentationen erstellt werden. Viele Nutzer scheuen sich allerdings vor dem Wechsel zu Linux, ist man mit der Benutzeroberfläche von XP doch bereits seit Jahren vertraut. Dabei bietet Linux zumindest drei Vorteile gegenüber dem microsoft'schen Betriebssystem: Es ist günstiger, kompakter, verbraucht also weniger Platz auf dem Rechner, und zu guter Letzt auch besser "kontrollierbar" – das nötige Know-How allerdings vorausgesetzt.

Einen oftmals entscheidenden Nachteil hat Linux allerdings:  Von Anbietern kommerzieller Software, vor allem im Bereich der Spiele, wird Linux noch nicht im selben Maße unterstützt wie dies bei Windows der Fall ist. Ausgiebig zocken kann man auf den im Vergleich zu den "großen" Notebooks eher leistungsschwachen Netbooks aber ohnehin nicht. Für andere Software gibt es längst vergleichbare Alternativen aus der Open-Source-Ecke. Wer sich nicht scheut und Geld sparen möchte, sollte demnach getrost zur Linux-Variante greifen. Wer hingegen auf bestimmte Software nicht verzichten kann oder will und auch keine freie Alternative zu kommerzieller Software findet, verlässt sich lieber auch weiterhin auf Windows XP.

Festplatte oder SSD?
Zwar nicht ganz so sehr eine Glaubensfrage wie die Wahl des richtigen Betriebssystems, aber nicht weniger essentiell ist die Frage nach der Art des Speicherplatzes: Neben der konventionellen Festplatte werden in vielen Netbooks inzwischen auch die neuen Solid State Drives (SSD) verbaut. Im Gegensatz zu herkömmlichen Festplatten haben diese  Flash-Speicher keine mechanischen Verschleißerscheinungen, sind also robuster, und greifen schneller auf Daten zu. Zudem arbeiten sie geräuschlos, laufen nicht so sehr heiß, sind leichter und demnach energiesparender.

Nachteil: Während Festplatten (theoretisch) beliebig oft gelöscht und beschrieben werden können, ist die Lebensdauer bei SSDs aufgrund einer limitierten Anzahl von Schreib- und Löschvorgängen begrenzt. Zwei weitere Mankos: SSDs sind in der Anschaffung noch sehr teuer, bieten aber dennoch nur eine geringe Speicherkapazität. Während SSD-Netbooks derzeit nur in Kapazitäten von durchschnittlich 12 bis 20 Gigabyte erhältlich sind, werden bei Netbooks mit herkömmlicher Festplatte aktuell Kapazitäten von 80 bis 160 Gigabyte verbaut. Wer seine gesamte Musik- und Foto-Sammlung immer bei sich haben möchte, dürfte demnach bei SSDs schnell an seine Grenzen stoßen. Wer das Netbook hingegen als reines Surf-Gerät versteht und Daten nur kurzzeitig auf dem Gerät zwischenlagern möchte, kommt auch mit nur wenigen Gigabyte an SSD-Speicher aus.

Arbeitsspeicher und Prozessor
In diesem Bereich machen es die Hersteller dem Nutzer vergleichsweise einfach: Ein Gigabyte Arbeitsspeicher ist bei aktuellen Netbooks inzwischen Standard, vereinzelt sind allerdings noch Modelle mit 512 Megabyte anzutreffen. 2-GB-Modelle gibt es derzeit nicht am Markt, der Mainboard-Spezialist Elitegroup hat mit seinem "ECS G10IL" jedoch bereits ein entsprechendes Netbook vorgestellt. Wann es erhältlich sein wird, ist allerdings noch offen.

Auch beim Prozessor herrscht Einigkeit: Seit Intel seinen stromsparenden, eigens für mobile Geräte konzipierten Atom-Prozessor mit 1,6 GHz auf den Markt geworfen hat, sorgt dieser in nahezu allen Netbooks für die nötige Leistung. Ausnahme ist hier neben älteren Modellen des "Eee PC" mit einem Celeron-M-Prozessor von Intel wieder HP, das bei seinem "2133" auf den zwar günstigeren, aber langsameren VIA C7 von Via Technologies setzt.

Wer auf Alternativen zu den genannten Prozessoren hofft, wird demnach enttäuscht: Intel-Konkurrent AMD hat zwar bereits Geräte für seinen für den mobilen Einsatz optimierten "AMD Geode"-Chip angekündigt, derart ausgerüstete Netbooks sind am Markt bislang allerdings nicht erhältlich. Das Gebot der Stunde lautet daher "Atom".

Ausstattung und Extras
Nahezu keine Unterschiede gibt es bei der Ausstattung der Netbooks: Drei USB-Ports, Ethernet, ein Kartenleser, ein VGA-Ausgang sowie ein Line-Out und ein Mikrofon-Eingang gehören ebenso zum guten Ton wie eine integrierte 1,3-Megapixel-Webcam. Für die Kommunikation ist WLan serienmäßig an Bord, noch nicht bei allen Anbietern den Weg ins Programm gefunden hat hingegen Bluetooth. Wer beispielsweise Daten von seinem Handy mit dem Netbook synchronisieren möchte, sollte daher auf eine Bluetooth-Unterstützung achten, wie sie etwa MSI mit seinem "Wind" bietet.

Noch Zukunftsmusik ist eine serienmäßige Unterstützung des Mobilfunkstandards UMTS. Für November hat LG jedoch mit dem "X110" ein zehn Zoll großes Netbook angekündigt, das – allerdings nur optional – auch UMTS unterstützt. Auch das "ECS G10IL" soll bei Erscheinen mit HSDPA-Unterstützung erhältlich sein.

Von vielen Herstellern oft verschwiegen: der Akku
Last but not least sollte bei der Anschaffung eines Netbooks der verbaute Akku eine entscheidende Rolle spielen. Denn: Viele Hersteller bieten ihre Geräte mit kleinen, weniger leistungsstarken Akkus an, um die stärkeren Akkus später als teures Extra verkaufen zu können. So bietet beispielsweise Medion sein "akoya mini" samt 3-Zellen-Akku im hauseigenen Shop um 419 Euro an, der leistungsstärkere 6-Zellen-Akku schlägt jedoch mit 99 Euro zu Buche, was Adam Riese zufolge fast einem Viertel des Anschaffungspreises entspricht. Serienmäßig verbaut sind 6-Zellen-Akkus hingegen in der 1000er-Serie von Asus' "Eee PC".

Zu bedenken ist jedoch, dass sich das Surf-Vergnügen mit Hilfe eines größeren Akkus zwar von zwei bis drei auf bis zu sechs Stunden verlängern lässt, das Netbook dann allerdings auch deutlich schwerer ist. Während die leichtesten unter den Mini-Notebooks auf ein Gewicht von nur 900 Gramm kommen, können die vollausgestasoll.

Was darf es kosten?
Neben ihren kompakten Abmessungen sind Netbooks nicht zuletzt auch wegen ihres günstigen Anschaffungspreises so beliebt. Während die ersten sieben Zoll großen "Eee PC"-Modelle von Asus inzwischen für unter 200 Euro zu haben sind, liegen aktuelle und größere Modelle derzeit bei um die 400 Euro. Bei allem was darüber liegt, sollte man gründlich vergleichen und gut abwägen, für was man das Netbook eigentlich braucht, sind dann doch bereits weniger kompakte, jedoch leistungsfähigere 15,4-Zoll-Notebooks im Handel erhältlich.

Sofort kaufen oder besser noch warten?
Wer unbedingt ein Netbook sein Eigen nennen möchte, wird sich wahrlich nur schwer gedulden können. Aber das Warten könnte sich lohnen: Zum einem, weil nahezu im Wochentakt neue Modelle mit zum Teil umfangreicherer Ausstattung erscheinen, zum anderen, weil die Geräte nach dem Weihnachtsgeschäft traditionell günstiger werden. Noch ein Grund, der für das Warten sprechen könnte: Der Netbook-Markt ist vergleichsweise jung und demnach noch vieles unausgereift. Beispielsweise Sony hat daher angekündigt, erst einmal die aktuelle Generation von Netbooks abwarten zu wollen, aus den Fehlern der Konkurrenz zu lernen und dann mit einem ausgereiften Produkt auf den Markt zu kommen. Ob das Traditionsunternehmen sein Versprechen halten kann, bleibt allerdings abzuwarten.

Fazit: Netbooks sind für den mobilen Einsatz konzipiert, um beispielsweise zwischendurch E-Mails zu checken, ins Internet zu gehen und kurze Texte zu verfassen. Große Rechenwunder sind die Mini-Notebooks jedoch nicht, weshalb bei aufwändigen Multimedia-Anwendungen oder Spielen auch weiterhin auf die "großen" Notebooks zurückgegriffen werden sollte. Aufgrund ihres günstigen Anschaffungspreises von 200 bis 400 Euro werden Netbooks von vielen jedoch inzwischen als Zweit-Notebook genützt. Wem dieser Preis nach wie vor zu teuer ist, der sollte erst nach dem Weihnachtsgeschäft zuschlagen. Die Preise sollten bis dahin weiter gepurzelt sein, zudem dürften währendessen weitere spannende Modelle erschienen sein.

von Sebastian Räuchle

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