Schweizer Studie

Daumenfertigkeit am Smartphone verändert Gehirn

Wissenschaft
23.12.2014 18:00
Tippen, streichen, wischen – Nutzer von Smartphones haben flinke Daumen und Zeigefinger. Der tägliche Gebrauch der mobilen Technik formt aber nicht nur die Fingerfertigkeit, sondern verändert auch das Gehirn, wie Schweizer Forscher jetzt herausgefunden haben.

In unserem Gefühlszentrum im Gehirn, dem somatosensorischen Cortex(Rinde), besitzen alle Körperbereiche von der Zehe bis zum Kiefer und der Zunge festgelegte Verarbeitungsareale. Diese Areale sind flexibel und können sich verändern. Bei Geigenspielern beispielsweise ist das Areal, das den instrumentführenden Finger repräsentiert, größer als bei anderen Menschen.

Gehirnaktivität mittels EEG analysiert
Arko Ghosh vom Institut für Neuroinformatik der Universität und der ETH Zürich wollte wissen, wie sich die Fingerfertigkeit von Smartphone-Usern auf deren Gehirn auswirkt. Mit Kollegen der Universität Fribourg untersuchte er die Aktivierung im sensomotorischen Cortex, die durch Fingerbewegungen ausgelöst wird. Bei 37 Rechtshändern, davon 26 Smartphone-Benutzer mit Touchscreen und elf Benutzer von alten, herkömmlichen Handys, maßen die Forscher mittels Elektroenzephalografie (EEG) die Aktivität im somatosensorischen Cortex. 62 Elektroden am Kopf der Probanden zeichneten dieses Potenzial aufgrund von Bewegungen des Daumens, des Zeige- sowie des Mittelfingers auf.

Dabei stellte sich heraus, dass sich die kortikale Aktivität bei Nutzern von Touchscreen-Smartphones im Vergleich zu Personen mit herkömmlichen Handys unterscheidet. Gosh und seine Kollegen konnte zudem zeigen, dass die Häufigkeit des Smartphone-Gebrauchs die Aktivität der Gehirnrinde beeinflusst. Je häufiger das Smartphone in den zehn Tagen vor den EEG-Messungen benutzt worden war, desto stärker war das Signal im Gehirn.

Am stärksten war dieser Zusammenhang in jenem Areal, das den Daumen repräsentiert. "Auf den ersten Blick scheint dieser Befund vergleichbar zu sein mit dem, was bei Geigenspielern geschieht", erklärt Ghosh, doch die Forscher konnten auch zwei Unterscheide festmachen: Zum einen spielt bei Smartphone-Usern keine Rolle, wie lange sie ein Gerät schon besitzen und benutzen, während bei Geigenspielern die Aktivität im Gehirn abhängig vom Alter war, in dem sie zu spielen begannen. Zum anderen bestehe ein klarer Zusammenhang zwischen der Aktivierung im Hirn und der letzten Nutzung des Smartphones, während dies bei Geigenspielern in früheren Studien nicht nachgewiesen werden konnte.

Technik beeinflusst Sinnesverarbeitung im Hirn
"Die digitale Technik, die wir im Alltag nutzen, formt die Sinnesverarbeitung in unserm Gehirn und zwar in einem Ausmass, das uns überrascht hat", fasst der Neurowissenschaftler Ghosh die Ergebnisse der Untersuchung zusammen.

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