Nutzer-Exodus

Das passiert, wenn ein Staat WhatsApp abschaltet

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17.12.2015 09:47

Weil der Messenger-Dienst WhatsApp in einem Kriminalfall nicht mit den Behörden kooperiert haben soll, wurde er von der brasilianischen Regierung zur Strafe kurzerhand für 48 Stunden blockiert. Der WhatsApp-Blackout zeigt, was die Nutzer in so einem Fall tun: in Scharen zur Konkurrenz wechseln oder die Sperre umgehen.

Wie schnell sich die Messenger-Machtverhältnisse verschieben, wenn die Nutzer gezwungen sind, nach einer Alternative zu suchen, zeigt sich derzeit in Brasilien.

Das fünftgrößte Land der Erde hat WhatsApp vorübergehend sperren lassen - und sorgt damit laut "Venturebeat" für nichts anderes als einen Nutzer-Exodus hin zum russischen Konkurrenten Telegram. Die Betreiber geben sich erfreut über die vielen neuen Nutzer:

Eine Million neue Nutzer für Telegram
In weniger als 24 Stunden hat der russische Messenger mit proprietären Verschlüsselungsfunktionen in Brasilien eine Million neue Nutzer gewonnen - Tendenz stark steigend. WhatsApp-Gründer Jan Koum ist über den Blackout naturgemäß nicht sonderlich erfreut und rüffelt Brasilien dafür, sich "vom Rest der Welt zu isolieren".

Tatsächlich zeigt der Fall vor allem, dass Staaten großen Konzernen wie der WhatsApp-Mutter Facebook bei Nichtkooperation zwar Daumenschrauben ansetzen können, das die Nutzer aber nicht davon abhält, über Smartphone-Messenger zu kommunizieren. Sie können ihre Kommunikation auf vielfältige Weise aufrechterhalten.

Umgehungs-Tricks und Alternativen verfügbar
Alternative Messenger wie Telegram oder der ebenfalls verschlüsselte Rivale Signal buhlen in großer Zahl um die Gunst der Nutzer. Viber, Line, WeChat - die Liste der Konkurrenten, die bei einem erzwungenen WhatsApp-Blackout zunächst weiterhin funktionieren, ist lang.

Und selbst wenn die Nutzer nicht auf Alternativen ausweichen wollen, haben sie Möglichkeiten, um weiterhin auf WhatsApp zugreifen zu können. Blockieren die Telekommunikationsanbieter die Server von WhatsApp, lässt sich das etwa mit VPN-Software umgehen, welche die Kommunikation über ausländische Server umleitet.

So hat der WhatsApp-Blackout letztlich zwei Effekte: Er stärkt die WhatsApp-Konkurrenz und sorgt - wie immer, wenn ein Land Online-Angebote blockiert - dafür, dass sich Bürger über VPN- und Anonymisierungsdienste informieren, damit sie Zensur im Netz im Zweifel etwas entgegensetzen können.

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