iPad, Stuxnet und Co

Das brachte das Digital-Jahr 2010 für die IT-Zukunft

Elektronik
30.12.2010 10:57
2010 war ein außergewöhnliches Jahr für die IT-Branche. Die Ankunft der Tablet-Computer mit Apples iPad, der Aufstieg von Facebook, der Super-Computerwurm Stuxnet, der Hype um das Cloud-Computing, die Kontroverse um die Enthüllungsplattform WikiLeaks - diese zwölf Monate erlaubten so viele Einblicke in Technologien und Konflikte der Zukunft wie selten zuvor. Oder zumindest in das, was wir heute für die Zukunft halten.

Nichts geht mehr ohne das Internet, und wieder einmal waren es US-Konzerne, die den Ton angaben. Google, Apple, Facebook, Twitter - es scheint, als werde die Zukunft in Kalifornien entworfen. Und dort bilden sich auch die Spannungslinien zwischen den großen Wettbewerbern heraus. Wird sich bei mobilen Computern die Vision von Apple oder von Google durchsetzen? Wird Google oder Facebook das Milliardengeschäft mit Online-Werbung beherrschen? Die Europäer, die jahrelang mit dem heute schwächelnden finnischen Nokia-Konzern wenigstens den Handy-Weltmarktführer stellten, müssen aufpassen, nicht in die Bedeutungslosigkeit abzurutschen.

Facebook knackt 500-Millionen-Nutzer-Marke
Es ist schwer, sich ein Top-Ereignis des Jahres in der IT-Welt herauszupicken. Für das amerikanische "Time"-Magazin war es der Siegeszug von Facebook, es erklärte Gründer Mark Zuckerberg zur Person des Jahres. Das Online-Netzwerk donnerte über die Marke von 500 Millionen Nutzern und hat keinen globalen Konkurrenten mehr. Die einstige Nummer eins MySpace kapitulierte im direkten Wettbewerb und versucht einen Neuanfang als Unterhaltungs-Plattform.

Jetzt warten Banker und Anleger auf den Facebook-Börsengang - und in der Zwischenzeit wird der Wert des Unternehmens auf Dutzende Milliarden Dollar geschätzt. Mit der gigantischen Mitgliederzahl konzentriert sich beim Online-Netzwerk jetzt schon eine Fülle an Informationen über unsere Interessen und Alltagsmomente wie nie zuvor.

Street View treibt Datenschützer auf die Barrikaden
Internet-Werbeagenturen reiben sich die Hände in der Hoffnung auf ein gutes Geschäft mit direkt auf den jeweiligen Nutzer zugeschnittenen Anzeigen - Datenschützer schlagen darob die Hände über dem Kopf zusammen. Es sei oft nicht klar, was mit den Nutzer-Informationen passiert, warnt der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar. Und räumt ein, dass Behörden nur wenig tun können - die Daten liegen meist auf Servern in den USA.

Datenschutz im Internet war ein beherrschendes Thema des Jahres hierzulande - und der Streit entzündete sich vor allem an Googles Straßenpanorama-Dienst Street View. In vielen europäischen Ländern, darunter auch Österreich, mussten die Kamera-Autos des Konzerns zwangspausieren, nachdem bekannt geworden war, dass Google WLAN-Daten ausspioniert hatte.

Bei unseren deutschen Nachbarn startete der umstrittene Dienst daher nach mehrjährigen Verhandlungen im November mit zahlreichen Löchern im Stadtbild: Über 240.000 Haushalte ließen ihre Häuser verpixeln. Internet-Vordenker Jeff Jarvis prägte den bösen Begriff "Blurmany" (aus dem englischen Wort "blur" für unkenntlich machen und Germany), und es blieb die Frage, ob die Debatte nicht übertrieben heftig ausfiel.

WikiLeaks und die Folgen
Die Aufmerksamkeit gehörte da längst der Enthüllungsplattform WikiLeaks und ihrem Gründer Julian Assange, die Hunderte vertraulicher Dokumente des US-Außenamts ins Netz stellten. Der Fall WikiLeaks demonstrierte gleich zwei wichtige Dinge. Zum einen, dass Informationen, die einmal online gelangen, nicht mehr zu stoppen sind, so sehr sich selbst Staaten darum bemühen mögen. Zum anderen, dass schon ein Häufchen von Sympathisanten mit der passenden Software erfolgreich Websites auch großer Unternehmen wie Mastercard oder Visa für Stunden lahmlegen kann.

Der digitale Erstschlag
Wie groß die Sicherheitslücken bei Computern sein können, zeigte auch der Wurm Stuxnet, der sich weltweit durch unzählige Rechner fraß - dort aber keinen Schaden anrichtete, weil er nur auf der Suche nach einer bestimmten Konfiguration von Siemens-Industrieanlagen war. Nach Analyse des Programms waren Computerexperten in diesem Jahr sicher, dass das Ziel das iranische Atomprogramm und der Auftraggeber einer oder mehrere Staaten gewesen sein müssen. Frank Rieger vom Chaos Computer Club sah damit den Cyber-War begonnen: "Der digitale Erstschlag ist erfolgt."

Das iPad und der Tablet-Hype
Vor lauter Politik geriet zum Jahresende die Technik etwas in den Hintergrund, aber hier kündigt sich für 2011 ein spannender Wettstreit an. Es geht darum, welche Computer wir in Zukunft nutzen werden. Apple preschte auf dem Markt mit dem iPad vor, einem flachen Tablet mit berührungsempfindlichem Bildschirm, der die Art verändert, wie Menschen mit einem Computer kommunizieren. Diverse Konkurrenten stehen mit ihren iPad-Herausforderern in den Startlöchern.

Aufbruch in die Daten-Wolke
Google will zudem mit seinem neuen Betriebssystem Chrome OS punkten, bei dem kaum Daten auf dem Rechner selbst liegen, sondern fast alles im Internet läuft. Damit treibt der Online-Riese die Idee des sogenannten Cloud Computing, der IT aus der Daten-Wolke, auf die Spitze. Cloud Computing war ohnehin eines der Modewörter des Jahres.

Selbst die Windows-Bastion Microsoft schwenkt in die Wolke um, was dem Software-Giganten bissige Kommentare vom Vorreiter Amazon einbrachte. "Dinosaurier sind nicht sehr gut darin, die Zukunft vorherzusagen", stichelte der Technik-Chef des Online-Händlers, Werner Vogels, bei einer Branchenkonferenz. Für Unterhaltung dürfte in der Tech-Arena demnach auch im neuen Jahr gesorgt sein.

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