Kommentar

Darum gehen mir Smartwatches am Arm vorbei

Elektronik
12.10.2014 09:00
Smartwatches sind das nächste große Ding. Oder vielleicht doch nicht? Digital-Redakteur Sebastian Räuchle erklärt, warum ihm die vermeintlich intelligenten Uhren am Arm vorbeigehen. Ein Kommentar.

Zeit ist ein abstraktes Konstrukt, das nur wenige schlaue Menschen auf dieser Erde verstehen. Für alle anderen genügt es zu begreifen, dass man stets zu wenig davon hat – sei es in der Arbeit oder privat. Deshalb wurde vor langer, wirklich langer Zeit die Uhr erfunden. Ein Blick darauf genügte und man wusste, ob man sich noch einmal umdrehen und weiterschlafen konnte, weil man noch genügend Zeit hatte; oder ob man sich noch einmal umdrehen und weiterschlafen konnte, weil es ohnehin schon zu spät war.

Dann kam das Handy respektive Smartphone, und eines der ersten von vielen Geräten, das durch den mobilen Alleskönner ersetzt wurde, war die Uhr bzw. ihr klobiger Vetter, der Wecker. Kinder wussten fortan nicht mehr, was es bedeutet, wenn der kleine Zeiger auf der Drei und der große auf der Neun steht; und Eltern nicht, was sie ihrem Nachwuchs zur Erstkommunion schenken sollen.

Informations-Überfluss
Jetzt, wo unsere Handgelenke endlich wieder nahtlos braun sind, soll die Uhr ein Revival erleben – in smarter Form, versteht sich, mit Display statt Zifferblatt und mannigfaltigen Funktionen für den modernen Menschen von heute. Um uns daran zu erinnern, dass wir wegen eines verpassten Anrufs oder einer eingegangenen Mail dringend mal wieder auf unser Smartphone schauen sollten – als ob wir das wie die Gestörten nicht ohnehin bereits den ganzen Tag machen würden.

Smartwatch zum Aufziehen? Fehlanzeige!
Noch dazu buhlen die angeblich so intelligenten Uhren spätestens alle zwei Tage um den schon ständig von Smartphone, Tablet, Notebook, E-Book-Reader und MP3-Player in Beschlag genommenen Platz an der Steckdose. Und all das nur, um uns am Ende eines langen Tages vor dem Bildschirm etwas zu verraten, das wir eigentlich längst wissen/gar nicht wissen wollen, nämlich die Tatsache, dass wir uns heute 8.367 Schritte zu wenig bewegt haben.

Ganz abgesehen davon - auch wenn wir offenbar alle nichts (mehr) zu verbergen haben: Wollen wir wirklich, dass Konzerne wie Google, Apple und Co. jetzt noch tiefere Einblicke in unser Verhalten und unsere Gesundheit erlangen und im wahrsten Sinne des Wortes jeden Schritt, den wir tun, erfassen und auswerten können?

Solange grundlegende Probleme (Akkulaufzeit, eingeschränkte Kompatibilität) und Fragen (Sinnhaftigkeit, Datenschutz) nicht geklärt sind, bleibt mein Handgelenk daher frei von etwaigen Datenuhren. Zumindest bis zu jenem Tag, an dem ich per Smartwatch mein – dann vermutlich bereits ebenfalls smartes - Auto herbeirufen kann.

Wie denken Sie über Smartwatches? Schreiben Sie uns Ihre Meinung in den Kommentaren oder auf Facebook.

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