Neue Vorwürfe

Bericht: Kinder zur Arbeit bei Samsung gezwungen

Elektronik
03.09.2012 18:44
Die Aktivistengruppe China Labor Watch legt in einem neuen Bericht gegen Samsung nach, nachdem sie bereits Anfang August Missstände bei einem Fertiger der Südkoreaner in China aufgedeckt hatte. Nun soll ein Bericht der Organisation belegen, dass in sechs chinesischen Fabriken, die direkt zu Samsung gehören, systematisch Kinder zur Arbeit gezwungen werden. Dazu kommen gefährliche Arbeitsbedingungen, viel zu hohe Überstundenzahlen und ungültige Arbeitsverträge. Der Konzern kündigte daraufhin eine Überprüfung seiner knapp 250 Zulieferer in China an.

Der "Spiegel" konnte die neue Untersuchung von China Labor Watch vorab sichten. Darin werden schwere Vorwürfe gegen Samsung erhoben. So würden die teils unter 16 Jahre alten Schüler von den Lehrern zur Fabrikarbeit gezwungen, weil sie sonst keine Abschlusszeugnisse erhielten. Die Verträge würden dabei direkt zwischen Schule und Fabrikbetreibern ausgehandelt, die Schulen bekämen im Gegenzug eine Zahlung, heißt es in dem Report.

Samsung kündigte an, die Vorwürfen aufzuklären. "Die Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten von Samsung hat Priorität", teilte das Unternehmen am Montag der Nachrichtenagentur dpa in Seoul mit. Samsung halte sich in den Regionen, wo das Unternehmen aktiv sei, an die "höchsten Arbeitsstandards" und sämtliche Arbeits- und Menschenrechte. "Wir kennen den Bericht von China Labor Watch und analysieren die Situation vollständig."

Kinderarbeit und Schläge bei Samsung-Fertiger
Schon der 31-seitige Bericht vom August (siehe Infobox) hatte für Aufsehen gesorgt. Demnach stehe Kinderarbeit beim chinesischen Samsung-Fertiger HEG an der Tagesordnung, genau wie ständige Misshandlungen. Schon für kleine Fehler gebe es Schläge, Arbeiter würden gezwungen, den ganzen Tag zu stehen oder selbstkritische Aufsätze zu verlassen. Elf Stunden am Stück an sechs Tagen die Woche zu arbeiten sei normal, so China Labor Watch. Während der gesamten Zeit sei es Arbeitern am Fließband aber verboten, sich hinzusetzen.

Keine ärztliche Versorgung
Gefährlich sei auch, dass der Fertiger keine Rücksicht auf gefährliche Arbeitsbedingungen nehme und die Arbeiter extremer Hitze ausgesetzt seien. Komme es zu Unfällen, seien diese ebenfalls auf sich allein gestellt, es gebe weder ärztliche Versorgung noch wenigstens einen Erste-Hilfe-Kasten. Wer krank werde, erhalte ebenfalls keine Unterstützung und werde im Zweifelsfall einfach entlassen.

Angeblich keine Ahnung von Missständen
Schon zu diesen Vorwürfen hatte sich Samsung prompt geäußert. Man habe dieses Jahr bereits zweimal Inspektionen in HEG-Fabriken durchgeführt und keine Unregelmäßigkeiten entdeckt, so Samsung im August. Man werde aber so bald wie möglich weitere Untersuchungen durchführen und lege Wert auf "höchste Standards bei den Arbeitsbedingungen" - in eigenen Fabriken wie jenen von Partnerunternehmen.

Hersteller will alle 250 Zulieferer in China prüfen
Wie ernst Samsung dieses Bekenntnis nimmt, wird der Konzern nach den neuesten Vorwürfen wohl zuallererst in den eigenen Produktionsstätten beweisen müssen. Das Unternehmen will nun eigenen Angaben zufolge 100 Mitarbeiter nach China entsenden, die bis Ende September alle 105 Betriebe inspizieren sollen, die ausschließlich den Konzern beliefern. Bis Ende des Jahres soll die Situation in weiteren 144 Lieferbetrieben dokumentiert werden, die für Samsung und andere Unternehmen arbeiten. Sollte HEG der Null-Toleranz-Politik von Samsung bei Kinderarbeit nicht Folge leisten, werde ihr Vertrag umgehend gekündigt, teilte der Elektronikhersteller am Montag mit.

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