Professor Gregg Vanderheiden von der University of Wisconsin in Madison erforscht seit Jahren technische Kommunikationshilfen für Menschen, die nicht mehr sprechen können - etwa Schlaganfall- oder Hirntraumapatienten. "Anstatt eine 5.000 Dollar teure Sprechhilfe zu kaufen, kann man nun sein iPad nehmen, eine entsprechende Anwendung herunterladen und - zack! - kann man kommunizieren", sagte Vanderheiden.
Der Professor erwartet, dass im Laufe der Zeit viele nützliche Anwendungen für die iPad-Nutzung von Behinderten entwickelt werden. "Am wichtigsten ist, dass das iPad jetzt eine Entwicklungsplattform darstellt, die zu kreativen Neuerungen anregt", sagte der Professor. "Es gibt hier die Chance für enorme Innovationen."
Das iPad als Vorleser
Der US-Hersteller AssistiveWare beispielsweise hat seine Anwendung "Proloquo2Go" (Bild) bereits für das Apple-Tablet weiterentwickelt und bietet sie für 189,99 Dollar zum Kauf an. Nutzer mit Sprechproblemen können mithilfe der Software Worte eintippen, die das iPad dann mit menschlicher Stimme vorliest. Für Nutzer mit Schwierigkeiten bei der Worterkennung bietet die App eine ganze Palette bunter Symbole, die für bestimmte Wörter oder ganze Sätze stehen und per Fingerdruck zu bedienen sind.
"Viele Sprachbehinderte tun sich mit grafischen Symbolen leichter als mit der Suche nach dem richtigen Wort", sagte Karen Sheehan von der Alliance for Technology Access, eine Gruppe in Kalifornien, die den Zugang von Behinderten zu hilfreicher Technologie erleichtern will. "Auf dem iPad ist es einfacher: Mit einem Fingerdruck kann man sagen 'Ich habe Durst' oder 'Ich will einen Film sehen'."
Hürden bei Benützung
Bei Behinderten und Therapeuten sehe sie "großes Interesse am iPad", denn "jeder, der nicht selbst sprechen kann, ist auf ein Kommunikationsgerät angewiesen". Als potenzielle Nutzer sieht sie Menschen mit Schlaganfall, mit Hirnverletzungen etwa nach Autounfällen, mit bestimmten Formen von Nervenlähmung, mit Zerebralparese oder Autismus.
Die Bedienung des Touchscreens erfordert freilich eine gewisse Fingerfertigkeit, für manche Befehle müsse man Daumen und Zeigefinger auf dem Bildschirm zusammenführen oder auseinanderspreizen. Einige Experten zweifeln allerdings daran, ob die erforderliche Feinmotorik nicht eine zu hohe Hürde darstellt.
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