Windows-8-Tablet

Acer Iconia W700: Multitalent mit ein paar Abstrichen

Elektronik
08.06.2013 09:00
Acer hat mit dem Windows-8-Tablet Iconia W700 ein Tablet mit starkem Core-i-Prozessor von Intel im Sortiment, das dank seines Tastatur-Covers im Aktenmappen-Look auch als Ultrabook-Ersatz eine gute Figur machen soll. Tatsächlich spielt Acers Arbeits-Tablet auf dem gleichen Niveau wie Microsofts Surface Pro – und das bei deutlich besserer Akkulaufzeit. Wie es sich im Alltag auf dem Gerät arbeitet, klärt der große krone.at-Praxistest.

Mit seiner Hardware spielt das Iconia W700 auf Ultrabook-Niveau, der Nachfolger P3 (siehe Infobox), der bereits vor der Tür steht, ebenso. Die getestete Variante verfügt über einen 1,8 Gigahertz schnellen Core i5 aus dem Hause Intel mit zwei Rechenkernen. Die RAM-Ausstattung beträgt vier, der Speicherplatz 128 Gigabyte. Mangels microSD-Slot empfiehlt sich auch tatsächlich der Griff zur 128-Gigabyte-Variante, da bei der 64-Gigabyte-Version neben der Windows-8-Installation nur wenig Speicherplatz für die Daten des Nutzers übrig bleibt.

Gutes Full-HD-Display und "großer" USB-Port
Der 11,6-Zoll-Touchscreen überzeugt. Er liefert eine Auflösung von 1.920 mal 1.080 Bildpunkten, also Full HD. In unserem Test gefiel der Bildschirm mit satten Farben und guten Betrachtungswinkeln, was wohl auch an der verwendeten IPS-Displaytechnologie liegt. Wegen der hohen Auflösung ist das Bild stets scharf, auch Text ist angenehm und ohne hässliche Treppeneffekte zu lesen.

Ein großer Pluspunkt: Das Gerät verfügt seitlich über einen vollwertigen USB-3.0-Anschluss. Damit lassen sich so gut wie alle Peripheriegeräte problemlos mit dem Acer-Tablet benutzen. Weitere Anschlüsse: ein proprietärer Stromanschluss, ein microHDMI-Port, über den mithilfe des beiliegenden VGA-Adapters externe Monitore und Beamer angesteuert werden können, und ein Kombi-Klinkenstecker. Über Funk verbindet sich das Gerät via WLAN in der N-Variante oder Bluetooth in der Stromspar-Version 4.0 mit anderen Geräten und Peripherie.

Potente Hardware, zweckmäßige Kameras
Was die Hardwareleistung des W700 angeht, braucht es sich vor aktuellen Ultrabooks nicht zu verstecken. Bei unserem Test fielen nicht nur die rasanten Startvorgänge, sondern auch schnelle Programmstarts positiv auf. Atom-Tablets ist das W700 in puncto Leistung klar überlegen, Geräten mit Windows RT sowieso. Die Potenz der verbauten Hardware hat allerdings ihren Preis: Aus den Lüftungsschlitzen an der Oberseite des Tablets weht im Normalbetrieb stets warmer Wind. Allerdings hält sich die Lautstärke des Lüfters in Grenzen, wirklich hörbar wird er erst unter Last.

Auch zwei Kameras hat Acer dem Windows-Tablet spendiert. Die Bildqualität der mit fünf Megapixeln auflösenden Hauptkamera an der Rückseite überzeugte im Test jedoch nur bedingt. Während bei guten Lichtverhältnissen durchaus ansehnliche Ergebnisse zustande kamen, wirkten die bei künstlichem oder schlechtem Licht geknipsten Bilder verrauscht und etwas blass. Die Frontkamera mit 1,3 Megapixeln reicht für Videotelefonie absolut aus und erfreut das Auge – gute Beleuchtung vorausgesetzt – mit scharfen Bildern. Trotzdem: Ein Kameraersatz ist das Tablet nicht.

Verarbeitung gut, Fixierung in der Hülle mühsam
Großteils überzeugend ist die Verarbeitungsqualität des rund 950 Gramm schweren Alu-Tablets. Spalten gibt's nirgends und selbst wenn man es an der Gehäusekante hält, gibt das Gerät nirgends nach. Kleinere Verarbeitungsschwächen leistet sich Acer allerdings bei der beiliegenden Tastaturhülle. Die kommt außen im edlen Leder-Look daher und auch die Tastatur selbst weiß mit ihren physischen Tasten zu gefallen, die Vorrichtung, in der das Tablet fixiert wird, wird dem Gerät aus unserer Sicht allerdings nicht gerecht.

Tatsächlich handelt es sich um einen Gummirahmen, in den das Tablet mit Müh und Not hineingezwängt werden muss und bei dem sich auch das Herauslösen des Gerätes eher mühsam gestaltet. Beim kommenden Nachfolger P3 soll das deutlich besser gelöst sein. Von diesem Schönheitsfehler abgesehen macht das Gerät jedoch in puncto Verarbeitung und Haptik einen gelungenen Eindruck. Lob gebührt auch dem zuständigen Designer. Ein potentes Intel-Tablet im Gewand einer Aktenmappe, das macht auch im Arbeitsalltag was her. Und es steht im Betrieb auf den Oberschenkeln deutlich stabiler als Microsofts Surface Pro mit dem aufklappbaren Ständer.

Dicker Tablet-Brummer mit stattlicher Akkulaufzeit
Dass das Acer-Tablet ein vernünftiges Arbeitsgerät abgibt, ist auch der guten Akkulaufzeit geschuldet. Laut Acer soll das Gerät im Normalbetrieb bis zu acht Stunden durchhalten. In unserem Test mit reichlich YouTube-Videos, hoher Displayhelligkeit und aktiviertem Ton kamen wir auf knapp über sechs Stunden – ein tadelloser Wert. Zum Vergleich: Microsofts vergleichbares Surface Pro hielt in unserem Test gerade einmal rund vier Stunden durch und ist bei vergleichbarer Ausstattung deutlich teurer.

Ein Wort zu den Abmessungen des Gerätes: Mit einem Gewicht von knapp unter einem Kilo und einer Dicke von 12 Millimetern ist es ein recht dicker Brummer, etwas dünner, aber auch etwas schwerer als das Surface Pro mit einem Zoll weniger Diagonale. Für ausgedehnte Surf-Ausflüge auf der Couch ist das zu schwer. Wer vor allem Internetseiten, Filme oder Musik auf seinem Tablet konsumieren möchte, sollte zu einem leichteren Gerät greifen. Ebensolche machen aber als Arbeitsgerät eine schlechtere Figur.

Diese Tastaturhülle braucht einen Trackpoint
Einen Schönheitsfehler hat auch das beiliegende Tastatur-Cover. Während bei anderen Hybridgeräten mit Windows 8 die Tastaturmodule meist trotz Touchscreen auch mit einem Touchpad aufwarten, hat Acer dieses beim W700 eingespart und auch der Nachfolger P3 wird ohne ein solches auskommen. Der Hintergedanke: Weil ohnehin ein Touchscreen vorhanden ist, braucht man kein Touchpad mehr.

Tatsächlich hätten wir uns im Praxistest jedoch gerade im Desktop-Modus doch immer wieder ein solches gewünscht, um präzise Mausklicks zu platzieren. Doch auf der kleinen Bluetooth-Tastatur dürfte schlicht kein Platz mehr für das zusätzliche Eingabegerät gewesen sein. Trotzdem hätte Acer dem Tastatur-Cover zumindest einen platzsparenden Trackpoint spendieren können. Immerhin tippt es sich auf dem Tastatur-Cover aber relativ angenehm.

Arbeitsgerät mit Schwächen zum fairen Preis
Vor allem weil man das Tablet im Alltagsbetrieb dann doch oft als Laptopersatz benutzt und Windows 8 im Desktop-Modus ausführt, wäre ein Touchpad eine lohnenswerte Investition gewesen. Klar gibt es im Windows-Marktplatz mittlerweile eine Menge Touch-Apps. Wer aber einen potenten x86-Prozessor in seinem Gerät weiß, der greift halt doch ganz gerne auf die bewährten Desktop-Programme zurück – und die sind meist nicht auf die Fingerbedienung ausgelegt. Wer mag, kann dieses Manko mit einer kleinen Maus kompensieren, die am USB-Port des Gerätes eingesteckt wird. So schleppt man aber ein zusätzliches Zubehörteil mit sich herum.

Wer das verschmerzen kann und ein Tablet sucht, auf dem er auch arbeiten kann, für den könnte das W700 ein interessantes Angebot sein. Vor allem wegen seines relativ günstigen Preises. Während Microsofts vergleichbares Surface Pro inklusive Tastaturhülle in der 64-Gigabyte-Version auf rund 1.000 Euro kommt, bietet Acer das W700 in der getesteten Konfiguration und inklusive Tastaturhülle für rund 800 Euro an. Die abgespeckte Version mit Core i3 und 64 statt 128 Gigabyte Speicher gibt's im Online-Preisvergleich sogar schon für rund 600 Euro.

Fazit: Eierlegende Tablet-Wollmilchsau mit Abstrichen
Acers W700 kommt einem Tablet-Alleskönner schon recht nahe. Es bietet potente Hardware, solide Laufzeit und gute Mobilität in einem Gerät. Als reines Lesegerät mögen leichte Geräte mit ARM- oder Atom-Chips eine bessere Figur machen und als reines Arbeitsgerät dürfte ein Ultrabook besser geeignet sein. Als Arbeits-Tablet, das vieles gut, aber nichts überragend kann, macht das W700 aber viel richtig.

Gegenüber Microsofts Surface Pro bietet es längere Laufzeit, sichereren Stand und einen günstigeren Preis. Was fehlt ist eine zusätzliche Eingabemethode neben Touch-Bedienung und Tippen. Auch bei der Halterung in der Tastaturhülle orten wir Nachholbedarf. Trotz dieser Schwächen ist das Gerät ein interessanter Allrounder, der ein dünnes Notebook - mit Abstrichen - zu ersetzen vermag.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele