Atom-Leichtgewicht

Acer Iconia W510: Der Windows-8-Dauerläufer im Test

Elektronik
07.04.2013 10:00
Mit Windows 8 und dem ARM-Ableger Windows RT will Microsoft die Verschmelzung von Tablet und PC vorantreiben. Während die meisten bisher erhältlichen Windows-8-Tablets und Hybridgeräte allerdings wegen ihres oft hohen Gewichts nur bedingt als echter Tablet-Ersatz durchgehen, scheitern die kleinen, leichten RT-Tablets an der noch zu geringen Auswahl an Windows-RT-fähigen Apps. Mit dem Iconia W510 verspricht Acer, das Beste beider Welten zu vereinen, und verbaut einen vollwertigen Intel-Atom-x86-Prozessor in ein Tablet, das nicht schwerer ist als das iPad. Was die eierlegende Wollmilchsau kann, musste sie im krone.at-Test beweisen.

Windows RT, Microsofts Windows-8-Ableger für stromsparende ARM-Prozessoren, will nicht so recht in die Gänge kommen. Der Umstand, dass auf dem System keine normalen Windows-Programme laufen, gereicht der Software ebenso wie die noch dünne App-Auswahl nicht zum Vorteil. Tablet-Computer mit Intel-Prozessor und vollwertigem Windows 8, auf dem jedes Windows-Programm läuft, sind wiederum oft zu schwer, um einen echten Ersatz für ein Tablet darstellen zu können.

Vollwertiger x86-Prozessor im 600-Gramm-Tablet
Mit dem Iconia W510 verspricht der taiwanesische Computerhersteller Acer nun die Verschmelzung von fähigem x86-Prozessor und kleinem Formfaktor. Gerade einmal 580 Gramm bringt das Iconia-Tablet auf die Waage – und ist damit leichter als Apples iPad, das mit seinem ARM-Prozessor ausschließlich iOS-Apps ausführen kann und trotzdem mehr als 600 Gramm wiegt. Wir haben uns das Windows-Tablet genau angesehen – und sehen darin einen der bisher ambitioniertesten Vorstöße im Bereich der handlichen Tablets mit vollwertigem Windows-8-Betriebssystem.

Dass das geringe Gewicht und die kompakten Abmessungen des 10,1-Zoll-Tablets nicht den Einbau potenter Core-i-Prozessoren zulassen, versteht sich von selber. In Acers Alleskönner verrichtet Intels Atom-Prozessor Z2760 mit zwei je 1,5 Gigahertz schnellen Rechenkernen seinen Dienst. Die CPU-Baureihe dürfte Netbook-Besitzern ein Begriff sein: Schon in den kleinen Klapprechnern wurden zumeist Intels günstige, aber auch schwachbrüstige Atom-Prozessoren verbaut.

Atom bietet genug Leistung für den Alltagsgebrauch
Im Vergleich zu den Netbook-Atoms erfreut der Z2760 den Anwender mit spürbar mehr Leistung, und auch der fix verbaute Flash-Speicher mit 64 Gigabyte Kapazität, den Acer dem W510 spendiert, beschleunigt das System merklich. Im Direktvergleich mit einem alten eeePC 1000HE aus dem Hause Asus mit Windows XP bietet der Prozessor des Iconia-Tablets die spürbar flüssigere Bedienung und schnellere Bootzeiten, auch mehrere parallel geöffnete Programme bringen den Rechenzwerg nicht sofort an seine Leistungsgrenzen. Dass er keine aufwendigen 3D-Spiele stemmt und auch nicht für Videobearbeitung taugt, ist ein Abstrich, den man angesichts des kompakten Formfaktors und des mit rund 600 Euro vergleichsweise fairen Preises akzeptieren kann.

Die Arbeitsspeicherausstattung des W510 umfasst zwei Gigabyte DDR3-Speicher und reicht für alles, was man mit einem leichten, mobilen Begleiter machen möchte. Office-Anwendungen sind ebenso wenig ein Problem für die Hardware wie Internetsurfen, Musikhören oder gelegentliche HD-Videos. Von den intern verfügbaren 64 Gigabyte Flash-Speicher bleiben nur knapp über 30 Gigabyte übrig, die allerdings mithilfe einer microSD-Karte um weitere 64 Gigabyte erweitert werden können. So ausgestattet bietet das Gerät dann auch reichlich Platz für die persönlichen Dateien des Benutzers.

Gutes Display und reichlich Anschlüsse
Das Display löst mit 1.366 mal 768 Bildpunkten auf und bietet dank IPS-Technologie eine angenehme Blickwinkelunabhängigkeit. Zwei Kameras – eine Zwei-Megapixel-Webcam an der Vorderseite und ein Modell mich acht Megapixeln an der Rückseite – lassen das Tablet sehen. Die Frontkamera bietet eine für Videotelefonie durchaus ausreichende Qualität, die rückseitige Kamera nimmt es mit aktuellen Mittelklasse-Handykameras auf, ersetzt wegen des kleinen Sensors und damit einhergehendem Bildrauschen bei schlechten Lichtverhältnissen aber keine Digitalkamera.

Mit Peripherie und anderen Geräten verbindet sich das Tablet über einen microUSB-Port, wird es ins Tastatur-Dock – dazu später mehr – gesteckt, steht auch ein normal großer USB-2.0-Port für Drucker, Scanner, externe Festplatten oder sonstige Geräte zur Verfügung. Das Bild wird über einen microHDMI-Port übertragen, für den Anschluss an externe Anzeigegeräte braucht es also einen entsprechenden Adapter. Ein Audioport und der Stromanschluss vervollständigen die Konnektivität des Geräts, kabellos funkt es auch noch über schnelles N-WLAN, sparsames Bluetooth 4.0, den Kurzstreckenfunk NFC und – in der teureren Mobilfunk-Variante W511 – über HSPA+, wobei es hier eines zusätzlichen Datentarifes bedarf.

Tastatur-Dock verhilft zu Laufzeit-Höhenflügen
Der Akku des W510 fasst 3.540 Milli-Amperestunden und ermöglicht laut Hersteller neun Stunden Laufzeit. Im Praxistest wurde diese Zeitspanne unter Normalbedingungen allerdings nicht erreicht, dies dürfte nur unter Idealbedingungen klappen. Zwischen sechs und sieben Stunden waren bei gemischter Nutzung mit Websurfen, kleinen Spielen, Musikstreaming und YouTube-Videos aber durchaus drin.

Das mitgelieferte Keyboard-Dock, in das sich das Tablet stecken lässt und so zum Netbook mit Touchscreen mutiert, bietet einen Zusatzakku, der die Laufzeit auf bis zu 18 Stunden verlängern soll. In der Praxis erhöhte sich die Laufzeit auf geschätzte 14 bis 15 Stunden. Der Clou an der Konstruktion: Es wird immer zuerst der Akku im Dock entladen, bis jener des Tablets wieder voll ist. So kann das Gerät im Grunde bei fast leerem Akku über das Dock nochmals beinahe ganz aufgeladen werden, ohne dass eine Steckdose vonnöten wäre. Das ist durchdacht und macht das W510 zu einem wirklich ausdauernden mobilen Begleiter, der auch längere Arbeits-, Schul- oder Unitage ohne Probleme überdauert.

Lebensverlängerndes Dock mit Touchpad-Macken
Dass das Dock auch eine – durch die Abmessungen bedingt etwas klein geratene – Tastatur und ein Touchpad mitbringt, macht das Windows-Tablet vollends zum gelungenen Netbook-Ersatz, wäre da nicht ein kleiner Wermutstropfen: Das Touchpad erzeugte in unserem Test hin und wieder Fehleingaben, meist kurz nach dem Aufwachen aus dem Standby-Modus. In Online-Foren klagen viele Nutzer des Geräts über dieses Problem. Abhilfe schafft ein über die Acer-Website zu findendes Firmware-Update. Praktisch: Das Dock lässt sich im umgedrehten Zustand auch als Ständer für das Tablet nutzen und ermöglicht so ergonomisches Surfen, ohne das Gerät in Händen halten zu müssen.

So gelungen das Gesamtpaket W510 auch ist, die Verpackung könnte hübscher sein. Sowohl das Tastatur-Dock als auch das Tablet selbst bestehen zur Gänze aus silbernem Plastik mit einzelnen weißen Akzenten. An manchen Stellen gibt das Gehäuse bei sanftem Druck leicht nach und der weiße Displayrahmen zieht – ebenso wie das spiegelnde Display – Fingerabdrücke und Verunreinigungen geradezu magisch an. Hierbei handelt es sich um Kritik auf hohem Niveau, bei einem Preis von rund 600 Euro für das ausdauernde Tablet-Multitalent wäre es überzogen, hochwertige Materialien wie Aluminium oder Magnesium zu erwarten. So ist das Iconia W510 mehr zweckmäßig als hübsch oder robust, die kleinen Verarbeitungsschwächen fallen aber nur marginal ins Gewicht. Außerdem waren auch Netbooks meist keine Verarbeitungskaiser, sondern vielmehr zweckmäßige mobile Begleiter – und das ist das W510 allemal.

Windows 8 auf x86-CPU steht Tablets gut zu Gesicht
Das vorinstallierte Windows 8 in der 32-Bit-Version gestattet eine flüssige Bedienung und reagiert schnell und exakt. Hat man sich erst einmal an die Touch-Bedienung gewöhnt, erweist sich das Windows-Tablet als angenehm zu bedienendes Surfgerät, das allerdings immer noch an ein paar Kinderkrankheiten leidet. Dazu zählt die nach wie vor eingeschränkte App-Auswahl – es fehlt beispielsweise eine angepasste Anwendung für den Streaming-Dienst Spotify – ebenso wie manche Schnitzer bei der Bedienung, etwa, dass die Batteriestandsanzeige nur über das Einstellungsmenü oder den Lock-Screen aufgerufen werden kann.

Weil es sich beim Acer-Tablet aber um eines mit Intel-Prozessor handelt, ist zumindest die Leere im App-Store weitgehend verschmerzbar. Spotify haben wir im Test einfach mithilfe der normalen Desktop-Anwendung genutzt. Auf diese Weise lassen sich auch alle anderen fehlenden Windows-8-Apps kompensieren: Einfach die Desktop-Variante installieren und diese benutzen. Dass die normalen Windows-Programme meist nrer Sicht ist das aber ein akzeptabler Preis dafür, dass dieses Tablet gleichzeitig ein vollwertiger Windows-PC ist.

Fazit:Das bisher überzeugendste Windows-Tablet
Mit dem Iconia W510 macht Acer fast alles richtig. Das Gerät ist klein und leicht und eignet sich damit als eines der ersten von uns getesteten Windows-Tablets wirklich als Ersatz für mobile Android- oder iOS-Tablets. Außerdem bietet das vollwertige Windows-8-Betriebssystem einen Funktionsumfang, von dem alle anderen Tablet-Plattformen nur träumen können, egal ob es sich um Microsofts eigenes ARM-System Windows RT, Android oder iOS handelt.

Die erstaunliche Akkulaufzeit mit dem zusätzlichen Tastatur-Dock macht das Hybridgerät zu einem fähigen mobilen Begleiter, dem allerdings eine etwas bessere Verarbeitungsqualität gut zu Gesicht gestanden hätte. Die Touchpad-Macken, über die in der Online-Gemeinde geschimpft wird, sind uns nur am Rande aufgefallen und sollten durch ein Update in den Griff zu bekommen sein. Auch wenn es nicht perfekt ist: Von allen kleinen Windows-Tablets, die sich bisher in unserem Testlabor beweisen mussten, hinterlässt das Iconia W510 den besten Eindruck.

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