Experten alarmiert

Unsichere Smart-TVs: Der Spion im Wohnzimmer?

Elektronik
30.12.2015 08:55

War das TV-Gerät bis vor ein paar Jahren noch vor allem ein großer Bildschirm mit TV-Tuner, handelt es sich bei Smart-TVs heute um große Displays mit eingebautem Computer. Auf vielen laufen Betriebssysteme wie Android, vielfach allerdings schlechter abgesichert als am Smartphone. Sicherheitsforscher sind nun alarmiert: Wird das TV-Gerät zum Spion im Wohnzimmer?

Erst vor wenigen Wochen demonstrierte der Sicherheitsforscher Candid Wuuest, wie leicht Kriminelle Smart-TVs mit Malware infizieren können. Bei seinem Versuch klinkte er sich mit einer Man-in-the-Middle-Attacke in die Kommunikation eines Android-TVs mit Online-Servern ein und jubelte ihm testweise Ransomware unter. Die Malware übernahm nach wenigen Sekunden die Kontrolle, sperrte den Besitzer aus - und forderte Lösegeld.

Der Hersteller konnte Wuuest nicht helfen und hätte er nicht vor dem Aufspielen der Malware die Debugverbindung über USB aktiviert, hätte er den Android-Fernseher wohl nicht mehr von der Malware befreien können. Das Problem sei nicht Android-spezifisch, auch TV-Geräte mit Tizen, WebOS oder FirefoxOS seien angreifbar, warnt der Symantec-Experte.

Smart-TVs oftmals nur schlecht abgesichert
Wie das IT-Magazin "PC World" berichtet, ist Wuuest mit dieser Einschätzung nicht allein. Zahlreiche IT-Sicherheitsexperten auf der ganzen Welt warnen vor den Gefahren smarter Fernseher. Sie seien meist schlecht abgesichert, kommunizieren teilweise unverschlüsselt mit ihren Servern und können von Cyberkriminellen schlimmstenfalls dazu gebracht werden, als Update getarnte Malware zu installieren. Alternativ könne man auch die Nutzer dazu bringen, nicht über die offiziellen App Stores nach Software zu suchen, sondern diese aus dubiosen Quellen zu installieren - Viren inklusive.

Noch sei das keine gängige Praxis, für Sicherheitsexperten ist es aber nur eine Frage der Zeit, bis Kriminelle das Potenzial von Smart-TVs erkennen. Viele von ihnen sind mit Webcams ausgestattet, mit denen sich Wohn- und Besprechungszimmer überwachen lassen. Manche können von weitem ferngesteuert werden, wieder andere werden für Online-Shopping genutzt, könnten also für Kriminelle interessante Zahlungsinformationen enthalten.

Eine Lösung für diese Problematik ist nicht in Sicht. Freilich könnte man Smart-TVs einfach - ebenso wie Smartphones oder Computer - mit Antivirenprogrammen ausstatten. Allerdings ist die Leistung eines Smart-TVs meist eher gering, ein Virenscanner könnte die Systemleistung beeinträchtigen und somit schlimmstenfalls für ruckeliges Netflix oder YouTube sorgen.

Neue Gefahren durchs Internet der Dinge
Außerdem sind Fernseher längst nicht mehr die einzigen Geräte, die ins Heimnetzwerk eingebunden werden. Intelligente Steckdosen, WLAN-Stereoanlagen, vernetztes Spielzeug: Das moderne Heim ist voll mit Einfallstoren für Hacker und Cyberkriminelle. All diese Dinge mit Antivirensoftware zu überwachen, ist ein Ding der Unmöglichkeit.

Eine Lösung dafür haben Unternehmen wie F-Secure und Dojo-Labs: Sie bieten Dienste an, die den heimischen Netzwerkverkehr auf Anomalien untersuchen und im Falle verdächtiger Aktivitäten Alarm schlagen. Dass es solche Produkte gibt, zeigt immerhin, dass die Antivirenhersteller sich des Sicherheitsproblems mit dem "Internet der Dinge" bewusst sind. Eine echte Lösung für die mangelnde Sicherheit von Smart-TVs sind sie aber auch nicht.

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