Umfrage zeigt:

Trumps Getwitter für Amerikaner "schlechte Sache"

Web
20.01.2017 08:53

Barack Obama war zwar das erste Staatsoberhaupt, das soziale Medien überhaupt intensiv nutzte. Aufsehen erregten seine Nachrichten in den vergangenen acht Jahren aber kaum. Ganz anders sein Nachfolger Donald Trump: Noch vor seinem Amtsantritt hat er über den Kurznachrichtendienst Twitter die Wirtschaft bewegt, diplomatische Spannungen erhöht und über Rivalen und Prominente geschimpft. Viele US-Amerikaner wünschen sich einer aktuellen Umfrage zufolge jedoch, dass er damit aufhört.

69 Prozent der US-Amerikaner halten Trumps Getwittere laut einer Umfrage von NBC und "Wall Street Journal" für eine "schlechte Sache", da es ohne sorgfältige Überprüfung unbeabsichtigt "erhebliche Auswirkungen" haben könnte. Vor allem Demokraten (89 Prozent) wünschten sich, der künftige US-Präsident würde das Twittern sein lassen. Bei den Republikanern gehen die Meinungen über Trumps 140-Zeichen-Botschaften zwar auseinander, doch auch hier - wenngleich knapp - überwiegt die Anzahl der Kritiker (47 zu 46 Prozent).

Die Kurznachrichten haben für Trump nach eigener Darstellung zwei Vorteile: Erstens: "Es ist sehr genau." Will heißen: Äußert sich Trump über ein Thema in einem Tweet mit 140 Zeichen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass dieses Zitat wörtlich in den Medien erscheint. Der zweite Faktor dürfte die Zeitersparnis sein. "Wenn ich eine Pressekonferenz gebe, ist das viel Arbeit." Anders als auf einer Pressekonferenz muss sich Trump auf Twitter auch nicht den kritischen Fragen der seiner Darstellung nach "unehrlichen Medien" stellen.

"Ich mache bing, bing, bing"
Der Umgang Trumps mit Twitter und den Medien ist paradox: Einerseits kann er mit den Tweets an seine über 20 Millionen Follower die klassischen Medien umgehen. Andererseits greifen Fernsehsender, Websites und Nachrichtenagenturen seine Äußerungen sofort auf und verstärken so die Wirkung. Manchmal bieten seine Äußerungen sogar Stoff für Eilmeldungen. Trump erfüllt dies offenbar mit Stolz. "Ich mache bing, bing, bing, und mache einfach weiter. Und die bringen es, sobald ich twittere", sagte er jüngst in einem Zeitungsinterview.

Für Investoren können "breaking news" von Trumps Twitter-Account handfeste Folgen haben. So gab der Kurs von Toyota nach, als er den japanischen Konzern dafür angriff, mehr Autos in Mexiko für den US-Markt zu fertigen. "NIEMALS! Baut das Werk in den USA oder zahlt eine hohe Grenzsteuer", schrieb Trump Anfang in einem Tweet.

"Gibt ein Tweet die politische Linie vor?"
Im US-Außenministerium, wo jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird, fragen sich verblüffte Diplomaten inzwischen, was eigentlich passiert, wenn Trump nach der Amtseinführung weiter twittert. Denn traditionell ist jede Äußerung aus dem Weißen Haus offizielle US-Politik und kann von ihnen wiederholt werden. "Gibt ein Tweet die politische Linie vor?", heißt es in einer Diskussion im Intranet des Ministeriums. Ein Diplomat fordert, die gesamte Regierung müsse sich mit dem Problem auseinandersetzen, dass Trumps Tweets Missverständnisse auslösen könnten.

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