Erster Eindruck

Switch probiert: So fühlt sich Nintendos Neue an

Elektronik
14.01.2017 07:30

Nintendo hat am Freitag nähere Details zu seiner für 3. März angekündigten neuen Konsole Switch bekannt gegeben. Für 300 Euro gibt’s ein Tablet als Herzstück, das dank Docking Station sowohl stationär am TV-Gerät als auch mobil nutzbar ist. Links und rechts bietet man abnehmbare Mini-Controller, sogenannte "Joycons", quasi verkleinerte Versionen der einstigen "WiiMotes" der Erfolgskonsole Wii. Das Spielefutter zum Start umfasst einen bunten Mix: "Zelda", ein chaotisches Prügelspiel mit Bewegungssteuerung, große Rollenspiele wie "Xenoblade 2" oder "Skyrim" und Teil zwei von "Splatoon". Wir waren bei der Europapremiere in Frankfurt. Hier unsere Eindrücke.

Mörderischen Böen am Frankfurter Flughafen ist geschuldet, dass unser Erstkontakt mit der Switch ein kurzes Vergnügen war. Zwei Stunden sind nicht viel. Vor allem, wenn der Andrang riesig ist, und sich Warteschlangen bilden. Nintendo macht es aber auch nicht leicht, seiner Switch in ihr Innerstes zu blicken.

Viele Mysterien bleiben
Das Nutzerinterface ist ein streng gehütetes Geheimnis, die Hardware wurde bis auf ein einsames Exemplar durch Glas vor neugierigen Händen geschützt. Dabei will man eine mobile Konsole doch in die Hand nehmen, die Akkugrenzen - laut Nintendo nur 2,5 bis knapp über sechs Stunden - ausreizen.

Nach 20 Minuten "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" kratzt man überdies gerade erst an der Oberfläche des wohl am innigsten ersehnten Starttitels. Wir liefern hier einen ersten Eindruck, ein Endbefund braucht einen längeren Test unter Realbedingungen. Nichtsdestotrotz: Es war interessant in den bunten Nintendo-Hallen.

Spiele-Tablet, Handheld, Heimkonsole
Das liegt vor allem am Nutzungskonzept der neuen Konsole. Sie taugt als Handheld, Spiele-Tablet, mobile Multiplayer-Station und als Heimkonsole. Spiele kommen wie früher als Speicherkarten, ihre Größe entspricht ungefähr SD-Karten. Was ein Game im Schnitt kosten soll, will Nintendo noch nicht verraten, erste Preise in Online-Shops liegen aber bei rund 60 Euro. Teurer als die meisten PC-Spiele.

Als Handheld bietet die Switch einen angenehm hellen und hinreichend scharfen 720p-Touchscreen mit 6,2 Zoll Diagonale hinter Glas - spiegelt draußen wohl etwas. Der Gaming-Tablet-Modus kann in Bus oder Bahn unterhaltsam sein - auch für zwei. Immerhin kann jedes der zwei Controllermodule einzeln genutzt werden. Durch die Winzigkeit der Controller und das Display in Smartphone-Größe hat dieser Modus aber Limitierungen.

Zur Heimkonsole für das TV-Gerät wird die Switch in einer Docking Station. Die Mini-Controller kommen dabei runter, werden an eine Gamepad-Halterung geklemmt und setzen fort, was man mobil begonnen hat. Ein Lüfter in der Docking-Station sorgt dabei für verbesserte Kühlung, was dem Nvidia-Tegra-Prozessor erlaubt, höher zu takten. Die Folge: Am TV-Gerät gibt die Switch 1080p aus.

Zu viel auf einmal?
Wie gut die Verwandlung der Switch von der einen in die andere Form klappt, konnte man am Nintendo-Event in Frankfurt noch nicht ausprobieren. Uns beschlich aber doch ein wenig das Gefühl, dass Nintendos Neue möglicherweise zu viel auf einmal sein will.

Stationär - wir haben den Start-Titel "Legend of Zelda: Breath of the Wild" angespielt - liefert die Konsole zwar ansehnliche Grafik, womöglich etwas besser als auf der Wii U, aber nicht besser als bei der Konkurrenz. Die Limitierungen des Mobilprozessors merkt man aber. Beim Probespielen lief das neue "Zelda" nicht mit 60 Bildern pro Sekunde, sondern eher mit noch flüssigen 30. Hie und da kam es aber auch da noch zu Einbrüchen. Dabei hatten wir nicht den Eindruck, dass das Game tatsächlich in 1080p gerendert wurde - eher, dass hier von einer niedrigeren Auflösung hochskaliert wird.

Controller brauchen Eingewöhnung
Nächster Knackpunkt: Die Ergonomie der Controller. Dass die beiden "Joycons" am Tablet-Teil, aber auch an einer Controllerhalterung und sogar einzeln als Mini-"WiiMotes" genutzt werden, fordert Kompromisse. Die Mini-Controller unterwegs im Querformat für "Mario Kart"-Rasereien zu nutzen, funktioniert zwar prinzipiell solide, die Schultertasten in der linken Handfläche und die Kante mit dem Switch-Verbindungsmechanismus fühlen sich aber etwas eigentümlich an.

Wechselt man auf die für die Nutzung am TV-Gerät gedachte Controller-Halterung, entsteht ein haptisch besserer Eindruck, aber auch hier ist die Ergonomie nicht optimal. Uns erschien die Controller-Halterung mit den Mini-Controllern etwas zu "hochformatig" für ein Gamepad.

Dass der rechte Analogstick recht nahe direkt unter den Aktionstasten angebracht ist und man ihn deshalb schnell mit dem Handballen berührt, könnte bei längerer Nutzung manche Spieler stören. Und dass unter dem linken Stick vier Aktionstasten Steuerkreuz-Substitut sind, mag auch nicht jeder.

Zubehör wird teuer
Gut, dass Nintendo einen Pro-Controller anbietet, der konventioneller daherkommt, aber den dem Vernehmen nach auch gleich um 70 Euro hochtreibt. Zubehör ist ebenfalls teuer: Wer auf die Idee kommt, das Tablet an mehreren Fernsehern zu verwenden und ein Zweit-Dock will, wird - wenn Dollar gleich Euro ist - 90 Euro zahlen. Pro Joycon-Controller werden 50 Euro fällig - oder 80 für zwei.

Da die meisten Games bei der Switch-Premiere am TV-Gerät angespielt wurden, können wir über die mobile Nutzung noch nicht viel sagen. Das Display ist aber prinzipiell gut: Auch mit 720p-Auflösung ist der Bildschirminhalt hinreichend scharf, die hohe Helligkeit des Displays mag im Freien helfen, spiegeln wird der Touchscreen trotzdem.

Viel Plastik, viele Akkus,
In puncto Verarbeitung bleibt sich Nintendo gewissermaßen treu: Während CPU-Lieferant Nvidia beim eigenen Gaming-Tablet Shield auf ein Metallchassis setzte, setzen die Japaner wie bei ihren letzten Konsolen auf ein zweckmäßiges Plastikgehäuse. Damit wird man keinen Designpreis gewinnen, das Gerät wirkt aber robust und sauber verarbeitet - wenngleich hier so viele Akkus verbaut sind, dass deren Verschleiß irgendwann zum Problem werden könnte

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Wie langlebig das Verbindungsstück zum Controller oder der filigrane Ständer an der Rückseite ist, vermögen wir noch nicht zu beurteilen. Am Gerät, das wir in Frankfurt ausprobiert haben, saß ein Controller etwas locker, was aber auch daran liegen kann, dass das Gerät durch die Hände Hunderter Tester ging.

Eine weitere Frage betrifft die Qualität der Lautsprecher. Bei der von lauter Musik untermalten Europa-Premiere war es nicht möglich, sie probezuhören.

Spiele-Auswahl zum Start überschaubar
Wir haben bisher - schlicht, weil man es nach ein paar Minuten schwer beurteilen kann - vor allem über die Hardware gesprochen. Dabei ist Nintendos Stärke auch seine Software. Das Top-Spiel zum Start - eine noch auf der Wii U angespielte Vorschau finden Sie hier - soll das neue "Zelda" werden, ein frisches "Mario"-Game bringt erst das Christkind.

Ebenfalls zum Start erscheint das chaotische Bewegungssteuerung-Prügelspiel "Arms". Ersteindruck: Kunterbunte Angelegenheit, auch für jüngere Kämpfer geeignet und nach kurzer Eingewöhnungszeit gut spielbar.

Direkt zum Start kommt auch ein "Mario Kart 8"-Aufguss von der Wii U mit neuen Strecken und neuem Battle-Mode, überdies Retro-Spiele wie ein "Street Fighter II"-Remake und ein "Bomberman".

Ein weiterer Starttitel: "1, 2, Switch" ist eine Minispiel-Sammlung, bei der die Vibrationsmotoren haptisches Feedback erzeugen und die Lagesensoren der Controller verwendet werden, quasi ein neues "Wii Sports" mit Geschicklichkeits-Minispielen.

Die komplette Liste aller angekündigten Spiele.

Noch mehr Infos zur Switch finden Sie hier.

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Fazit: Nintendo will nach der Wii U wieder mehr Konsolen verkaufen. Dass das gelingt, ist aber nicht fix. Die Switch will viel auf einmal, muss dabei aber Kompromisse eingehen. Einstieg und Unterhalt sind teurer als erwartet, die Performance ist für ein Tablet hoch, für eine Heimkonsole aber nicht. Vieles ist noch immer unklar - Sound, Interface, Laufzeit unter Realbedingungen, Langlebigkeit. Über die Features abseits von Spielen (Browser? E-Mails? Facebook & Co.?) ist auch wenig bekannt. Da wird sich manch einer zunächst in Lauerstellung begeben. Wir freuen uns auf den Test. Wird es Liebe auf den zweiten Blick?

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