Anlage-Roboter

Sparer vertrauen Geld immer öfter Robo-Beratern an

Elektronik
02.06.2017 12:15

Keine Zeit, keine Lust, keine Ahnung - so geht es vielen Sparern bei der Geldanlage. Immer mehr Menschen vertrauen ihr Guthaben deshalb einem Anlage-Roboter an und lassen den Computer die Arbeit machen. Das Vermögen, das die sogenannten "Robo Advisors" verwalten, wird täglich größer. Auch Banken drängen nun in den Markt, in dem bisher aufstrebende Internetfirmen den Ton angeben.

"Die Idee der Robo Advisors setzt sich langsam beim Sparer durch", sagt Maria Katharina Heiden von der Unternehmensberatung zeb. "Die spannende Frage ist, wann sich Robo Advice in der Breite durchsetzt, wenn die großen, bekannten Banken einen digitalen Vermögensverwalter im Angebot haben."

Der Trend für die Anlage-Roboter kommt wie so oft aus den USA. Dort ist das verwaltete Vermögen mit einem dreistelligen Milliardenbetrag um ein Vielfaches höher als etwa in Deutschland, wo nach Schätzungen der Unternehmensberatung Accenture 2017 die Marke von gerade einmal einer Milliarde Euro geknackt werden dürfte.

Im Kern geht es darum, dass Computer-Programme je nach Risikoneigung des Sparers dessen Geld anlegen und nicht ein persönlicher Vermögensberater die Entscheidung trifft. Auf den deutschen Finanzmarkt drängten die ersten Fintechs aus diesem Bereich vor rund zwei Jahren. Inzwischen hat die Finanzaufsicht BaFin eine Erlaubnis erteilt für fünf solche Start-ups, die das Vermögen von Kunden auf Basis von Computer-Algorithmen anlegen. Daneben tummeln sich in der Branche zahlreiche unregulierte digitale Vermögensverwalter.

"Die Fintechs haben für eine enorme Wachstumsdynamik gesorgt", erklärt Accenture-Beraterin Friederike Stradtmann, Expertin für digitale Geschäftsmodelle bei Banken. Aber selbst in den USA, wo Anleger deutlich risikofreudiger seien, habe sich das Geschäftsmodell erst etabliert, als große Fondsverwalter wie Charles Schwab und Vanguard eigene Anlage-Roboter gestartet hätten. "Es geht bei der Geldanlage um Vertrauen und viele Sparer werden sich die Frage stellen, ob sie dem Robo Advisor einer Bank oder eines Fintechs ihr Vermögen anvertrauen", sagt Ralf Heim, Vorstand von der Frankfurter Softwareschmiede Fincite, die digitale Geldanlage-Lösungen für Finanzinstitute entwickelt.

Mix aus Mensch und Maschine bevorzugt
Laut einer Studie des Instituts YouGov von November können sich 37 Prozent der Befragten grundsätzlich vorstellen, ihr Geld Anlage-Robotern anzuvertrauen. Allerdings würden sie bis jetzt nur von einem Prozent genutzt. "Das Verhaltensmuster von Anlegern ändert sich nur langsam", so der Deutschlandchef der Fondsgesellschaft Legg Mason, Klaus Dahmann. "Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass die Menschen künftig nur noch per Computer investieren."

Die Unternehmensberatung Accenture hat bei einer Umfrage in den USA herausgefunden, dass Sparer eine Mischung aus Mensch und Maschine bevorzugen. Schwab bietet daher inzwischen parallel zum Computer-Handel einen persönlichen Ansprechpartner an. Auch Kunden von Betterment, einem der größten US-Robo-Advisors, können seit diesem Jahr telefonisch um Rat bei der Geldanlage fragen.

Geringere Gebühren für Kunden
Einer der größten Vorteile der Anlage-Roboter sind - aus Kundensicht - die geringen Gebühren. Bei Scalable Capital zahlen Sparer etwa 0,75 Prozent pro Jahr auf das verwaltete Vermögen. Ein traditioneller Fonds kann dagegen schon einmal das Fünffache kosten. Doch des einen Freud ist des andern Leid: "Die geringen Kosten für Kunden bedeuten auf der anderen Seite geringe Einnahmequellen für die Unternehmen", erklärt Christian Leybold, Partner beim Risikokapitalgeber eVentures.

"Ein Fintech muss mit dem verwalteten Vermögen in den Milliardenbereich kommen, sonst wird es konsolidiert." Auf längere Sicht werden seiner Ansicht nach von den Fintechs im Robo-Advisor-Bereich daher nur zwei bis drei größere Anbieter übrig bleiben. Für Banken sei der Einstieg in den Markt deutlich einfacher, da sie geringere Anlauf- und Vertriebskosten hätten.

"Robo-Berater werden Nischenprodukt bleiben"
Ein ehemaliger Manager eines Robo Advisors, der nicht namentlich genannt werden will, räumt ein, dass seine Erwartungen an die Idee deutlich zu hoch gewesen seien: "Geldanlage in der Breite funktioniert nur über den persönlichen Berater. Robo Advisors werden immer ein Nischenprodukt bleiben."

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