KD-55X8505C

Sonys superscharfer Android-4K-Fernseher im Test

Elektronik
13.09.2015 09:00
Superscharfes 4K und viele Funktionen dank Smart-TV - damit bewerben TV-Hersteller ihre neuesten Geräte. Seit einiger Zeit verschmelzen die Versprechungen: Extrascharfe TV-Geräte, die durch fortschrittliche Betriebssysteme wie Android TV, FirefoxOS, Tizen oder WebOS besonders viele Funktionen bieten, sind der neueste Schmäh. Am Beispiel von Sonys 4K-Fernseher KD-55X8505C haben wir uns angesehen, wie sich Android-Fernseher derzeit in der Praxis schlagen.

Der Fernseher, der einfach ein großer Bildschirm ist, ist out. Geht es nach der Industrie, braucht die Mattscheibe von heute superscharfe 4K-Auflösung auf der einen, und ein zeitgemäßes Betriebssystem auf der anderen Seite. Seit Anfang des Jahres ist ein Wettrüsten zu beobachten: Die koreanischen Riesen LG und Samsung setzen mit WebOS und Tizen auf Eigenentwicklungen, bei Panasonic hat man sich dem Open-Source-Exoten FirefoxOS zugewandt, und Sony und Philips setzen auf Googles Android TV.

Wie sich Android nach seiner Wanderung vom Handy aufs TV-Gerät schlägt, haben wir anhand des KD-55X8505C von Sony ausprobiert. Es handelt sich um einen 4K-Fernseher der aktuellen Generation mit 3840 mal 2160 Bildpunkten Auflösung auf 55 Zoll (138,8 Zentimeter) Diagonale, LED-Panel (Edge-lit) und Quantum Dots, der zukunftssicheren HDMI-Generation HDMI 2.0 und 20 Watt Audioleistung bei einem Preis von rund 1600 Euro.

WLAN ist an Bord, als Betriebssystem kommt Android 5.0 zum Einsatz. Weitere Features: 3D-fähig, Videowiedergabe von USB-Datenträgern, DLNA-Streaming, integrierter DVB-T-, DVB-S- und DVB-C-Tuner. Möglich ist auch Spiele-Streaming von der PS4, die an solch einem Monstrum in den meisten Fällen aber wohl direkt Anschluss findet.

Zeitgemäße Ausstattung inklusive HDMI 2.0
Die Ausstattung zeigt: 4K-Auflösung nähert sich dem Massenmarkt. Wurden die ersten Geräte vor zwei Jahren noch zum Preis eines Kleinwagens verkauft, liegt das neueste Sony-Gerät preislich in akzeptablen Regionen.

Außerdem sind zeitgemäße Standards wie HDMI 2.0 an Bord, die man in Zukunft zur Wiedergabe von 4K-Material mit hohen Bildraten brauchen wird. Die ersten 4K-TVs hatten noch HDMI 1.4, mit dem 4K-Material nur mit relativ bescheidenen 24 Bildern pro Sekunde wiedergegeben werden konnte. Für Filme reicht das, für Spiele nicht. HDMI 2.0 schafft 60 Bilder pro Sekunde, ist also auch für Games geeignet.

Freilich: Da 4K-Videomaterial – einzelne Filme und Serien bei Streaming-Anbietern wie Netflix einmal ausgenommen – ohnedies nach wie vor äußerst rar ist und die wenigsten Nutzer einen so potenten Gaming-PC am TV-Gerät angeschlossen haben, dass 4K-Spiele darauf laufen, hat man noch nicht viel davon. Trotzdem ist es erbaulich, wenn ein jetzt gekaufter Fernseher zukunftsfähig ist.

Android TV macht soliden Ersteindruck
Jetzt aber zum eigentlichen Thema: Android als TV-Betriebssystem. Auf Sonys neuem 4K-Fernseher macht das Google-Betriebssystem eine solide Figur. Im Kern handelt es sich um das bewährte Android 5, das auch auf vielen Smartphones und Tablets läuft – erweitert um praktische TV-spezifische Funktionen wie Google Cast, mit der Inhalte vom Smartphone auf Knopfdruck am TV-Gerät abgerufen werden.

Bei der Oberfläche hat man einen an die Bedienung per Fernbedienung angepassten Ansatz gewählt: Der Nutzer gelangt durch vertikale Navigation in verschiedene Teilbereiche des Betriebssystems – etwa Empfehlungen, Apps und Einstellungen – und wechselt durch horizontales Scrollen zwischen Apps oder Funktionen hin und her.

Das klappt mit der Standardfernbedienung recht gut, wenngleich das Interface nicht immer absolut flüssig läuft. Zusätzlich bietet Sony eine Fernbedienung mit Touchpad an, welche die Bedienung weiter erleichtern soll.

Schwächen bei Software und Bedienung
Während Android TV einen vernünftigen Eindruck macht, erscheint uns die für den TV-Konsum gedachte Benutzeroberfläche von Sony nicht optimal. Will man die Senderliste sortieren, ist das mit erheblichem Aufwand verbunden. Und auch sonst macht die Software einen eher verschachtelten Eindruck.

Ein weiteres Problem: Die Navigation bei Android TV klappt zwar recht reibungslos, die Texteingabe gestaltet sich aber eher mühsam. Wer im Play Store nach Apps oder beim Streaming-Dienst seines Vertrauens nach einem Film sucht, muss den Suchtext über eine Bildschirmtastatur eingeben, die mit den Pfeiltasten der Fernbedienung oder per Touchpad bedient wird. Sehr viel mühsamer geht's nicht und die Spracheingabe ist durch ihre durchwachsene Erkennungsleistung nur bedingt eine Alternative.

Zusätzliche Eingabegeräte sind ratsam
Die Folge: Um wirklich etwas vom Android-Fernseher zu haben, sind zusätzliche Eingabegeräte empfehlenswert. Die werden vom Gerät glücklicherweise problemlos unterstützt: Bluetooth-Mäuse und -Tastaturen können verbunden werden, über die drei USB-Ports am Gehäuse können zudem Dongles anderer kabelloser Tastaturen oder Gamepads angeschlossen werden. Im Test mit einem Logitech F710-Gamepad klappte das problemlos, auch eine Bluetooth-Maus war ruckzuck mit dem TV-Gerät verbunden.

Große App-Auswahl, nicht alles TV-optimiert
Die App-Auswahl auf Android TV kann sich sehen lassen: Zwar sind nicht alle Apps auch für die Bedienung mit der Fernbedienung optimiert, große Namen wie YouTube oder Netflix sind aber verfügbar und können mit der Fernbedienung gesteuert werden. Über Googles Play Store sind zahlreiche weitere Apps zugänglich – etwa das praktische Mediacenter-Tool Kodi.

Wer das Android-Programm seiner Wahl nicht im Play Store findet, hat außerdem die Möglichkeit, es direkt als APK-Datei zu installieren. Das klappte im Test ohne Probleme, bei nicht für das TV-Gerät optimierten Anwendungen muss man aber auf die angesprochenen alternativen Eingabegeräte statt der Fernbedienung ausweichen.

Innenleben erscheint etwas schwach
Schade: Sonys TV bietet durch sein Betriebssystem zwar viele Möglichkeiten, allerdings sind nicht alle sinnvoll nutzbar. Grund hierfür ist der verbaute Prozessor, der leistungsmäßig offenbar eher im Mittelklassebereich angesiedelt ist. In Folge stößt das Gerät bei Android-Spielen schnell an seine Grenzen: Während einfache Kost ohne Probleme läuft, funktionieren grafisch aufwendigere Spiele wie "Beach Buggy Racing" nur mit reduzierten Details, langen Ladezeiten und geringen Bildraten.

Das unscharfe Ergebnis mit seinen Treppeneffekten sieht am großen TV-Bildschirm nicht gut aus. Wer also auch das eine oder andere Android-Spiel am Fernseher genießen will, könnte enttäuscht werden. Hinzu kommt: Während man am PC leistungsschwache Teile einfach tauscht, sind die Smart-TV-Komponenten im Sony-Gerät fix verbaut. Nachträgliches Aufrüsten ist somit nicht möglich. Manche Konkurrenten wie Samsung, wo Teile der TV-Elektronik in austauschbare Anschlussboxen ausgelagert werden, lösen das geschickter.

Bild und Ton auf sehr hohem Niveau
In seiner Kerndisziplin, der Videowiedergabe, gibt sich der KD-55X8505C keine Blöße. 4K-Videostreams werden flüssig abgespielt, bei niedriger auflösendem Material gibt's erst recht keine Probleme und die Upscaling-Funktion holt auch hier noch ein Eutzerl mehr Schärfe aus dem Material.

Die erzielbare Bildqualität kann sich sehen lassen. Neben der extremen Bildschärfe, welche die hohe Auflösung mitbringt, erfreut das Gerät das Auge auch mit natürlichen Farben, guter Blickwinkelstabilität, hohem Kontrast und erstaunlich schönem Schwarz: So satt wie auf den heurigen TV-Modellen haben wir die Nichtfarbe selten gesehen, auch wenn sie im Randbereich teils noch ein bisserl gräulich wirkt.

Verstecken braucht sich der KD-55X8505C auch beim Ton nicht. Die kleinen, nach unten abstrahlenden Lautsprecher mit je zehn Watt Leistung liefern klare Höhen und Mitten und – bei einem TV-Gerät nicht selbstverständlich – im Ansatz sogar so etwas wie Bässe. Die Stereoanlage ersetzt der TV nicht, für das eine oder andere Musikvideo ist er aber geeignet.

Fazit: Mehr Rechenpower nötig
Android am TV-Gerät ist eine verführerische Idee und auf Sonys KD-55X8505C – bis auf die schwache CPU und die damit einhergehenden Probleme – solide umgesetzt. Dass derzeit noch nicht jede App für die Nutzung mit der Fernbedienung optimiert ist und zusätzliche Eingabegeräte ratsam sind, zeigt zwar, dass Android TV noch eine junge Plattform ist, die Ansätze erscheinen aber gut. Gut gefallen auch Bild Gerät nicht aufrüstbar ist. Fernseher stehen jahrelang in den Wohnzimmern der Österreicher – und wenn der Smart-TV schon jetzt mit manchen Games überfordert ist, wird sein Innenleben in zwei, drei Jahren erst recht veraltet sein. Da wäre es wünschenswert, wenn Sony bei den Nachfolgemodellen eine Aufrüstoption andenkt – oder zumindest einen stärkeren Prozessor verbaut.

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