Erstmals angetestet

Sony Alpha 7S II: Auf Foto-Safari im Dunkeln

Elektronik
15.10.2015 14:50
ISO 400 - das galt zu Zeiten der analogen Fotografie bereits als sehr lichtempfindlich. Inzwischen sind ISO-Werte jenseits der 100.000 keine Seltenheit mehr, Hersteller wie Nikon oder Sony gehen sogar noch weiter und statten ihre Spitzenmodelle mit ISO-Empfindlichkeiten von 409.600 aus - ein, wie man selbst bei Sony findet, "lächerlich hoher Wert". Fast scheint es so, als seien ISO-Werte die neuen Megapixel: Je mehr, desto besser. Aber braucht es auch so viel und, wenn ja, wozu? Um das herauszufinden, lud Sony Journalisten nach München, um dort erstmalig mit der brandneuen Alpha 7S II auf Foto-Safari zu gehen - und zwar in weitgehender Dunkelheit.

Fotografen wissen, dass Dunkelheit gewisse Herausforderungen birgt: Wer selbst in totaler Finsternis etwas aufs Bild bekommen möchte, muss entweder länger belichten, die Blende ganz öffnen oder eben den ISO-Wert erhöhen. Jede der drei Möglichkeiten bringt Vor-, aber auch Nachteile, allen voran Verwackler und Bildrauschen, weshalb die ISO-Einstellungen zumeist unangetastet blieben und stattdessen bevorzugt zum Stativ gegriffen wurde.

Dass Letzteres zumindest bei wenig Umgebungslicht häufig nicht mehr nötig ist, beweisen selbst durchschnittliche Kameras inzwischen recht gut. Mit ISO 3200 oder 6400 zu fotografieren, ist bei aktuellen Geräten zumeist kein Problem mehr. Selbst wenn es rauschen sollte, ist das, sofern das Bild nicht großformatig an die Wand gehängt werden soll, am Ende in Web-Auflösung kaum zu sehen.

Bei praktisch nicht mehr vorhandenem Umgebungslicht stoßen Einsteigermodelle jedoch schnell an ihre Grenzen. Nicht so die Alpha 7S II, wie Sony in einem Zirkuszelt anhand verschiedener Motive demonstrierte - darunter ein in einer Art Dunkelkammer stehender Zirkusdirektor, dessen Gesicht nur von einem Streichholz beleuchtet wurde, eine menschliche Marionette sowie ein Feuerjongleur.

Der mit bis zu ISO 409.600 extrem lichtempfindliche 12,2-Megapixel-Vollformatsensor der Sony-Kamera musste also nicht nur mit Dunkelheit zurechtkommen, sondern auch großen Kontrasten (hell - dunkel). Alle Situationen meisterte die Alpha 7S II nicht zuletzt auch dank ihres integrierten 5-Achsen-Bildstabilisators, der laut Sony bis zu viereinhalb Blendenstufen schluckt, sowie lichtstarker Zeiss-Optiken jedoch gekonnt. ISO 12.800? ISO 25.600? Man muss sich nur trauen...

Schon schwieriger aus Fotografensicht gestaltete sich mitunter das Fokussieren - nicht etwa, weil der Autofokus mit seinen 169 Autofokus-Punkten nicht schnell und präzise wäre, sondern aufgrund des menschlichen Unvermögens, überhaupt noch etwas zu sehen. Hier hat die spiegellose Systemkamera gegenüber klassischen Spiegelreflexkameras jedoch einen entscheidenden Vorteil: In ihrem elektronischen OLED-Sucher mit einer 0,78-fachen Vergrößerung ist alles klar und deutlich zu sehen, und zwar genau so, wie es späternachher auch aussehen wird.

Als besonders praktisch erwies sich der Sucher auch an einer Wand voller Wurfmesser, die mit Makro-Objektiven unter die "Lupe" genommen werden konnten: Beim manuellen Fokussieren zoomte die Kamera das Bild digital heran, sodass sich die Schärfe auch aus freier Hand millimetergenau platzieren ließ. Und notfalls hat man ja immer noch das drei Zoll große und neigbare Display, um das Motiv größer darzustellen. Im Live-View-Modus hierbei vor allem praktisch: Eine Fokus-Peaking-Funktion zeigt exakt an, welche Bereiche im Bild scharf sind.

Beim Fotografieren des Jongleurs - die unbearbeiteten Bilder des Sony-Alpha-Shootings gibt es auf Flickr - erwies sich das als großer Pluspunkt. Angesichts der vorherrschenden Lichtverhältnisse wäre es ohne technische Hilfe andernfalls nur schwer möglich gewesen, mit freiem Auge die richtige Schärfe zu finden…

Vorläufiges Fazit: "Lächerlich hohe" ISO-Werte wie bei der Alpha 7S II allein machen noch kein besseres Bild, aber sie erleichtern das Fotografenleben ungemein. Das Stativ kann häufiger zu Hause bleiben, was letztlich dem Rücken sowie der Spontaneität beim Fotografieren zugutekommt. Außerdem gilt: Ein verrauschtes Bild ist noch immer besser als gar kein Bild. Die Gewissheit haben zu können, auch mit vergleichsweise hohen ISO-Werten noch ansehnliche Bilder zu produzieren, ist beruhigend und bedeutet für den Fotografen weniger Zeit fürs Nachdenken, dafür mehr Zeit fürs Fotografieren. Die ersten Ergebnisse mit der Sony Alpha 7S II haben uns jedenfalls überzeugt. Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von rund 3400 Euro dürften ihre Technologien jedoch bis auf Weiteres Profis vorbehalten bleiben.

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