LTE-Stick-fähig

Router-Winzling: Die Fritzbox 4020 im Praxistest

Elektronik
30.08.2015 08:31
Mit der Fritzbox 4020 hat der deutsche Router-Spezialist AVM kürzlich einen besonders kompakten Vertreter seiner beliebten Router-Marke nach Österreich gebracht. Für rund 50 Euro verspricht das Gerät die bewährten Fritzbox-Funktionen – Routing, Mediaserver, Druckerserver, NAS – und geht mittels LTE-Stick sogar mobil online. Der erschwingliche Preis fordert allerdings seinen Tribut bei der sonstigen Ausstattung. Wie sich die Mini-Fritzbox in der Praxis schlägt, hat krone.at getestet.

Der 17 x 12 x 5 Zentimeter große Router-Zwerg von AVM ist ungefähr so groß wie eine externe 3,5-Zoll-Festplatte inklusive Gehäuse und richtet sich vor allem an Einsteiger. Das wird schon bei Betrachtung der Hardware-Spezifikationen deutlich.

Während teurere Fritzbox-Modelle über den flotten Gigabit-WLAN-Standard 802.11ac auf der Fünf-Gigahertz-Frequenz funken, setzt die kleine 4020 noch auf N-WLAN am 2,4-Gigahertz-Band. Statt Gigabit-LAN-Ports gibt's vier Ethernet-Ports mit hundert Megabit. Und wo teurere Fritzboxen zwei USB-Anschlüsse mitbringen, muss der 4020-Nutzer mit einem Vorlieb nehmen.

LTE-Stick ermöglicht Nutzung unterwegs
Eine Besonderheit der 4020: Sie kann mit LTE-Sticks umgehen, mittels USB-Modem also auch mobil online gehen. Das macht sie zum tauglichen Router, um Fischerhütten und sonstige Peripherie online zu bringen und ermöglicht – ein separat zu kaufendes Stromkabel für den Tschickanzünder vorausgesetzt – auch die Benutzung im Auto, etwa um Kinder auf längeren Autofahrten per Tablet zu belustigen.

Die Inbetriebnahme der kleinen Fritzbox ist unkompliziert und auch für Laien zu bewerkstelligen. Über den WAN-Anschluss wird das Kabel- oder DSL-Modem mit dem Router verbunden, die nötigen Netzwerkeinstellungen traf die kleine Fritzbox im Test mit einem UPC-Kabelmodem von selber.

Ist die Fritzbox angesteckt, erreicht der Nutzer über die leicht zu merkende URL fritz.box über den Browser das Web-Interface des Winzlings. Kleiner Schönheitsfehler: Im Test funktionierte das nur mit Windows problemlos, unter Linux mussten wir uns direkt über die IP-Adresse mit dem Gerät verbinden. Hat der Nutzer das Webinterface erreicht, findet er sich schnell zurecht.

Praktische Features: NAS, DLNA, USB-Drucker
Softwareseitig unterscheidet sich die kleine Fritzbox nämlich kaum von ihren großen Geschwistern. Telefoniefunktionen, die AVM seinen teureren Modellen spendiert, gibt's zwar nicht, die meisten Nutzer werden das allerdings nicht vermissen. Davon abgesehen ist alles da: Das aufgeräumte Interface ermöglicht auch Laien, schnell die gewünschten Einstellungen zu treffen.

Über die USB-Schnittstelle werden USB-Sticks und externe Festplatten angeschlossen und als Netzwerkspeicher genutzt. Der integrierte Medienserver streamt auf Wunsch Musik von USB-Datenträgern oder Internetradio über den gängigen DLNA-Standard ins Heimnetzwerk. Drucker können über den USB-Anschluss ebenfalls betrieben werden.

Das Problem: Der Nutzer muss sich für eine dieser Funktionen entscheiden, weil nur ein USB-Port vorhanden ist – oder einen USB-Hub kaufen, um mehrere Geräte anschließen zu können.

VPN, Port-Priorisierung und Kindersicherung
Wer mag, kann über das Webinterface auch gleich VPN-Verbindungen einstellen, verschiedene Online-Dienste priorisieren, den Router als Repeater einrichten und Kindersicherungsfunktionen nutzen. Generell ist die Software unserer Ansicht nach eine der Stärken von AVM-Routern: Sie stellt alle wichtigen Funktionen in übersichtlicher und verständlicher Form zur Verfügung und arbeitet zuverlässig.

Nicht falsch verstehen: Viele der genannten Funktionen gibt's natürlich auch bei anderen Routern, vor allem, wenn man sie mit inoffizieller Firmware wie DD-WRT betreibt. Die gewünschten Einstellungen zu treffen, gestaltet sich aber auf dem AVM-Router leichter als bei vielen anderen Geräten.

Benutzerfreundliche Software-Features
Ein Beispiel: Will man im Heimnetzwerk Surf-Datenverkehr bevorzugt behandeln, muss man bei vielen Routern in verschachtelten Untermenüs zur Port-Priorisierung navigieren und dort manuell die fürs Surfen wichtigen Ports 80, 443 (HTTPS) und 8080 anwählen. Bei der Fritzbox kann der Nutzer aus einem Dropdown-Menü wählen, welche Dienste – etwa Surfen und E-Mail oder Video-Streaming – er bevorzugt behandeln möchte, ohne die Portnummern der Dienste zu kennen. Gerade für Einsteiger erleichtert das die Einrichtung.

Ebenfalls gut gelöst: Die Fritzbox scannt automatisch nach WLAN-Netzwerken in der Umgebung – und wählt von sich aus jenen Kanal, der in der näheren Umgebung am wenigsten genutzt wird und die höchsten Transferraten verspricht.

Die Software der kleinen Fritzbox überzeugt also – nun zur Hardware. Hier merken gerade Besitzer teurerer Router der kleinen Fritzbox an, dass sie "nur" zweckmäßige Hardware beherbergt. Im Vergleich zu Gigabit-Routern funkt die 4020 deutlich langsamer, im Test brachten wir aber auch mit ihr Transferraten von rund zehn Megabyte pro Sekunde zustande – im gleichen Raum, wohlgemerkt.

Sendeleistung: Besser als viele Gratis-Router
Gilt es, Wände zu durchdringen, merkt man, dass hier nicht über das reichweitenstärkere Fünf-Gigahertz-Band, sondern auf 2,4 Gigahertz gefunkt wird. Im Test ließ der Empfang bei rund zehn Metern Distanz und zwei Wänden zwischen Router und Mobilgerät spürbar nach, die Transferraten reichten zum Surfen und YouTube-Schauen aber noch problemlos aus.

Zum Vergleich: Die WLAN-Router, die manch ein Telekomanbieter seinen Kunden kostenlos zur Verfügung stellt, schaffen oft nicht einmal das.

Kabelgebunden ist die kleine Fritzbox ausreichend, aber nicht extrem flott unterwegs. Die verfügbaren hundert Megabit Transferleistung wurden bei Kopiervorgängen im Heimnetzwerk erreicht, gerade bei größeren Datenmengen könnten sich manche Nutzer hier aber die zehnfache Gigabit-Geschwindigkeit wünschen.

In der Preisklasse gibt's auch Gigabit-Router
Vor allem angesichts dessen, dass die 4020 trotz einem Preis von 50 Euro kein Schnäppchen ist. Zwar handelt es sich um eines der günstigsten Fritzbox-Modelle, andere Hersteller bieten für 15 Euro mehr aber auch schon Geräte mit Gigabit-WLAN und Gigabit-LAN. Wer ausschließlich auf das Tempo achtet, könnte mit solchen Geräten glücklicher werden.

Allerdings: Bei der Benutzerfreundlichkeit sieht's bei den Konkurrenten oft düster aus, auch fehlen ihnen häufig Funktionen wie der in die Fritzbox integrierte Medienserver oder die NAS-Funktion. Betrachtet man die Fritzbox als Gesamtpaket aus Hard- und Software, ist sie demnach gerade für Einsteiger ein durchaus interessantes Angebot.

Noch ein Wort zur Verarbeitung der kleinen Fritzbox: Das aus Kunststoff gefertigte Gehäuse wirkt zwar nicht sonderlich edel, ist aber insgesamt sauber verarbeitet. Das Chassis gibt nirgends nach, unerwünschte Spalten oder dergleichen am Gehäuse konnten wir nicht feststellen, Anschlüsse und Status-LEDs funktionieren problemlos.

Fazit: Gelungener Router für Normalverbraucher
Für die meisten Durchschnittsnutzer dürfte der Funktionsumfang der Fritzbox 4020 absolut ausreichen: Die Übertragungsraten können beim Transfer großer Datenmengen zwar zum Flaschenhals werden, beim alltäglichen Gebrauch mit Surfen, Online-Videos, Streaming, Games und dergleichen liefert der Router-Zwerg aber sowohl für Mobilgeräte als auch stationäre Rechner genug Speed.

Dass die 4020 per LTE-Stick mobil online gehen und als Repeater genutzt werden kann, ist ebenso ein Pluspunkt wie die gelungene Software mit ihren vielen Extras. Für 50 Euro halten wir die kleine 4020 für eine interessante Alternative zu den oft schwachen Routern der Telekom-Anbieter und ein gelungenes Gesamtpaket für Haushalte, die einfach nur einen zweckmäßigen und zuverlässigen Router suchen.

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