Mensch und Maschine

Japaner verzeihen Robotern keine Fehler

Elektronik
20.07.2016 10:43

Roboter sind da um uns zu helfen, aber manchmal sind sie auch auf unsere Hilfe angewiesen. Wenn etwa der Weg des Roboters von einem unerwarteten Hindernis blockiert ist, bleibt ihm nichts anderes übrig, als einen Menschen um Unterstützung zu bitten. An der TU Wien wird untersucht, wie die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine am besten funktioniert.

Wie wir mit Menschen kooperieren, haben wir gelernt. Ganz automatisch können wir uns in die Situation des anderen hineinversetzen, um seine Handlungen zu verstehen. Bei Maschinen fällt uns das viel schwerer - genau deshalb entwickelt man beispielsweise Aggressionen, wenn der Computer aus unerkennbarer Ursache zum dritten Mal abstürzt.

Wesentlich für den Umgang mit Robotern ist deshalb, dass dieser "seinen Systemstatus klar und verständlich kommuniziert, dann akzeptieren wir auch Fehler", sagt die Sozilogin Astrid Weiss, die am Institut für Automatisierungs- und Regelungstechnik in der Arbeitsgruppe "Vision4Robotics" zur Interaktion zwischen Mensch und Maschine forscht.

Um mehr über die Kommunikation der ungleichen Partner zu erfahren, führten Weiss und ihr Team mehrere Experimente mit dem am Institut entwickelten Hilfsroboter "Hobbit" durch. Dabei mussten Versuchspersonen mithilfe des Roboters, der sich durch eine Kamera und ausgeklügelte Bildverarbeitungssoftware selbstständig im Raum orientieren kann, Aufgaben lösen. Im Nebenzimmer saß allerdings ein "Saboteur", der manchmal das Kommando übernahm und gezielt Fehler von "Hobbit" produzierte. Die Teilnehmer wussten davon aber nichts.

Große Hilfsbereitschaft
"Ich stecke fest" oder "ich habe die Orientierung verloren - bitte schieben Sie mich in die richtige Richtung", bat der Roboter die Menschen, die in der Regel auch bereitwillig halfen. Zuständig fühlte sich meistens jene Person, die der Maschine zuletzt einen Befehl erteilt hatte. Das sei eine entscheidende Erkenntnis, wenn es um die Frage geht, an wen sich Roboter in Not wenden sollen, so Weiss.

In Befragungen nach den Experimenten gaben manche Versuchspersonen sogar an, dass es überhaupt keine Probleme gegeben habe. Leicht behebbare Fehler würden außerdem oft gar nicht als Funktionsstörung wahrgenommen, sondern als normaler Teil der Zusammenarbeit gesehen. Auch wiederholte Störungen würden verziehen, wenn die Versuchspersonen das Gefühl hatten, vom Roboter klar und verständlich über die Probleme informiert worden zu sein.

Japaner verzeihen keine Fehler
Das galt aber nicht für alle Studienteilnehmer-Gruppen: Während sich nämlich amerikanische und österreichische Testpersonen fehlertolerant präsentierten, gingen Japaner weitaus härter mit dem Roboter ins Gericht. "In Japan wird eher der Standpunkt vertreten, dass eine Maschine einwandfrei funktionieren soll - und wenn nicht, dann erwartet man, dass eine Fachkraft die Sache in Ordnung bringt. Das Konzept, dass Endnutzer den Roboter unterstützen sollen, ist dann weniger naheliegend", erklärte die Soziologin diesen kulturellen Unterschied.

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