Maschinenliebe

Hightech-Sex: Kommt das Roboter-Freudenhaus?

Elektronik
24.04.2015 11:00
Ein junger Programmierer trifft auf ein feminin wirkendes Roboterwesen und erliegt ihren Reizen. Der Film "Ex Machina", seit Donnerstag in den österreichischen Kinos, behandelt genau dieses Szenario und wirft dabei viele Fragen auf. Etwa, wie Sexualität in Zukunft aussehen soll und wie intim Mensch und Maschine künftig miteinander werden. Sex mit Robotern vorstellen kann sich laut Umfrage jedenfalls schon heute jeder zehnte US-Amerikaner.

"Die Lücke zwischen dem Robotischen und Mechanischen und dem, was menschenähnlich ist, wird immer kleiner", glaubt der Robotik- Experte Douglas Hines. Mit seinem Unternehmen TrueCompanion bietet er bereits seit einigen Jahren Roboter für Einsame an, die als Nebenprodukt bei der Entwicklung von Pflegerobotern entstanden sind. "Roxxxy" und "Rocky" heißen die unbeweglichen, 30 Kilo schweren, 1,70 Meter großen und bis zu 9.000 US-Dollar schweren Sexroboter, die mit verschiedenen "Persönlichkeiten" - von frivol bis frigid - ausgestattet werden können.

An einem mobilen und autonomen Nachfolgemodell arbeitet Hines bereits. Sein erklärtes Ziel: über einfaches Sexspielzeug hinauszukommen und mit seinen Robotern Gesellschaft anzubieten. Echte Emotionen soll die Maschine zwar nicht zeigen, simple Gespräche sollen aber – ebenso wie bei Roxxxy – möglich sein. Der Plan sei, eine möglichst perfekte Illusion zu programmieren, die der Mensch nicht mehr als Maschine erkennt - ganz so wie im Film "Ex Machina".

Jeder zehnte US-Bürger würde mit Robotern schlafen
Abwegig ist das nicht. Bereits vor zwei Jahren hatten immerhin neun Prozent der Amerikaner in einer Umfrage angegeben, sich grundsätzlich vorstellen zu können, mit einem Sexroboter zu schlafen. Psychologen warnten damals zwar, dass ein Sexroboter kein Ersatz für eine echte Beziehung sein könne. "Man sollte noch einmal darüber nachdenken, ob ein Roboter wirklich besser als gar nichts ist", sagte etwa die Psychologin Sherry Turkle von der bekannten US- Technikuni MIT. Doch gilt das auch noch, wenn Roboter durch Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz zu emotionalen, einfühlsamen Wesen werden?

Sexbots "unvermeidbar"
Robotik-Experte halten die Entwicklung sogenannter Sexbots sogar für "unvermeidbar". Seit Menschengedenken gebe es Sexspielzeuge, erläuterte Ron Arkin von der Georgia Tech vergangenen Sommer anlässlich eines Forums zur Roboter-Ethik im kalifornischen Berkeley. Dass künftig spezielle Roboter zur Befriedigung sexueller Bedürfnisse genützt würden, sei durchaus wahrscheinlich. Die Frage sei, wie man als Gesellschaft damit umgehe: "Werden wir es bestialisch finden? Oder könnten wir die Roboter dazu nutzen, Triebtäter zu behandeln?"

Arkin glaubt, dass Roboter, die Kindern ähneln, wie Methadon bei Drogenabhängigen bei der Behandlung von Pädophilen zum Einsatz kommen könnten – und plädiert daher für die Erforschung entsprechender Therapien. Eine Erfolgsgarantie gebe es nicht, meint der Experte. "Ich glaube jedoch, dass es den Versuch wert ist, dies kontrolliert zu untersuchen, um einen besseren Schutz der Gesellschaft vor rückfälligen Sexualstraftätern zu ermöglichen", so Arkin. "Wenn wir nur einige Kinder retten können, ist es, denke ich, ein lohnenswertes Projekt."

"Wichtigstes Werkzeug" im Kampf gegen Kindesmissbrauch
Arkin steht mit dieser Meinung nicht alleine da. Der britische Autor und Robotik-Experte Ben Way hält den Einsatz spezieller Sexbots zu Therapiezwecken sogar für "unvermeidbar". Er glaubt, dass Kindern nachempfundene Roboter zum "wichtigsten Werkzeug" im Kampf gegen Kindesmissbrauch werden könnten. "Werden Kinder-Sexbots einige Menschen dazu verleiten, ihre dunklen und ekelhaften Fantasien an realen Kindern auszuleben? Ja, aber ich vermute, dass sich die Zahl der Kindesmissbräuche durch derartige Roboter insgesamt signifikant senken lässt."

Kinder-Sexbots nur "Spitze des Eisbergs"
So widerlich es auch erscheinen möge: Bevor auf Grundlage sozialer Normen voreilige Schlüsse gezogen würden, sollte die Gesellschaft alles tun, um die Kinder zu schützen, meint Way. Letztlich, so der Experte, seien Kinder-Sexbots nur die "Spitze des Eisbergs": "Wir müssen uns im Klaren darüber sein, dass es bei Kinder-Sexbots nicht aufhören wird, wir werden auch Tieren nachempfundene und behinderte Sexbots haben", glaubt Way. "Der Mensch hat alle Arten von Fetischen und dunklen Fantasien, und Roboter werden da sein, um ihnen allen gerecht zu werden."

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