"Kein Präzedenzfall"

Gates: Apple sollte im iPhone-Streit nachgeben

Web
23.02.2016 07:35

Microsoft-Gründer Bill Gates steht im Streit zwischen Apple und der US-Regierung anders als viele seiner Kollegen aus der Tech-Branche auf der Seite des FBI. Er sehe darin keinen Präzedenzfall, der in Zukunft die Privatsphäre gefährden würde, betonte Gates in einem Interview mit der "Financial Times" von Dienstag.

"Das ist ein konkreter Fall, in dem die Regierung nach Zugang zu Informationen fragt", sagte Gates. Sie verlange keinen allgemeinen Zugriff. Die Situation sei nicht anders als bei einer Telekom-Firma oder einer Bank. "Sagen wir mal, die Bank hätte ein Band um die Festplatte gewickelt und gesagt, zwingt mich nicht, dieses Band durchzuschneiden, weil ihr mich dann dazu bringt, es immer wieder zu tun", argumentierte der 60-Jährige.

Apple widersetzt sich richterlicher Anordnung
Apple ist von einem Gericht angewiesen worden, der Bundespolizei beim Entsperren des iPhones des toten Attentäters zu helfen, der zusammen mit seiner Frau 14 Menschen im kalifornischen San Bernardino erschoss. Der kalifornische Konzern weigert sich, der Forderung nachzugeben und will gegen den Beschluss sich rechtlich wehren. Das Unternehmen warnt, dafür wäre eine neue Software notwendig, die einmal entwickelt auch missbraucht werden könne.

Damit würde Apple eine Hintertür ins iPhone möglich machen und am Ende die Sicherheit für alle gefährden, hieß es. Diese Argumentationslinie wiederholte Apple auch am Montag. "Wir sind überzeugt: Der einzige Weg, zu verhindern, dass ein solch mächtiges Werkzeug missbraucht wird oder in falsche Hände gerät, ist, es nie zu erschaffen."

Die Chefs von Facebook, Twitter oder WhatsApp stehen hinter Apple. Auch Microsoft unterstützt über eine Industriegruppe die Position des iPhone-Konzerns. Gates ist bei dem von ihm mitgegründeten Windows-Riesen nicht mehr ins operative Geschäft involviert.

"Es geht um die Opfer und um Gerechtigkeit"
FBI-Chef James Comey hatte wenige Stunden zuvor mit einem offenen Brief die nächste Runde im verbalen Schlagabtausch losgetreten. Dort versicherte er, das FBI strebe keinen Präzedenzfall für spätere Überwachung an: "Es geht um die Opfer und um Gerechtigkeit." Das FBI wolle keine Verschlüsselung brechen oder einen Generalschlüssel in die Welt setzen.

Zugleich räumte der FBI-Direktor ein, dass es mit der Verschlüsselung einen Konflikt zwischen Sicherheit und Privatsphäre gebe. "Dieser Konflikt sollte nicht von Unternehmen gelöst werden, die davon Leben, Dinge zu verkaufen", schrieb er. Allerdings auch nicht vom FBI, dessen Job Ermittlungen sind, sondern grundsätzlich vom amerikanischen Volk.

Ultimatum bis zum 26. Februar
Das FBI will vor allem, dass Apple per Software-Eingriff die Funktion aushebelt, die den Inhalt eines Telefons löscht, wenn zehn Mal ein falsches Passwort eingegeben wird. Außerdem soll Apple die Passwort-Eingabe über eine Schnittstelle einrichten, damit die Ermittler mithilfe eines Computers elektronisch verschiedene Kombinationen durchprobieren können. Das Gericht räumte Apple eine Frist bis zum 26. Februar ein, in der der Konzern auf die Anordnung reagieren muss.

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