Wahl beeinflusst?

Facebook legt russische Werbung US-Kongress vor

Web
22.09.2017 14:11

Facebook wird die Werbeanzeigen, mit denen sich mutmaßlich russische Drahtzieher in die Innenpolitik der USA eingemischt haben sollen, dem US-Kongress offenlegen. Einer allgemeinen Veröffentlichung stünden aber gesetzliche Einschränkungen für die Offenlegung von Profil-Informationen im Wege, betonte das soziale Netzwerk in einem Blogeintrag am Donnerstag.

Facebook hatte im Zuge von Untersuchungen zum möglichen russischen Einfluss auf die US-Präsidentenwahl rund 470 Profile identifiziert, die zwischen Juni 2015 und Mai 2017 etwa 3000 Anzeigen für rund 100.000 Dollar (83.300 Euro) geschaltet haben sollen. "Unsere Analyse legt nahe, dass diese Accounts und Seiten miteinander vernetzt waren und von Russland aus betrieben wurden", erklärte Facebooks Sicherheitschef Alex Stamos.

Facebook machte bisher keine Angaben dazu, wie viele US-Amerikaner mit dieser Werbung in Berührung gekommen sein könnten. Ausländische Einmischung in den Wahlkampf ist in den USA verboten. Das soziale Netzwerk teilte Informationen zu den Anzeigen bereits mit dem US-Sonderermittler Robert Mueller.

Der Kreml wies am Freitag eine Verbindung zu den Anzeigen zurück. "Wir wissen nicht, wer Facebook-Anzeigen bucht und wie man das macht, und haben das nie getan, und die russische Seite war nie daran beteiligt", wurde ein Sprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin von der Nachrichtenagentur Interfax zitiert. Die russische Regierung bestritt bereits mehrfach, dass sie versucht habe, die amerikanische Präsidentenwahl im vergangenen Jahr zu manipulieren.

Spaltung vertieft
Über den Inhalt der fraglichen Anzeigen ist bisher nur wenig bekannt geworden. Facebook erklärte, in einem Großteil seien zwar die Wahl oder die Kandidaten nicht direkt erwähnt worden. Sie seien aber darauf ausgerichtet gewesen, die Spaltung bei umstrittenen Themen wie Spannungen zwischen Ethnien, Einwanderung oder Waffenbesitz zu vertiefen.

Rund ein Viertel der Anzeigen sei gezielt in bestimmten Regionen platziert worden. Außerdem wurde bekannt, dass damit zum Teil Protestaktionen beworben wurden wie etwa eine Demonstration gegen Flüchtlinge und Muslime in einer kleinen Stadt im Bundesstaat Idaho im August vergangenen Jahres.

Facebook betonte am Donnerstag, dass ihm die Verbindung zu Russland bei der Buchung der Anzeigen nicht bewusst gewesen sei. Sie wurden von einer "Internet Research Agency" platziert. Das Netzwerk schließt nicht aus, dass noch weitere Anzeigen gefunden werden könnten.

"Das ist nicht das, wofür wir einstehen"
Firmenchef Mark Zuckerberg kündigte an, dass bei politischer Werbung auf der Plattform künftig klar zu sehen sein soll, wer dafür bezahlt hat. "Ich will nicht, dass irgendjemand unsere Systeme benutzt, um die Demokratie zu untergraben. Das ist nicht das, wofür wir einstehen", sagte er.

Allerdings werde Facebook nicht dazu übergehen, die Anzeigen und Posts vor der Veröffentlichung zu prüfen: "Freiheit bedeutet, dass man nicht erst fragen muss." Zugleich solle das Team der Mitarbeiter, die Wahlkampagnen beobachten, mehr als verdoppelt werden.

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