So schützen Sie sich

Die Sexting-Falle: Wenn Fotos Existenzen zerstören

Web
10.02.2016 08:55

Noch nie war es so leicht, sein Leben zu dokumentieren und mit anderen zu teilen, wie im heutigen Smartphone-Zeitalter. Wo viel Licht ist, ist aber auch viel Schatten und so zeichnet sich seit Jahren nicht nur unter Jugendlichen der Trend zum "Sexting" ab - also zum Nacktbild-Versand. Manch ein Paar mag dieses Hobby als prickelnd betrachten, es ist aber vor allem eines: extrem gefährlich. Warum das so ist, lesen Sie hier.

Der russische IT-Sicherheitskonzern Kaspersky warnt auf seinem Blog vor den Gefahren durch Sexting. "Das Internet ist kein sicherer Hafen, wo Sie Ihre Daten, Geheimnisse oder Medien sicher archivieren können. Der Umstand, dass viele Menschen diese einfache Wahrheit nicht verstehen, ist ein Problem gigantischen Ausmaßes", warnen die Virenforscher - und mahnen insbesondere in Bezug auf Sexting vor schlimmen Folgen.

Sexting ist mittlerweile Massenphänomen
Grundsätzlich bezeichnet Sexting den Versand intimer Fotos, meist handelt es sich um Nacktfotos, manchmal werden sexuelle Handlungen dargestellt. Nicht nur unter Jugendlichen, sondern auch unter Mittzwanzigern und Erwachsenen ist Sexting heute ein Massenphänomen. In den USA haben 40 Prozent der Teenager zwischen 13 und 19 bereits Sexting-Nachrichten verschickt, bei den 20- bis 26-Jährigen sind es fast 60 Prozent.

Die Zahl jener Jugendlichen, die bereits Sexting-Nachrichten empfangen haben, ist noch etwas höher. In Österreich verhält es sich nicht viel anders: Hierzulande empfängt einer Studie aus dem Vorjahr zufolge jeder dritte Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren Sexting-Nachrichten. Versendet werden die Nachrichten dabei nicht nur in Beziehungen, sondern mitunter auch an den "Schwarm".

Bilder gelangen häufig an die Öffentlichkeit
Das Problem bei diesem Trend: Wer intime Fotos von sich mit anderen teilt, muss damit rechnen, dass sie auf die eine oder andere Weise an die Öffentlichkeit gelangen. Kaspersky listet vier mögliche Szenarien auf:

  • Der Empfänger von Sexting-Nachrichten könnte diese - absichtlich oder unabsichtlich - öffentlich machen.
  • Ein Dritter könnte die Fotos erbeuten - etwa über einen Cloud-Speicher, in dem das Smartphone automatisch Fotos sichert.
  • Ein Gerät mit Sexting-Fotos könnte gestohlen werden oder verloren gehen. Der Finder hat dann die Fotos.
  • Hacker könnten sich - etwa über ein gekapertes Social-Media-Konto - Zugang zu den intimen Fotos verschaffen.

Es kann Jahre dauern, bis Sexting-Fotos so an die Öffentlichkeit kommen. Wenn sie es dann aber tun, muss der Urheber mit schlimmen Konsequenzen rechnen. Sexting-Fotos werden von Cyberkriminellen gern zur Erpressung ihrer Opfer verwendet, können also teuer werden. Sie können auf Porno-Websites landen, was für peinliche Situationen mit Verwandten oder Kollegen sorgen kann, die darüber stolpern.

Sie werden besonders unter Teenagern zudem für Cybermobbing verwendet. Welche Folgen das haben kann, zeigt der Fall der Kanadierin Amanda Todd. Sie hielt dem Mobbing-Druck im Netz nicht mehr stand und nahm sich schließlich das Leben.

So werden Sie nicht zum Sexting-Opfer
Die möglichen Folgen von intimen Bildern, die an die Öffentlichkeit gelangen, sind also gravierend. Damit Sie oder Ihre Kinder sie nicht am eigenen Leib erfahren müssen, liefern die Kaspersky-Experten auch gleich fünf zentrale Tipps zu Ihrem Schutz:

  • Senden Sie niemals intime Fotos an Fremde - insbesondere nicht, wenn diese darauf bestehen.
  • Versuchen Sie niemals, Ihren "Schwarm" mit einem Sex-Foto für sich zu gewinnen. Wenn Sie ihm nichts bedeuten, landet das Bild schneller in der Öffentlichkeit, als Ihnen lieb ist.
  • Verschicken Sie keine Sexting-Nachrichten als Scherz. Sexting ist kein Scherz.
  • Versuchen Sie nicht, mit erotischen Bildern möglichst viele "Likes" in sozialen Netzwerken zu generieren. Es wird immer Menschen geben, die sie gegen Sie verwenden werden.
  • Fangen Sie gar nicht erst mit dem Tausch von Nacktbildern an. Sollte Sie jemand dazu auffordern, machen Sie ihm klar, dass er sich damit in ernste Gefahr begibt.

Das müssen Sie tun, wenn es schon zu spät ist:
All diese Tipps helfen freilich nichts mehr, wenn das Sexting bereits stattgefunden hat und intime Fotos in sozialen Netzwerken zirkulieren. Doch selbst in diesem denkbar schlimmsten Fall gibt es Hoffnung. Diese Verhaltensregeln empfiehlt Kaspersky all jenen, deren Bilder an die Öffentlichkeit gelangen:

  • Wenn das Opfer Ihr Kind ist, zeigen Sie Verständnis und bestrafen Sie es nicht. Die Demütigung ist ohnedies bereits schlimm genug.
  • Kommentieren Sie etwaige Sexting-Fotos in sozialen Netzwerken nicht. Damit sorgen Sie nur ungewollt für mehr Aufmerksamkeit.
  • Die negativen Konsequenzen lassen sich abmildern, wenn das Sexting-Opfer positive Updates in soziale Netzwerke postet und jegliche Versuche des Cyber-Mobbings ignoriert. Das mag anfangs schwer sein, Mobbing-Täter verlieren so aber schnell die Lust an ihrem Tun.
  • Nehmen Sie Kontakt zu den Betreibern der sozialen Netzwerke auf, in denen die intimen Fotos zirkulieren und bitten Sie um deren Löschung.
  • Wenn nichts von alledem hilft, wenden Sie sich an einen Anwalt.

Klingt mühsam? Ist es auch, weshalb die Kaspersky-Sicherheitsexperten ihren Sexting-Ratgeber mit einem unmissverständlichen Ratschlag schließen: Machen Sie überhaupt KEINE intimen Fotos von sich. Keine Inhalte, kein Problem!

Gerade Kindern und Jugendlichen könne man das recht einfach erklären: Ins Internet zu gehen sei, wie aus dem Haus zu gehen. Und die wenigsten Kinder und Jugendlichen werden die Frage, ob sie nackt aus dem Haus gehen würden, mit einem klaren "Ja" beantworten.

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