Android-Kamera

Coolpix S800c: Nikons Android-Debüt im Test

Elektronik
29.12.2012 09:00
Langsam, aber sicher erobert Googles Mobilbetriebssystem Android neben Smartphones auch andere Geräte. Es verrichtet auf HDMI-Sticks für den Fernseher seinen Dienst, kommt in der für 2013 geplanten Spielkonsole Ouya zum Einsatz und wird auch schon von manchen Kameras genutzt. Die Nikon Coolpix S800c ist eine davon. Im krone.at-Test musste Nikons Android-Erstlingswerk zeigen, was es kann.

Auf der Kamera-Seite lässt sich Nikon mit der S800c nicht lumpen. Die in Schwarz oder Weiß erhältliche Kompaktkamera liefert 16 Megapixel Auflösung und verfügt über ein 2,5 Zoll großes OLED-Display mit 819.000 Bildpunkten. Im Test gefiel das Display sehr gut, was nicht nur der scharfen Darstellung, sondern insbesondere auch den OLED-typisch schön satten Farben geschuldet ist. Bilder speichert die Kamera im JPEG-Format auf separat zu kaufende SD-Karten, wobei auch SDHC- und SDXC-Varianten unterstützt werden. Vom internen Speicher verbleiben knapp 1,7 Gigabyte für den Nutzer.

Gerät zeichnet Full-HD-Videos auf
Videos nimmt die Coolpix S800c in Full-HD-Auflösung mit 1.920 mal 1.080 Bildpunkten im AVI-Format auf. Sie verfügt über einen zehnfachen optischen Zoom, dem in Härtefällen ein vierfacher Digitalzoom unter die Arme greift. Die Brennweite entspricht 25 bis 250 Millimetern im Kleinbildformat. Die Lichtempfindlichkeit im Auto-Modus liegt zwischen ISO 125 und 1.600, im manuellen Modus reicht sie bis ISO 3.200.

Die Coolpix S800c zeigt sich anschlussfreudig und verfügt neben dem obligaten Stromanschluss sowohl über einen HDMI- als auch über einen Audio-Ausgang. Sie verbindet sich über WLAN oder Bluetooth mit anderen Geräten oder dem Internet. Die Serienbildfunktion schafft bis zu 8,1 Bilder pro Sekunde. Mit 184 Gramm ist die Kamera angenehm leicht. Das Gerät besteht aus Plastik, macht aber einen gut verarbeiteten Eindruck. Die Abmessungen betragen 111 mal 60 mal 27 Millimeter.

Lächelerkennung hat Probleme mit Bärten
Softwareseitig verfügt die Kamera über eine Reihe verschiedener Filtereffekte, darunter Sepia-, Tönungs-, Fisheye- und Schwarzweißfilter. Eine Panoramafunktion fehlt ebenfalls nicht. Die integrierte Gesichtserkennung sorgt dafür, dass die Kamera bei Portraits erst dann Fotos macht, wenn die Augen des Gegenübers geöffnet sind. Und die Lächelerkennung, die im Test unglücklicherweise Probleme mit allzu prachtvollen Bärten hatte, löst erst aus, wenn das Gegenüber lächelt.

So viel zur Kamera. Die wahre Neuheit bei der Coolpix S800c ist allerdings, dass das Mobilbetriebssystem Android darauf läuft. Das lässt sich mittels Apps erweitern und macht die Kompaktkamera zum Multitalent – vorausgesetzt, man befindet sich in Reichweite eines WLAN-Netzwerks. Fotos knipsen, mit Apps bearbeiten und gleich in soziale Netzwerke posten, darin liegt die Stärke von Nikons Android-Kompakter. Unglücklicherweise kommt Android in der veralteten Version 2.3 zum Einsatz, und auch die Bedienung erweist sich als eher träge.

Gute Bildqualität, leichtes Rauschen bei schwachem Licht
Was die Bildqualität anbelangt, gibt es an der kleinen Nikon nicht viel zu meckern. Die geknipsten Bilder glänzen mit kräftigen Farben und sind angenehm scharf. Selbst bei schlechteren Lichtverhältnissen lieferte die S800c noch gute Bilder ab, wenngleich bei schwachem Licht ein leichtes Bildrauschen zu erkennen ist. In puncto Bildqualität ist die Android-Nikon den meisten Handykameras haushoch überlegen – insbesondere bei schlechteren Lichtverhältnissen.

Angenehm ist auch das Fotografier-Erlebnis an sich. Die Kamera ist nach dem Einschalten binnen kürzester Zeit bereit für die erste Aufnahme und löst bei guten Lichtverhältnissen beinahe sofort nach dem Drücken des Auslösers aus. Bei schlechteren Lichtverhältnissen kann es aber durchaus zwei Sekunden dauern, bis die Kamera fertig fokussiert hat. Dafür ist der Blitz angenehm schnell. Während das Blitzgerät bei anderen Geräten oftmals eine kleine Verschnaufpause nach der Aufnahme braucht, war der Blitz der S800c nach der Aufnahme stets binnen rund zwei Sekunden bereit für die nächste Aufnahme.

Android ist ein teures Extra
So viel zur, von Nikon gewohnt guten, Kamera an sich. Eine Kompaktkamera mit vergleichbarem Funktionsumfang und ähnlich guter Bildqualität, allerdings ohne Android-Betriebssytem, erhält man jedoch auch für wesentlich weniger Geld - ab 300 Euro ist die Nikon im österreichischen Handel zu haben.

Der Android-bedingte Aufpreis hinterlässt angesichts der Tatsache, dass die Android-Integration in die Kamera noch nicht perfekt gelungen ist, einen bitteren Beigeschmack. Tatsache ist, dass Android in der Version 2.3 schlicht veraltet ist. Die Software erschien schließlich bereits im ersten Halbjahr 2011. Das wäre grundsätzlich nicht schlimm, würden manche Apps nicht auf der veralteten Android-Version ihren Dienst verweigern - so funktioniert beispielsweise die Flickr-App nicht.

Schwacher Akku trübt die Freude
Hinzu kommt, dass die Kamera zwar über ein Android-Betriebssystem verfügt und demnach viele nützliche Funktionen nachrüstbar sind – diese lassen sich aber nicht allzu lang nutzen. Schuld daran ist der vergleichsweise schwache Akku, der laut Nikon für 140 Aufnahmen reicht. Internetsurfen oder gar YouTube-Videos schauen ist mit der Android-Kamera nur begrenzt möglich. Schon nach relativ kurzer Zeit schreit sie nach Strom. Offenbar wurde hier nicht bedacht, dass eine Android-Kamera auch einen höheren Stromverbrauch als eine klassische Kompaktkamera nach sich zieht.

Trotzdem macht die Android-Bedienung Spaß – auch wenn der eher von kurzer Dauer ist. Selten zuvor ließ sich eine Kamera so intuitiv und angenehm bedienen. Die Integration der Fotofunktion ins Betriebssystem ist sehr gut gelungen: Schaltet man die Nikon ein, gelangt man zunächst in die Kamera-Anwendung. Erst ein Druck auf den rückseitig angeordneten Home-Button führt ins Android-Menü, von wo aus sich die Apps starten lassen. Das Antippen der Kamera-App wechselt dann wieder zurück zur Kamerafunktion.

Nützlicher Begleiter auf Reisen
Insbesondere auf Reisen dürfte die kleine Android-Kamera ihre wahre Stärke entfalten. Während des nächsten Auslandsurlaubs die tagsüber geschossenen Bilder abends über das Hotel-WLAN direkt auf Facebook laden und vorher sogar noch mit ein paar Instagram-Filtern verschönern, dafür scheint das Gerät – bis auf den schwachen Akku – wie geschaffen. Und dass man damit auch zwischendurch seine Mails checken oder etwas im Internet nachschlagen kann, macht es – gerade im Auslandsurlaub, wenn man das Smartphone möglicherweise nicht dabei hat - umso nützlicher.

Fazit: Wer einfach nur eine Kompaktkamera möchte, wird auch für wesentlich weniger Geld fündig. Nikon lässt sich das "Extra" Android teuer bezahlen. Klar, gerade auf Reisen sind die Fähigkeiten, welche die Kamera durch Googles Mobilbetriebssystem erlangt, ein wirklich praktisches und sinnvolles Extra. Allerdings verhindert der schwache Akku, dass man wirklich intensiv Gebrauch davon machen könnte. Wer viel auf der Kamera surft, Mails liest oder spielt, der wird womöglich beim nächsten Schnappschuss feststellen, dass für das eigentliche Fotografieren kein Strom mehr da ist.

Auch die Tatsachen, dass die verwendete Android-Version bereits veraltet ist und man bei Benutzung der Kamera auf ein vorhandenes WLAN-Netzwerk angewiesen ist, gefallen nicht unbedingt. Zu diesem Preis ist die Kamera eher etwas für Technikvernarrte, die unbedingt etwas Neues probieren möchten. Unentschlossene warten auf die nächsten Android-Kameras, bei denen auch die Akkuleistung der neuen Rolle als Minicomputer gerecht wird.

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