AK rät zur Klage

BAWAG: Kunden-Exodus überfordert IT-Systeme

Wirtschaft
23.01.2017 07:17

Die BAWAG hat im November rund 20.000 Kunden mit günstigen Girokonten vor die Wahl gestellt, auf ein teureres Kontomodell - teils inklusive Bankomatgebühren - umzusteigen oder zu gehen. Wer nicht gewechselt hat, wird per Ende Jänner 2017 gekündigt. Ein paar Tage vor Fristende berichten Konsumentenschützer von Problemen: Die Datenweitergabe an Fremdbanken funktioniere in vielen Fällen nicht. Grund ist offenbar ein IT-Problem: Bei der BAWAG spricht man von "Schnittstellenproblematiken".

Während die nächste Welle Kunden derzeit darüber informiert wird, dass auch sie ihre Konten bis März umstellen oder - wenn sie mit den schlechteren Konditionen nicht einverstanden sind - kündigen müssen, häufen sich bei der Finanzmarktaufsicht (FMA) Beschwerden bereits durch die letzte Umstellungswelle betroffener Konsumenten.

"Wir haben die BAWAG P.S.K. bereits angewiesen, diese Probleme rasch zu lösen", wurde FMA-Sprecher Klaus Grubelnik in Medienberichten zitiert. Laut Verbraucherzahlungskontogesetz muss eine Bank binnen fünf Werktagen einer neuen Bank alle Informationen und Daten des wechselnden Kunden zur Verfügung stellen. Sonst droht eine Verwaltungsstrafe von bis zu 3000 Euro.

AK rät zur Klage bei Finanzmarktaufsicht
Arbeiterkammer-Konsumentenschützer Martin Korntheurer rät betroffenen Kunden, Verzögerungen bei der Finanzmarktaufsicht anzuzeigen. Beschweren können via Online-Formular auf der FMA-Homepage, Brief, E-Mail oder telefonisch eingebracht werden.

BAWAG: "Schnittstellenproblematiken"
Die BAWAG stuft das Problem selbst nicht als groß ein. Der Kontowechselservice stelle "nicht nur unsere Bank in Anbetracht der Komplexität von Girokontoübertragungen vor gewisse Probleme und liegt unter anderem darin begründet, dass der Informationsaustausch zwischen aufnehmender und abgebender Bank noch nicht reibungslos eingespielt ist und es zu Schnittstellenproblematiken kommt", so das Geldhaus in einer Stellungnahme.

Konsumentenschützer warnen vor Nachteilen
Funktioniert die Datenweitergabe nicht fristgerecht, können Kunden Nachteile erwachsen, warnte Bernd Lausecker vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) im Konsumentenmagazin "help" des ORF-Radio. Wenn das Konto überzogen ist, können Schulden etwa sofort eingetrieben werden. Sämtliche Daueraufträge werden nicht mehr bearbeitet und gehen zurück. Dies gilt auch für Kreditraten. Verbliebene Guthaben werden per Baranweisung an die Kunden ausbezahlt.

Kosten können auch jenen entstehen, die ihr altes Konto bereits leergeräumt haben, weil sie davon ausgehen, dass alle Zahlungen bereits über das Konto bei der neuen Bank laufen. Hat die neue Bank die Daten aber noch nicht, kann es teuer werden. "Will etwa eine Versicherung die Prämie wie gewohnt einziehen und funktioniert das mangels Kontodeckung nicht, fallen Gebühren an", so Korntheurer. Die BAWAG verrechnet für eine Nichtdurchführung 6,50 Euro, hinzu kommt das, was die einziehende Stelle verlangt.

Zwangsumstellung erzürnt BAWAG-Kunden
Die BAWAG hat sich mit ihrer Zwangsumstellung auf die neuen Kontoboxen einigen Ärger eingehandelt. Das Konsumentenschutzministerium sieht in der Vorgehensweise einen zweifachen Gesetzesverstoß und hat deshalb den VKI mit einer Verbandsklage beauftragt. Einer der Vorwürfe: Intransparenz. Die BAWAG habe in ihrem Schreiben an die Kunden nicht erwähnt, wie hoch die Preisunterschiede zwischen dem alten Konto und den neuen Kontoprodukten sind.

Weit höhere Kosten und Bankomatgebühren
Laut Rechnung der AK sind die neuen BAWAG-Konten überdies fast doppelt so teuer wie die alten. Die Kontoboxen gibt es bereits seit Februar. Das günstigste Modell kommt auf einen Fixpreis von 4,90 Euro im Monat und inkludiert nur eine Automatentransaktion. Jede weitere Transaktion - dazu gehören explizit auch Geldbehebungen am Bankomaten - kostet 39 Cent. Bei zehn zusätzlichen Bankomatbehebungen im Monat kommt die "Konto Box Small" so auf fast 106 Euro im Jahr, bei 15 Abhebungen sind es 129 Euro.

Die meisten Kunden sind umgestiegen
Laut BAWAG ist die große Mehrheit der Kunden auf ein aktuelles Kontomodell umgestiegen. Jene, die nicht reagiert haben, wurden Mitte Jänner per eingeschriebenem Brief an die bevorstehende Kontoschließung erinnert. In diesem Schreiben sei auch festgehalten, "dass ab 1. Februar 2017 über das Konto und die damit verbundenen Dienstleistungen, wie Buchung von Gut- und Lastschriften, die Durchführung von Dauer- und Einziehungsaufträgen sowie über bestehende Kontokarten oder Kreditkarten, nicht mehr verfügt werden kann", so die Bank gegenüber dem ORF.

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