Kurioser Auftakt

Staatsfeind als Schöffe zu Prozess geladen

Burgenland
08.02.2017 15:35

Ein Schöffe, der die Autorität des Staates nicht anerkennt vor dieser nicht alltäglichen Situation stand der Vorsitzende des Senats am Dienstag in Eisenstadt. Der Laienrichter wurde prompt von seinen Pflichten entbunden. Erst danach konnte der eigentliche Prozess gegen den Angeklagten Roman K. überhaupt beginnen.

Seiner Bürgerpflicht als Laienrichter wollte ein Burgenländer nicht nachkommen. In einem Brief an das Gericht in Eisenstadt schrieb er, dass er den Staat nicht anerkenne. "Ich grüße Sie in Liebe, Klarheit und Wahrheit", schloss Stefan S. sein Konvolut an den Vorsitzenden des Senats. Erschienen war er schließlich trotzdem. Allerdings wurde S. als Schöffe vom Prozess ausgeschlossen, da der Staatsanwalt nun wegen Mitgliedschaft in einer staatsfeindlichen Vereinigung gegen den "Freeman" ermittelt.

Nachdem ein Ersatzschöffe seinen Platz eingenommen hatte, konnte das eigentliche Verfahren gegen den Beschuldigten Roman K. beginnen. Dieser, so der Vorwurf der Anklage, habe seine 62-jährige Untermieterin mit einem Messer sowie einer Gaspistole bedroht und versucht, sie zu vergewaltigen. "Stimmt nicht", konterte der 46-Jährige ruhig und gefasst. "Die Vorwürfe sind eine Racheaktion. Ich habe ihr und ihrem Gatten nämlich mitgeteilt, dass sie nicht länger bei mir wohnen können, weil ich das Zimmer für meine pflegebedürftige Großmutter benötige. Kurz darauf kam dann diese Anzeige." Weil der als Zeuge geladene Ehemann nicht zur Verhandlung erschienen war, wurde der Prozess auf März vertagt.

Kronen Zeitung

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