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Youngtimer im Test: BMW 5er E28

Motor
23.07.2016 17:01

Ein BMW-Oldie gesucht? Für unter 3.000 Euro inklusive Pickerl zum Gleich-Losfahren? So etwas gibt's, zum Beispiel mit einem Fünfer der Baureihe E28. Wir haben einen 520i begutachtet und sind ihn Probe gefahren.

(Bild: kmm)

Wie zügig die Zeit doch vergeht - noch gerade war der 5er E28 als billige Verbraucht-Kutsche auf der Straße zu finden, und nun bekommen allmählich selbst die späten Exemplare eine Oldtimer-Zulassung. Dennoch ist der Bayer ein überaus erschwingliches Auto geblieben, was ihn für budgetlimitierte Oldtimer-Fans interessant macht. Zwischen 1981 und 1987 liefen diese soliden Businessklassen aus München vom Band und waren immer ein Garant für recht ordentlichen Fahrkomfort, ohne die Sportlichkeit gänzlich auf der Strecke zu lassen. Außerdem gehört die Baureihe zu den vielfältigen Erscheinungen, was schon vor dem Kauf für Spannung sorgt.

Soll es lieber etwas Uriges sein? Dann wäre ein asketischer 518 die richtige Wahl - mit Vergasermotor und als Buchhalter noch nicht einmal mit Servolenkung. Das andere Extrem wäre der rasante M5, der erstmals unter dem E28-Code auftauchte und mit kräftigen 286 PS nebst Vierventiltechnik winkt. Doch wir lassen es ruhig angehen und legen den Fokus auf den beschaulichen 520i. Die frühen, katlosen Exemplare bringen es immerhin auf 125 PS - eigentlich genug Punch für den 1,2 Tonnen schweren Hecktriebler.

Ein Autohändler bietet ein frühes 520i-Exemplar feil, das aus dem April 1981 stammt und für Sammler reizvoll sein könnte, wenngleich der silberne Fünfer weder in Ausstattung noch Farbe aus der Reihe tanzt. Okay, das Auto ist kein Einser-Kandidat in puncto Zustand. Hier und da ist der Stoff abgewetzt, Lammfelle verdecken die Macken. Der Lack hat sicherlich auch bessere Tage gesehen, doch was soll's.

Für Luxusliebhaber ist dieser Bayer eher nicht geeignet - es gibt keine Klimaanlage, und man muss die Fenster noch per Hand herunterkurbeln. Auch auf einen Bordcomputer, den es für diese Baureihe ja durchaus gab, muss verzichtet werden. Sei's drum, dafür reizt der Oldie mit dem, was unter der Motorhaube steckt. Basis, aber sexy - es gibt sechs Zylinder, davon können die Fahrer eines brandneuen 528i nur noch träumen. Und wenn man den Schlüssel herumdreht, merkt man auf Anhieb, was die Kritiker des Zylinderschwundes meinen, wenn heutige Marketing-Profis abwiegeln und behaupten, es sei ja auch mit vier Töpfen genug Leistung möglich.

Der Zweiliter verfällt in einen wirklich seidenweichen Lauf mit einem Schuss des so typisch sonoren BMW-Timbres. Power? Fehlanzeige, mit den 125 Pferdchen würde heute nicht mal ein Kleinwagen Begeisterungsstürme auslösen. Dämmung? Ach was, den Reihensechser kann man unverkennbar hören, und das ist auch gut so. Gemächlich setzt sich das 35 Jahre alte Nobel-Gefährt in Bewegung. Es passiert nicht viel im unteren Drehzahlbereich, der heiser klingende Zweiventiler braucht schon Touren, um die sportlichen Gene der Marke zur Schau zu stellen.

Kein Problem, es gibt ja auch gar keine Erwartungen an dynamische Fertigkeiten, sonst hätte man sich schließlich mit einem M5 beschäftigt. Das gealterte Schaltgetriebe rastet ein bisschen schwergängig ein, aber klar - binnen weniger Kilometer erreicht das Getriebeöl noch nicht seine Betriebstemperatur. Es geht durch vorstädtisches Gefilde mit mäßig gutem Belag geradewegs auf die Landstraße, wo der alte Fünfer ein bisschen Auslauf bekommt. Das Fahrwerk tut es noch: Mit einer Mischung aus geschmeidigem Abrollen und einer gewissen Grund-Härte hat sich der Langstrecken-Profi schon früher in die Herzen der Markenfans geglitten und tut es auch heute.

Was man früher so Langstrecken-Profi nannte. Man muss doch ein bisschen schmunzeln angesichts der für heutige Verhältnisse eher mager anmutenden Sessel mit nur wenig Kontur und gar keinem Seitenhalt. Sicher, als der Wagen vom Band rollte, waren die noch nicht durchgesessen - aber die Zeiten und Ansprüche haben sich verändert. Dafür brauchte man noch keine tausend Seiten starke Bedienungsanleitung. Die paar Köpfchen und Drehregler im Innenraum versteht man noch auf Anhieb. Willkommen in der analogen Welt. Klar strukturierte Rundinstrumente erleichtern das Ablesen von Drehzahl und Geschwindigkeit.

Es gab bei BMW Anfang der Achtziger jedoch schon so etwas Fortschrittliches wie eine Serviceintervall-Anzeige. Die Einschubfächer für Audiokassetten erinnern an eine Zeit, da Musikgenuss ausschließlich mit Rauschfrequenzen möglich war. Wer seinen E28 übrigens lieber sicher und luxuriös genießt, kann das tun. Immerhin gab es grandiose Extras, zu denen gar ein Antiblockiersystem sowie elektrisch verstellbare Vordersitze mit Memory (ab 525i) gehörten. Auch Abgasreinigung war für die späten Ausführungen ein Thema, die Klimaanlage gab es sogar schon beim Vorgänger gegen ein paar Tausender Aufpreis. Den elektronischen Bordrechner mit Durchschnittsverbrauch und Reichweite hat man bei BMW ja ohnehin erwartet. Um einen vollausgestatteten Fünfer aus den Achtzigern zu finden, muss man allerdings etwas Geduld mitbringen. Doch für viele Oldtimer-Fans ist das Suchen und Kaufen des Wunschobjekts ja ohnehin spannender als der Besitz selbst.

Chronik:
1981: Debüt der zweiten Fünfer-Generation E28
1983: Einführung des drehmomentstarken 525eta
1984: Das Vergasermodell 518 entfällt
1985: Das sportliche Topmodell M5 wird eingeführt
1987: Die Fünfer-Baureihe E28 läuft aus

BMW 520i - Technische Daten:
Viertürige Limousine der oberen Mittelklasse, Länge: 4,62 Meter, Breite: 1,70 Meter, Höhe: 1,42 Meter, Radstand: 2,63 Meter
2,0-l-Reihensechszylinder-Otto, 92 kW/125 PS, maximales Drehmoment: 170 Nm bei 4.000 U/min, Vmax 188 km/h, 0-100 km/h: 11,4 s

Heutiger Marktpreis nach Classic Data:
BMW 520i
Note 2:           4.300 Euro
Note 3:           2.200 Euro
Note 4:           800 Euro

Ersatzteilpreise
Radbremszylinder: etwa 105 Euro
Luftmengenmesser (520i): etwa 100 Euro
Kotflügel: etwa 120 Euro

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(Bild: kmm)



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