Power-Kombi

Toyota Avensis: Nichts für Harmoniebedürftige

Motor
14.01.2009 14:15
“Weißt du, was mich an diesem Auto stört? – Dass es nicht von uns ist!“ Was an diesem Werbespruch dran ist, wollte ich schon lange wissen. Dann stand ich also vor dem Toyota Avensis 2.2 Liter D-CAT. Tja. Doch schon bald war klar: So harmlos, wie er aussieht, ist er nicht!
(Bild: kmm)

Optisch sorgt der 4,70 Meter lange Kombi nicht gerade für staunende Blicke und überschäumende Emotionen. Brav steht er da in seiner Metalliclackierung und den Alufelgen. „Knuffige“ Heckleuchten, die sich sanft ausbuchten, eine gefällige Front, die je nach Perspektive an die Konkurrenz von Audi, VW und Opel erinnert. Doch relativ bald nach dem Einsteigen zeigt der Avensis Qualitäten. 

Bevor ich den Innenraum und die Armaturen genauer betrachte, muss erst mal der Motor zeigen, was er draufhat. 130 kW (177 PS) und ein maximales Drehmoment von 400 Nm versprechen einiges – und der saubere Selbstzünder hält auch viel! Mit einer Urgewalt reißt er den gut eineinhalb Tonnen schweren Kombi bis auf 220 km/h, nach 8,6 Sekunden war bereits der Hunderter erreicht. Da treibt’s der Beifahrerin die Schweißperlen auf die Stirn. 

Da brechen alle Wetter los
Richtig Spaß macht der rasende Kombi aber erst ab 2.000 Umdrehungen, darunter rührt sich nämlich gar nichts. Die Power kommt mitunter völlig überraschend. Will man zügig anfahren, gibt man gerne mal Vollgas, was sich aber zunächst nicht wirklich in schnellen Vortrieb umsetzt. Gemächlich setzt sich die Fuhre in Bewegung, bis – ja, bis die Nadel des Drehzahlmessers 2.000 Touren anzeigt. Dann brechen alle Wetter los, die Vorderräder drehen haltlos durch und zerren an der Lenkung. Es braucht schon einen zarten Gasfuß, um mit diesem Auto im Stadtverkehr schnell und zugleich harmonisch unterwegs zu sein. 

Überland ist die Lieblingsfahrt
In der Stadt fängt man wegen der Motorcharakteristik auch nicht viel mit dem serienmäßigen Sechsganggetriebe an, den Fünften und Sechsten hebt man sich besser für Landstraße und Autobahn auf. Dort fühlt sich der Avensis mit dem 177-PS-Diesel auch am wohlsten und ist herrlich zu fahren. Kurvenjagden gehören wiederum nicht zu den Glanzdisziplinen, die sehr leichtgängige Lenkung vermittelt relativ wenig Kontakt zur Fahrbahn, dafür lässt sie den Antrieb spüren, das Untersteuern bremst sportliche Ambitionen.

Großer Umweltfreund
Vorbildlich ist das Abgas-Nachbehandlungskonzept D-CAT (Diesel Clean Advanced Technology), das im Spitzenmodell eingesetzt wird. D-CAT überwindet die bisherigen technologischen Hürden bei der Abgasreinigung und reduziert sowohl Rußpartikel als auch Stickoxide. Verglichen mit den strengen Grenzwerten der Abgasnorm Euro 4 für Diesel-Pkw emittiert ein Toyota D-CAT Motor bis zu 50 Prozent weniger Stickoxide und bis zu 80 Prozent weniger Rußpartikel. Zudem ist das System wartungsfrei.  

Sicherheit ganz groß geschrieben
Mit fünf von fünf Sternen beim Euro-NCAP-Crashtest ist der Avensis einer der Sichersten seiner Klasse. Serienmäßig an Bord: Sieben Airbags (Front und Seite für Fahrer und Beifahrer, Knieairbag für den Fahrer, Kopfairbag vorne und hinten), dazu ABS, elektronisch geregelte Bremskraftverteilung EBD, Antriebsschlupfregelung TRC, Brems-Assistent und ESP. 

Viel Platz vorn und hinten
Bis zu 1.500 Liter fasst der Kofferraum mit absolut ebener Ladefläche, 520 Liter passen rein, wenn die Rücklehnen aufgestellt sind. Schade, dass man zum Umklappen die Kopfstützen abnehmen muss. Vorbildlich dagegen die Verzurrösen. Riesig ist auch das Handschuhfach, und die Armlehne zwischen Fahrer und Beifahrer enthält sogar zwei Fächer: ein großes und ein ganz großes. Was fehlt, ist nur ein Platz, wo man mal schnell etwas ablegt. Etwa ein Handy. Meins wird im Aschenbecher geparkt, aber das ist nur für Nichtraucher zu empfehlen. 

Nettes Detail ist die Fernbedienung für das optionale Navigationssystem. Sie ist vor der Armlehne angebracht und ist kabellos herausnehmbar. So kann auch der Beifahrer das System programmieren. Leider nur im Stand. Bewegt sich das Auto, ist die Zieleingabe blockiert. Sinnvoll, damit der Fahrer nicht während der Fahrt die Augen am (erfreulicherweise einklappbaren) Display hat, unsinnig, wenn der Beifahrer, der ja ohnehin nichts zu tun hat, sich als Navigator betätigt. Zudem könnte das System einfacher zu bedienen sein, der Joystick auf der Fernbedienung bereitet keine Freude. 

Fazit:
Wer Wert auf Understatement legt, ist hier richtig. Der Avensis fällt nicht auf, sorgt für ein reines Umweltgewissen, ist komfortabel und lässt es bisweilen richtig krachen. Harmoniebedürftige geraten durch die Motorcharakteristik in Stress. Aber verlässlich ist er. Der ADAC hat den Avensis mit dem "Gelben Engel" ausgezeichnet.

Stephan Schätzl

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(Bild: kmm)



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