Der Korea-Passat

Hyundai i40: Ist der Preisvorteil noch Schmerzensgeld?

Motor
14.12.2011 21:38
Hyundai ist dabei, den Markt aufzumischen. Eine der treibenden Kräfte dabei ist der i40, der Kombi, den die Koreaner auf Ford Mondeo, Citroen C5, Renault Laguna, VW Passat, Skoda Superb, Toyota Avensis und in zarten Wunschträumen auch auf den 5er-BMW loslassen. Schlagendes Argument ist weiterhin der Preis, aber die Ersparnis ist längst kein Schmerzensgeld mehr.
(Bild: kmm)

Schon das in Rüsselsheim gestaltete Design kann sich sehen lassen und geht durchaus als elegant durch. Die LED-Tagfahrlichtgrafik der Xenonscheinwerfer ist richtig stylish, die Front ist schnittig und erinnert mich an Ford, die Seitenlinie ist die Schokoladenansicht: Hier zieht sich in BMW-5er-Manier eine Kante durch die Türgriffe nach hinten bis in die Heckleuchten, die den Knick mit aufnehmen. Auch an der Front in der Scheinwerferkante wie auch im Falz der Motorhaube steckt ein wenig BMW, allerdings mit überzeichneten Merkmalen. Dass die Hyundai-Designer auf die Autos aus München stehen, hat sich auch gezeigt, als ich ein Foto der i40-Limousinen-Heckleuchte auf unserer Facebook-Seite zur Diskussion gestellt habe: Die meisten Leser vermuteten einen BMW.

Weniger gelungen ist das Heck, es bildet aus der Seitenansicht eine Art Hängea****. Die Chromspange zwischen den Heckleuchten, die wiederum auch dem Opel Insignia gut steht, ist dagegen ein Pluspunkt.

Innenraum schlicht und elegant
Beim Einsteigen empfängt einen der Hyundai i40 mit einer Begrüßungsmelodie, bevor der Blick dann auf den angenehm schlicht und elegant gehaltenen, geschwungen gelungenen Innenraum fällt. Die sehr plastische Armaturenkonsole schwingt sich aus den Türverkleidungen und hebt sich aus der Mitte hervor. Die Bedienung gibt keine Rätsel auf und wäre gar untadelig, wenn sich die Köpfe des Multifunktionslenkrades blind bedienen ließen. Die Beleuchtung ist grundsätzlich stylisch blau, die Instrumente der besseren Ablesbarkeit wegen weiß. Das kleine Display für Radio & Co ist allerdings kratzempfindlich und das Dimmen der sehr hell strahlenden Kontrolllamperl an den Knöpfen wirkt sich nicht auf alle aus. Die Kartenleseleuchten streuen das Licht zu stark, genau gesagt blendet die Beifahrerlampe den Fahrer. Weil wir gerade beim Licht sind: Die Xenonscheinwerfer strahlen perfekt, das konventionelle Fernlicht fällt dagegen extrem ab.

Die Materialauswahl im Innenraum ist ansprechend, in der Verarbeitungspräzision steckt aber noch immer Potential. So passt der Übergang von den Türen in die Konsole nicht ganz, und das kleine Tankuhr-Display, das in der Mitte des Tachos sitzt, ist leicht verdreht angebracht.

Angenehmer Reisebegleiter
Untadelig ist das Platzangebot in dem 4,77 Meter langen und 1,82 Meter breiten Kombi. Dachte ich zuerst, ich finde keine Position, in der mein rechtes Knie nicht anstößt, löste sich das Problem nach ein wenig Spielerei am höhenverstellbaren Fahrersitz in Wohlgefallen auf. Sogar die bekannt kritische Beifahrerin sitzt "endlich mal wieder richtig bequem", auch auf langen Strecken. Einzig die Heizung/Lüftung sorgte etwas für Unmut. Die Temperatur muss häufig nachreguliert werden und unter der Frontscheibe zieht es heraus, auch wenn dieser Kanal eigentlich geschlossen ist.

Der Hyundai i40 eignet sich bestens für Reisen zu viert oder gar zu fünft: Das Platzangebot auf der Rückbank ist herausragend, ab der "Premium"-Ausstattung ist sie sogar serienmäßig beheizbar. Sie lässt sich auch geteilt umklappen und ermöglicht eine nahezu ebene Kofferraumfläche, die Platz für über 1.700 l bietet. Sonst passen 553 Liter hinein, das serienmäßige Gepäcktrennnetz leistet dann gute Dienste. Die Heckklappe will mit Kraft nach oben gewuchtet werden und wenn sie nass ist, läuft einem das Dreckwasser drüber. Eine Kleinigkeit, die einem die Kleidung und den Tag versauen kann.

Auch das Fahrwerk hat Reisequalitäten. Es ist durchaus komfortabel, gibt sich aber bisweilen etwas ruppig, wenn es uneben wird. Da braucht es noch etwas Feinschliff, um vollends zur Konkurrenz aufzuschließen. Das gilt auch für die um die Mittellage etwas schwammige Lenkung.

Der 1,7-Liter-Dieselmotor mit 136 PS kommt mit dem 1.669 kg schweren Testwagen gut zurecht, stellt sein maximales Drehmoment von 320 Nm aber erst ab 2.000/min. bereit. In Verbindung mit der eher trägen, aber komfortablen Sechsgangautomatik hinterlässt er einen recht braven Eindruck. 12,0 Sekunden von 0 auf 100 km/h sind eine Menge, 1,4 Sekunden schneller geht es (Werksangabe) mit dem Sechsgang-Handschalter. Der Testverbrauch betrug 8,0 l/100 km. Vor allem im kalten Zustand drängt sich der Selbstzünder doch etwas in den Vordergrund, inklusive vibrierendem Lenkrad.

Viel Ausstattung zum günstigen Preis
Hyundai sorgt für eine Menge Komfort und Sicherheit. Dachreling, Parksensoren vorn und hinten, elektrische Parkbremse, ESP, sieben Airbags (inkl. Fahrer-Knieairbag), Tempomat (zeigt die eingestellte Geschwindigkeit nicht an) und Limiter (der schon), Lichtsensor, elektrisch verstellbare und beheizbare Außenspiegel, Bluetooth mit Spracherkennung, vier elektrische Fensterheber und Mittelarmlehne sind unter anderem schon in der Basisausstattung "Europe" serienmäßig. Ab "Premium" gibt's (wie beim Testwagen) etwa schlüssellosen Zugang mit Startknopf (zum Türenöffnen und –schließen aufs Knopferl am Türgriff drücken), Sitzheizung vorne und hinten, Zweizonen-Klimaautomatik, Regensensor, ein kühlbares Handschuhfach, 17-Zoll-Alus und mehr. Inklusive Xenon-Hauptscheinwerfern kommt der Testwagen auf knapp 33.780 Euro, ein vergleichbar ausgestatteter VW Passat kommt auf 6.000 Euro mehr, und sogar einen Skoda Superb unterbietet der Hyundai i40 deutlich. Der Einstiegspreis für den 135-PS-Benziner liegt übrigens bei 24.990 Euro.

Wir stellen den Motor ab, lauschen der erneut erklingenden Melodie und sinnieren: Hyundai ist schon sehr weit gekommen und macht den Eindruck, als wäre das Erreichte nur eine Stufe auf dem Weg, Premium zum Dumpingpreis anzubieten. Eine starke Ansage ist auch die fünfjährige Garantie ohne Kilometerbegrenzung. Man kann es mit dem i40 Kombi gut aushalten und sich mit ihm auch sehen lassen, vorausgesetzt Image ist sekundär. Faktisch ist dem Koreaner nicht viel vorzuwerfen, der Rest ist Gefühlssache und findet sich in keiner Ausstattungsliste – macht aber bei der Konkurrenz einen Teil des höheren Preises aus.

Stephan Schätzl

Warum?

  • Viel Auto für relativ wenig Geld.
  • Viel Platz und Sitzkomfort auch auf langen Reisen.

Warum nicht?

  • Im Detail noch nicht ganz präzise ausgeführt.

Oder vielleicht …

  • … Ford Mondeo, Citroen C5, Renault Laguna, Opel Insignia, VW Passat, Skoda Superb, Toyota Avensis.
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(Bild: kmm)



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