4 in 1 und Vollgas!

BMW packt Allrad in den 1er – mit bis zu 320 PS im M135i

Motor
02.12.2012 12:51
BMW bietet xDrive ab sofort auch in der kleinsten Baureihe, dem 1er an. Zunächst kommt man in zwei drehmomentstarken Varianten des Volumenmodells in den Genuss dieses superflexiblen Allradantriebs: im 120d mit 184 PS und im sportlichen Spitzenmodell, dem M135i (Foto), der satte 320 PS leistet. Damit werden die Münchner ihre Allradquote, die bereits über 50 Prozent beträgt, wohl noch weiter steigern.
(Bild: kmm)

Für erste Testfahrten lud BMW nach Sölden bzw. auf den Ötztaler Rettenbachferner, denn Eis und Schnee sind das beste Geläuf und Gerutsch, um den Allradantrieb im Detail zu erfahren. Das Besondere am xDrive ist, dass er die Antriebskräfte schon verteilt, bevor Schlupf auftritt – ein hervorragender Sicherheitsgewinn. Dafür werden Daten der Motorsteuerung, der Gaspedalstellung, des Lenkwinkels, der Raddrehzahlen und der Querbeschleunigung des Fahrzeugs berücksichtigt.

So funktioniert xDrive
In einer Art vorauseilendem Gehorsam schöpft der BMW aus diesen Daten quasi hellseherische Fähigkeiten und wirkt einem Untersteuern wie auch einem Übersteuern schon entgegen, bevor es auftritt. Droht das Fahrzeug etwa über die eingeschlagenen Vorderräder geradeaus zu schieben (= Untersteuern), wird sofort ein höherer Anteil der Antriebskraft an die Hinterräder gelenkt, sodass der Wagen präziser einlenkt. Droht das Heck auszubrechen (= Übersteuern), wird überschüssige Kraft an die Vorderachse gelenkt.

Erst wenn die Kraftverteilung zwischen den Achsen nicht mehr ausreicht, um den Fahrzustand zu stabilisieren, greift das Stabilitätsprogramm DSC ein, indem es je nach Bedarf die Motorleistung kurzzeitig reduziert und einzelne Räder abbremst.

Interessanter ist allerdings die Praxis…
Statt mich mit technischen Details zu befassen, habe ich die graue Theorie am Gletscher in schneeweiße Praxis umgesetzt und dabei wieder mal das stufenweise abschaltbare DSC (= ESP) schätzen gelernt. Ein kurzer Druck auf den DSC-Knopf eröffnet dem lustorientierten Fahrer ein Spaßuniversum im Schnee: Jetzt ist der DTC-Modus ("Dynamische Traktions Control" – ja, BMW hat bisweilen etwas seltsame Bezeichnungen für großartige Dinge) aktiviert, der extrem sportliches Fahren im Schnee und sogar Drifts zulässt. Der ist so gut abgestimmt, dass Rallyecross-Legende Herbert Grünsteidl beim Briefing für eine Art Rallye-Sonderprüfung empfahl, DTC aktiviert zu lassen, obwohl sportliche Fahrer in der Regel alle technischen Helferlein abschalten. Und tatsächlich: Mit DTC ist man sensationell schnell unterwegs.

Anders als etwa bei Mercedes lassen sich die elektronischen Fangleinen aber auch komplett abschalten (die Stuttgarter lassen das nur in ihren AMG-Modellen zu). Drei Sekunden aufs Knopferl gedrückt, schon ist der Fahrer allein mit seinen Fähigkeiten – und natürlich mit denen des xDrive.

Lässt man das Sicherheitssystem aktiviert, braucht der Fahrer auch auf glattestem Untergrund nicht befürchten, dass er die Kontrolle über sein Fahrzeug verliert. Jeder Rutscher wird rechtzeitig unterbunden, die Kraft wird an die Räder verteilt, die sie auch umsetzen können.

Geballte Kraft im M135i
Das Topmodell der 1er-Reihe ist eine echte Macht: 320 PS sind eine Ansage, erst recht aber die 450 Nm, die der Dreiliter-Sechszylinder mit TwinScroll-Turbolader schon bei 1.300 Umdrehungen ausliefert. Da ist man nicht nur im Schnee froh über xDrive, diese Gewalt profitiert auf jedem Untergrund davon. Im Vergleich zum heckgetriebenen M135i wiegt der 1,5 Tonnen schwere Allradler 75 kg mehr, traktionsbedingt nimmt er jenem beim Hunderter-Sprint auf trockener Fahrbahn mit 4,7 Sekunden dennoch zwei Zehntel ab.

Auf einer nassen Bergstraße half xDrive erstklassig, die Kraft auch bergauf beim Beschleunigen aus Kehren heraus auf den Boden zu bringen. Das Fahrwerk ist angemessen, aber bei Weitem nicht so hart wie im leider bereits ausverkauften 1er M Coupé. Die Lenkung ist herrlich direkt und liefert ausreichend Feedback. Nur die Bremsen dürften präziser zu dosieren sein. Der Sechszylindersound, der richtig nach BMW klingt, trifft dagegen den richtigen Ton, jedes Schalten der serienmäßigen Achtgangautomatik wird mit einem dumpfen Extrasound quittiert.

Auf Schnee ist man mit dem 120d aber nicht langsamer unterwegs, das zeigte sich bei gemessenen Slalom- und Handlingfahrten. Hier trennt nicht die Motorleistung, sondern das Gefühl des Fahrers die Spreu vom Weizen, und 184 PS bzw. 380 Nm bei 1.750/min. sind auch nicht nichts. Lediglich beim Start zu den Bewerben litt der Diesel an einer leichten Anfahrschwäche. "In der Höhe hat der Diesel 15 Prozent weniger Leistung", erklärte Herbert Grünsteidl zur Ehrenrettung des Selbstzünders.

Im Preis macht sich der Allradantrieb beim 120d mit knapp zweieinhalbtausend Euro bemerkbar, beim M135i sind es wegen der NoVA knapp 3.000 Euro. So kostet der günstigste 120d xDrive als Dreitürer also 31.650 Euro, der M135i xDrive fängt bei 52.100 Euro an.

Warum?

  • Bewährter, ausgereifter Allradantrieb
  • Zweistufig abschaltbares DSC

Warum nicht?

  • Etwas schwammige Bremse beim M135i
  • Derzeit kein Benziner mit ziviler Leistung erhältlich

Oder vielleicht …

… gleich noch ein Winterfahrtraining dazubuchen?

Besuche krone.at/Auto & Motorrad auf Facebook und werde Fan!

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

(Bild: kmm)



Kostenlose Spiele