Nie mehr stürzen!

BMW erfindet das Motorrad neu: Wollen wir das?

Motor
12.10.2016 19:17

Wenn so die Zukunft des Motorradfahrens aussieht, dann darf sie ruhig kommen - oder nicht? Hm, schwer. Ja, diese BMW-Studie schaut richtig scharf aus, aber die massive digitale Unterstützung dürfte Biker mit Benzin im Blut verstören. Andererseits: Wenn man auf Helm und Lederkombi verzichten kann, ist das schon richtig cool. Aber im Einzelnen:

(Bild: kmm)

Für viele Menschen ist eine Motorradtour gleichbedeutend mit einer kleinen Flucht aus dem Alltag. Welche Fluchtmöglichkeiten wird es aber noch geben, wenn dereinst autonome Fahrzeuge die Straßen bevölkern? Haben dann von Menschen gesteuerte Autos, Motorräder gar, noch eine Existenzberechtigung? Eindeutig ja, sagt man bei BMW. Aus langem Nachdenken und einigem Tüfteln - Anlass dazu war das hundertjährige Bestehen der Firma - ist jetzt ein visionäres Zweirad entstanden, quasi als Nachkömmling zu den drei bereits im Laufe dieses Jahres präsentierten Autos der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce. Vorgestellt wurde das BMW Motorrad Vision Next 100 soeben in Los Angeles. Und es sorgte bei den Betrachtern für große Augen.

Verständlich wird der Ansatz der Bayern nur für den, der das Motorradfahren als Einheit der Faktoren Fahrzeug, Fahrer und Umwelt begreift. Zum Motorrad der Zukunft gehört demzufolge auch der Fahrer der Zukunft, der sich - die Zeiten sind nun mal so - in einer digitalen Welt bewegt.

Motorrad fahren in Zukunft ohne Helm
Analog, so meint man bei BMW, bleibe aber das Fahrerlebnis, auch in 20 oder 30 Jahren. Fahrtwind, Beschleunigung und Fliehkräfte wird der Fahrer ungefiltert spüren, nämlich ohne Helm und ohne Protektoren in der Bekleidung. "The Great Escape", die Flucht aus dem Alltag, erfolgt in enger Verbindung mit dem Motorrad. Dank totaler Vernetzung sind Informationen über drohende Gefahren - Querverkehr oder auch ein Ölfleck auf der Fahrbahn - immer verfügbar, die Einbindung zahlloser Assistenzsysteme sorgt für totale Sicherheit. Wozu braucht's da noch Schutzkleidung?

Ohne Helm also könnte der Motorradfahrer in der Zukunft unterwegs sein. Ein Hilfsmittel aber braucht er, nämlich eine Schnittstelle zwischen ihm und der Maschine: den Visor, eine Brille mit der Funktion eines heutigen Head-up-Displays. In sie bekommt er die für seine (sichere) Fahrt relevanten Informationen automatisch eingespielt: die richtige Linie in unübersichtlichen Kurven, sicheres Umfahren nicht so ohne Weiteres erkennbarer Hindernisse, Schräglagen-Informationen. Reagiert der Fahrer nicht, zu spät oder gar falsch, greifen die elektronischen Schutzengel ein.

Kein Motorrad, wie wir es bisher kennen
Das Motorrad selbst sieht BMW mit neuen Augen: Primär besteht es aus einem flexiblen, ganz mit schwarzem Textil verkleideten Dreiecksrahmen, dessen Beweglichkeit die Richtungsänderung ermöglicht. Bei niedrigem Tempo biegt er sich als Folge der Lenkerbewegung stärker, bei hoher Geschwindigkeit gibt er sich zäher. Sichtbare Gelenke weist er nicht auf.

Seine Form orientiert sich am Vorbild der ersten BMW, dem Typ R 32, sagt Edgar Heinrich, Designchef bei BMW Motorrad. Wer die Zeichnungen beider Fahrzeuge zusammen betrachtet, mag nicht einmal widersprechen.

Auch Telegabel und Federbein sind nicht vorhanden: Feder- und Dämpfungsfunktion übernehmen die Reifen, deren Profil zusätzlich die Fähigkeit zur Verwandlung aufweist, sodass für jeden Untergrund eine optimale Lauffläche zur Verfügung steht. Der technische Hintergrund dafür bleibt allerdings unerläutert.

Zusätzlich, der gyroskopischen Technologie sei Dank, vermag sich das visionäre Motorrad selbst auszubalancieren. Es fällt nicht mehr um.

Der Antrieb erfolgt emissionsfrei, das ist klar. Der Motor sitzt versteckt in einem Gehäuse, dessen Form den weiß-blauen Markenkern zitiert, den Zweizylinder-Boxermotor. Im Stand schmal, verbreitert sich diese Einheit beim Start, verbessert damit die Aerodynamik und den Windschutz.

Der Ansatz von BMW, aus dem totalen Schutz des Fahrers dessen absolute Freiheit erwachsen zu lassen, erfordert von den Betrachtern dieses visionären Zweirads gedankliche Auseinandersetzung. "Man muss auch etwas weglassen können, wenn es nicht oder nicht mehr nötig ist", sagt Heinrich. Und fügt hinzu: Auch darin zeige sich Innovation.

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(Bild: kmm)



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