Drei Jahre Tablet

Wie das iPad eine ganze Branche verändert hat

Elektronik
06.04.2013 10:00
Ziemlich genau drei Jahre ist es nun her, dass Apple mit dem ersten iPad die Welt der Computer und Unterhaltungselektronik nachhaltig verändert hat. Wird heute der Tod traditioneller PCs und Laptops schwarzgemalt, war der Erfolg des Touch-Computers mit Handyprozessor bei seinem US-Start Anfang April 2010 noch keineswegs gewiss. Das Apple-Tablet wurde von zahlreichen Beobachtern teils scharf kritisiert, erwies sich dann aber doch als Wegbereiter für eine ganze Branche. Eine Branche, in der der Ton zunehmend rauer wird und der einstige Glanz des iPads nachzulassen droht.

Als Apple-Gründer Steve Jobs anderthalb Jahre vor seinem Tod das "magische und revolutionäre iPad" präsentierte, wusste zunächst niemand so recht, was von dem Gerät, das sich als Apples nächster großer Wurf entpuppen sollte, zu halten ist. War es nun ein zu groß geratener iPod Touch, ein seiner Tastatur beraubter Laptop oder doch das lang ersehnte Gerät, dem es gelingen sollte, das Web couch- und wohnzimmertauglich zu machen? Die Meinungen der Fachpresse und IT-Prominenz gingen beim Start des iPad ziemlich weit auseinander.

Anfangs spaltete das iPad die IT-Gemeinde
Am 7. April 2010 ging der krone.at-Test zum ersten iPad online (siehe Infobox). Während dem iPad in unserem Test bereits ein gewisses Revoluzzer-Potenzial bescheinigt wurde, gingen international die Meinungen auseinander. Das IT-Portal "CNET" hat die Hauptkritikpunkte am ersten iPad noch einmal zusammengefasst. So stieß den Testern etwa der Umstand sauer auf, dass auf dem Apple-Tablet keine Flash-Websites liefen. Generell hielten viele ein Internet-Tablet mit App-Marktplatz, auf dem zentrale Internettechnologien wie Flash nicht liefen, damals für ein unnötiges Gerät.

Auch die fehlende Tastatur war vielen Beobachtern ein Dorn im Auge. "Ich war schon in zu vielen Meetings mit Journalisten, die die ersten zehn Minuten des Meetings damit verbracht haben, ihr iPad wie einen Laptop aufzubauen", lästerte der für seine markigen Sprüche bekannte Microsoft-Chef Steve Ballmer etwa, als das iPad erst wenige Monate auf dem Markt war. Auch sein Vorgänger Bill Gates vertrat die Meinung, dass ein Computer ohne Tastatur kein erfolgversprechendes Konzept sein könne. Heute setzt Microsoft selbst mehr denn je auf Touch-Bedienung, hat mit Windows 8 sogar ein primär auf diese Eingabemethode ausgelegtes Betriebssystem im Angebot.

Mit dem Erfolg des iPad verstummten die Kritiker. Unternehmen wie Samsung beeilten sich, eigene Tablet-Computer auf den Markt zu werfen, um Apple den neuen Markt nicht kampflos zu überlassen. Doch Apples Geheimhaltungsstrategie während der iPad-Entwicklung war es zu verdanken, dass die Konkurrenz zunächst keine Chance gegen den übermächtigen Touch-Rechner aus Cupertino hatte.

Apples iPad erwischte ganze Branche kalt
Die ganze Branche hatte damit gerechnet, dass Apple sein neues Gerät zu hohen Preisen anbieten würde, tatsächlich kam das iPad dann aber für recht günstige 499 US-Dollar auf den Markt. Konkurrenten wie Samsung, die deutlich unausgereiftere Geräte zu höheren Preisen auf den Markt brachten, gereichte das nicht zum Vorteil. Es dauerte seine Zeit, bis es die Android-Konkurrenz – allen voran Samsung mit seinen Galaxy Tabs - mit Apples Erstlings-Tablet aufnehmen konnte, mehrere Konkurrenztablets konnten den Erfolg von Apples iPad nicht wiederholen.

So setzte etwa HP mit seinem Touchpad auf das von PDA-Pionier Palm übernommene WebOS – und legte mit dem Gerät einen veritablen Flop hin. Blackberry, damals noch unter dem alten Namen RIM, versuchte mit dem Playbook (siehe Infobox), auf den fahrenden Zug aufzuspringen – und scheiterte. Und zahlreiche Hersteller von Android-Geräten – von Acer über HTC bis hin zu Sony – brauchten Jahre, um den Anschluss an Apples iPad zu finden.

Das iPad verdankt seinen Erfolg den App-Entwicklern
Dabei war es vor allem das App-Ökosystem, das die Überlegenheit des iPad ausgemacht hat und bis heute ausmacht. Für kein anderes Tablet-System gibt es eine solche Fülle an mehr oder minder nützlichen Anwendungen, auch heute holt Android gerade erst langsam auf.

Dass das iPad ein solcher Erfolg wurde, verdankt es den zahlreichen Unternehmen, die ihre Inhalte und Apps auf das Apple-Tablet brachten. Zahlreiche Websites, Magazine und auch Zeitungen wie die "Krone" hatten schon kurz nach dem Start des Gerätes iPad-Apps im Programm. Aber auch Apple selbst war nicht untätig und hat seinen iTunes-Marktplatz in den letzten Jahren um reichlich iPad-fähiges Material wie eBooks erweitert.

Apple hat Trend zu Mini-Tablets anfangs verschlafen
Mit günstigen Mini-Tablets – Apple-Gründer Steve Jobs nannte sie damals "Totgeburten" – schaffte es die Android-Fraktion schließlich, Apple in Bedrängnis zu bringen. Erst ein Jahr nach dem Ableben des Apple-Gründers gestand sich Apple ein, dass die Idee eines kleineren Tablets im Taschenbuch-Format bei den Kunden doch auf eine gewisse Gegenliebe stößt – und brachte zusätzlich zum bis dahin immer wieder mit stärkeren Prozessoren und einem besseren Display ausgestatteten 10-Zoll-iPad das iPad mini (siehe Infobox) auf den Markt.

Der Start des iPad mini markiert einen Wendepunkt in der Tablet-Geschichte. Zum ersten Mal war Apple nicht mehr Innovator, sondern Nachzügler bei einem neuen Produkttrend. Unternehmen wie Amazon mit seinem Kindle Fire oder Google mit dem Nexus-7-Tablet hatten den Markt für Mini-Tablets bereits unter sich aufgeteilt, als Apple sich an der Schlacht um die Kunden zu beteiligen begann.

Die Android-Konkurrenz schließt immer mehr auf
War das iPad hinsichtlich der Hardware gerade in der Tablet-Anfangszeit der Konkurrenz teils haushoch überlegen, konnte das Mini-iPad der Android-Fraktion in diesem Punkt nicht mehr das Wasser reichen. Der stattlichen App-Auswahl und weniger der starken Hardware verdankt Apple, dass auch das iPad mini ein Erfolg wurde.

Doch auch wenn Apple mit seinen iPads die Tablet-Welt nach wie vor dominiert und dies durch sein App-Ökosystem mittelfristig wohl auch weiter tun wird: Die marktbeherrschende Stellung, die das Unternehmen in der Anfangszeit des Tablet-Booms genoss, ist heute bedrohter denn je.

Apples Vorsprung ist heute so klein wie noch nie
Zum ersten Mal spielt die Konkurrenz in puncto Hardware in der gleichen Liga wie Apple, günstige Android-Mini-Tablets wie das Acer Iconia B1 (siehe Infobox) oder Googles Nexus 7 greifen den Marktführer über den Preis massiv an und sorgen dafür, dass Android immer mehr verlorenen Boden gutmacht. Die großen Innovationen, die Apple noch vor ein paar Jahren an die Spitze der IT-Nahrungskette katapultierten, bleiben mehr und mehr aus, wie dies etwa die US-Wirtschaftsseite "Business Insider" kürzlich feststellte.

Zudem ist – neben Google - mit Microsoft mittlerweile eine weitere ernstzunehmende Konkurrenz im Tablet-Bereich aufgetaucht. Hybridgeräte mit Windows 8 wie Microsofts hauseigene Surface-Tablets (siehe Infobox) sollen die Vorteile des iPad mit der Funktionsvielfalt normaler Notebooks kreuzen. Zahlreiche Windows-Tablets großer PC-Hersteller blasen zum Angriff auf Branchenprimus Apple und die ebenfalls davongezogene Android-Konkurrenz. Drei Jahre nach dem Start des iPad tobt die Schlacht um Marktanteile am Tablet-Sektor so heftig wie nie zuvor.

iPad könnte verlieren, Tablets haben schon gewonnen
Doch auch wenn die Zeiten für Apple härter werden, eine große Leistung kann das iPad schon jetzt für alle Zeit für sich verbuchen: Steve Jobs' letzte große Schöpfung hat die Art und Weise, wie wir mit dem Computer umgehen, nachhaltig verändert. Was mit dem iPhone begonnen wurde, haegleiter, Touch-Geräte jetzt Standard.

Wenn Marktforschungsunternehmen wie Gartner (siehe Infobox) davon sprechen, dass der klassische PC mit Maus und Tastatur langfristig dem Tod geweiht ist und Mobilgeräte wie Tablets seine Rolle übernehmen werden, dann ist das zwar eine gewagte These. Der durchschlagende Erfolg, den das iPad nicht nur für Apple, sondern für das ganze Segment der Touch-Computer losgetreten hat, lässt solche Theorien jedoch zumindest nicht mehr völlig an den Haaren herbeigezogen erscheinen. Technikbegeisterte auf der ganzen Welt dürfen schon jetzt gespannt sein, wohin der Weg in den nächsten Jahren führen wird.

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